Skandal-Gitarrist wird zur Belastung Ron Wood lässt die Stones schlecht aussehen

Düsseldorf (RP). Mick Jagger soll den Gitarristen wegen seiner andauernden Alkoholexzesse ermahnt haben. Zwar rudert die Band mittlerweile öffentlich zurück, aber Wood gilt intern seit Jahren als Problem. Die Geschichte eines Besessenen.

 Ronnie Wood kommt derzeit nicht aus den Schlagzeilen.

Ronnie Wood kommt derzeit nicht aus den Schlagzeilen.

Foto: \551450Source\, AP

Bei Rockstars sieht man entweder darüber hinweg, wenn sie zu tief ins Glas schauen, oder man weidet sich am Exzess. So will es eben das Klischee: Sex, Drugs & Rock'n'Roll lautet die unheilige Allianz im Showbiz. Wenn nun ein Rockstar — Mick Jagger — den anderen — Ronnie Wood — wegen dessen Wodka-Gelüsten aus der Band schmeißen will, so mutet das zunächst etwas befremdlich an.

Zumal bei den Rolling Stones, deren Mitglieder zu allen Drogen des Planeten einen Beipackzettel verfassen könnten. Nüchtern betrachtet, geht es hier jedoch weniger um Persönliches als um Geschäftliches: die Stones sind ein florierender Betrieb, dessen Ertragslage Gitarrist Ron Wood seit Jahren gefährdet.

Bevor Ronald David Wood 1975 zu den Rolling Stones stieß, bildete er mit Rod Stewart bei den Faces ein ähnliches Gespann wie Keith Richards und Mick Jagger. Da diese Rolle beim neuen Arbeitgeber besetzt war, blieb der jüngste Stone auch der blasseste.

Zusätzlich erschwerte ihm sein maßloser Alkoholkonsum, anstelle des ausgeschiedenen Mick Taylor die Position als Leadgitarrist zu übernehmen. Wood rollte zwar mit, aber immer als fünftes Rad am Wagen. Sozusagen als Ausgleich verwandelte er sein Privatleben in eine Trümmerlandschaft, soff und kokste sich beinahe um den Verstand.

Aber er machte auch nie einen Hehl daraus, redete öffentlich über seine Sucht, seine Besessenheit. Insgesamt sechsmal versuchte er, die Dämonen in sich zu besiegen, ließ sich entgiften in Entzugskliniken. Danach trank er für eine Weile Saft, kippte aber irgendwann wieder ein Gläschen Wein, dann zwei, und landete am Ende beim Wodka.

Aktueller Stand: angeblich zwei bis drei Flaschen pro Tag. Schon einmal hat Jagger Wood ermahnt, sein Leben umzustellen, das war 2003, vor der vorvorletzten Abschiedstournee. Auch damals gefährdete der fragile Gesundheitszustand des Gitarristen die Konzertpläne. Ronnie Wood ging zur Kur, trank eine Weile Saft und stürzte wieder ab.

Wahrscheinlich lässt er sich auch diesmal überzeugen. Obwohl eine Tournee, wie die Stones gestern offiziell verkündeten, gar nicht anstehe, man also Wood auch nicht zu Hause lassen könne. Am grundsätzlichen Sachverhalt ändert das nur wenig. Ronnie Wood ist im Club der zum gesundheitsbewussten Leben bekehrten Rentner namens Rolling Stones der Unverbesserliche, der letzte Junkie.

Selbst der zeitlebens drogenbenebelte Keith Richards pflegt nach seinem Sturz von einer Palme vor vier Jahren ein beschauliches Dasein und sammelt antike Handschriften statt Frauenbekanntschaften. Und Mick Jagger läuft mit 66 Jahren auf der Bühne noch locker einen Marathon.

Nur Wood findet einfach keine Befriedigung: Für die 20-jährige Kellnerin Jekaterina Iwanowa aus Kasachstan schmiss der 62-Jährige zwei Jahrzehnte Ehe mit seiner Frau Jo hin. Jo war es, die ihn davor bewahrte, sein Leben im Vollrausch vor die Wand zu fahren, die ihn ermutigte, sein Talent für die Malerei auszuleben.

Sie soll es auch gewesen sein, die Jagger um Hilfe gebeten hat, konnte es nicht mehr mit ansehen, wie Wood sich in ein Wrack verwandelte. Natürlich endete die Affäre mit der Kellnerin im Desaster, das die britischen Medien dank Iwanowa täglich um schmutzige Details bereichern. Was sich wohl nicht positiv auf Woods Getränkekonsum auswirkt.

Muss man sich die Rolling Stones also bald ohne Ronnie Wood vorstellen? Wohl kaum. Der Gitarrist wird auf seinen Boss Mick Jagger hören, vor der nächsten Abschiedstournee zum siebten Mal in den Entzug gehen, neue Bilder malen und eine Weile Saft trinken. Außerdem wird ja auch er älter — und vielleicht so weise wie seine Kollegen.

(RP)
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