Kerner am Donnerstagabend im TV Sat1-Teams reisten fünf Mal nach Afghanistan

Berlin (RPO). Zur Vorbereitung der umstrittenen Talkshow mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) reisten insgesamt fünf Mal Teams des Sat.1-Moderators Johannes B. Kerner nach Afghanistan.

 Kerner am Hindukusch: "Ein persönliches Interesse."

Kerner am Hindukusch: "Ein persönliches Interesse."

Foto: POOL, AFP

Das geht aus einer Antwort des Bundesverteidigungsministeriums auf eine Anfrage des Grünen-Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele hervor. Derweil verteidigte Kerner seine Sendung gegen die zunehmende Kritik.

Demnach war bereits Anfang November ein dreiköpfiges Team vor Ort. Ende November reisten erneut drei Mitarbeiter der Sendung "Kerner" nach Afghanistan, sie hielten sich zehn Tage im Einsatzgebiet der Bundeswehr auf. Kurz vor dem Truppenbesuch Guttenbergs im Dezember gab es zwei weitere Reisen mit zwei Mitarbeitern beziehungsweise einem Mitarbeiter.

Bei der fünften Reise am 12. und 13. Dezember mit Guttenberg, seiner Frau Stephanie sowie Kerner nach Masar-i-Scharif umfasste der Sat.1-Reisetross insgesamt 14 Personen.

Die Arbeit des "Kerner"-Produktionsteams und die Aufzeichnung des Gesprächs mit Soldaten und dem Minister seien "eine Maßnahme der Informationsarbeit im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung", heißt es in der Antwort des Ministeriums auf Ströbeles Anfrage.

Das Format "Kerner" sei "besonders geeignet", einer breiten Öffentlichkeit Informationen über den Einsatz in Afghanistan und die Haltung der dortigen Bundeswehrsoldaten "authentisch zu vermitteln".

Das Gespräch vor Ort ermögliche "eine emotionale Bindung" der Zuschauer mit den Einsatzkräften, was die Akzeptanz des Einsatzes fördere, begründete das Ministerium den Aufwand für die Talkshow. Zur Finanzierung hieß es in der Antwort, die Kostenerfassung und Abrechnung mit der Produktionsfirma sei noch nicht abgeschlossen.

Ströbele sagte der "Saarbrücker Zeitung" (Freitagsausgabe), die Sendung sei "offenbar doch seit Monaten geplant gewesen". Der Aufwand "an einem Kriegsschauplatz ist geschmacklos, absurd und eine Zumutung für die Soldaten", fügte der Grünen-Politiker hinzu. Er forderte das Verteidigungsministerium zugleich auf, die Kosten der Reisen offen zu legen.

Kerner hatte ein "persönliches Interesse"

Sat.1-Moderator Kerner betonte derweil, den Polit-Talk nicht aus Quotengründen aufgezeichnet zu haben. Es sei persönliches Interesse gewesen.

Das sagte der 46-jährige Journalist dem Berliner "Tagesspiegel". Er fügte hinzu: "Ich habe nie verstanden, wie der Bundeswehr-Einsatz, der ja auch vom Bundestag mandatiert ist, in Deutschland den Umfragen nach von 71 Prozent der Menschen abgelehnt werden kann. Womöglich wissen die Leute zu wenig darüber, dachte ich. Und wo Unwissenheit herrscht, hilft Aufklärung."

Laut Kerner hat sich zudem die Quote seiner Magazinsendung deutlich entspannt. Im November habe es mit durchschnittlich 11,7 Prozent Marktanteil den besten Monatsschnitt seit Sendungsbeginn im November 2009 gegeben. "Deshalb muss ich meine Quote weder am Hindukusch noch an der Elbe verteidigen", sagte der Moderator. Und das Thema Afghanistan gelte "ohnehin als Quotengift".

Der Moderator verteidigte zugleich die Sendung aus der Krisenregion, die am Donnerstagabend (23.15 Uhr) ausgestrahlt werden sollte. "Erstens senden wir aus der sicheren Umgebung des ISAF-Camps Marmal. Und zweitens machen wir auch keine Show, sondern eine Magazinsendung, mit langen Film- und kurzen Gesprächsbeiträgen", erläuterte Kerner. Und er rede auch hauptsächlich mit Soldatinnen und Soldaten und nicht allein mit dem Minister.

Kerner hatte nach Angaben des Verteidigungsministeriums zur Delegation des Ministers gehört, die am Montag mit dessen Frau Stephanie eintägig bei den deutschen Soldaten in Afghanistan war. Anschließend wurde Kritik daran laut. Die Sendung "Kerner" hatte im vergangenen Jahr im Schnitt einen Marktanteil von 7,7 Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen erzielt. In diesem Jahr waren es bisher 9,4 Prozent.

(DDP/csr)
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