Mordprozess Steenkamp-Vater sagt erstmals gegen Oscar Pistorius aus

Pretoria · Im Mordprozess gegen den ehemaligen südafrikanischen Sprintstar Oscar Pistorius hat erstmals der Vater des Opfers ausgesagt. Unter Tränen forderte Barry Steenkamp eine harte Strafe für den Ex-Verlobten seiner Tochter Reeva.

 Oscar Pistorius droht eine lange Haft

Oscar Pistorius droht eine lange Haft

Foto: dpa, deaan vivier sh

"Er soll für sein Verbrechen bezahlen", forderte Steenkamp. Das Gericht soll über das Strafmaß für den 29-Jährigen entscheiden, wegen Mordes drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft. "Es ist sehr schwierig für mich, ihm zu vergeben (...) Ich glaube, dass Oscar für das, was er getan hat, bezahlen muss", sagte er. Eines Tages werde er aber versuchen, privat mit Pistorius zu sprechen. Der 73-Jährige sagte außerdem aus, er glaube, dass sich das Paar vor der Tat gestritten habe.

Steenkamp gab an, dass er sich nach dem Tod seiner Tochter mit Insulinspritzen Wunden zugefügt habe. "Ich hab Diabetesnadeln in meine Arme und meinen Bauch gestochen, um den gleichen Schmerz wie Reeva zu fühlen." Als er vom Tod seiner Tochter erfahren hat, sei er in Panik ausgebrochen. "Was sie in diesen letzten Sekunden durchlebt haben muss, in diesen wenigen Sekunden - sie muss so viele Schmerzen und Angst gehabt haben." Barry Steenkamp zitterte während seiner Aussage und ihm versagte immer wieder die Stimme.

 Barry Steenkamp sagte gegen Pistorius aus

Barry Steenkamp sagte gegen Pistorius aus

Foto: dpa, deaan vivier sh

Zuvor hatte ein von der Verteidigung bestellter Pastor den früheren Paralympics-Star Pistorius als "gebrochenen Mann" bezeichnet. "Ich habe Pistorius oft besucht, ihm Seelsorge angeboten", sagte Marius Nel. Pistorius war Mitglied seiner Gemeinde, Nel habe ihn regelmäßig im Gefängnis besucht.

Pistorius hatte Reeva Steenkamp im Februar 2013 durch die geschlossene Toilettentür seines Hauses in Pretoria erschossen. Der unterschenkelamputierte Sportler beteuerte stets, seine Freundin für einen Einbrecher gehalten und in Panik geschossen zu haben.

Der 29-Jährige war in erster Instanz im Oktober 2014 wegen fahrlässiger Tötung zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Im Dezember vergangenen Jahres kam ein Berufungsgericht aber zu dem Urteil, dass Pistorius mit "krimineller Absicht" gehandelt habe - und sprach ihn des Mordes schuldig. Das Strafmaß soll in dieser Woche verkündet werden.

(crwo/dpa/afp)
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