TV-Alkoholbeichte von Jenny Elvers "Was hatten Sie aus der Minibar?" — "Alles!"

Düsseldorf · Im September 2012 konnten die Zuschauer den Tiefpunkt von Jenny Elvers-Elbertzhagen im Fernsehen mitverfolgen, als sie betrunken in einer NDR-Sendung saß. Nun sucht sie den Neuanfang in einem RTL-Interview.

Jenny Elvers-Elbertzhagen spricht über ihre Alkoholsucht
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Jenny Elvers-Elbertzhagen spricht über ihre Alkoholsucht

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Der Absturz ist nicht lange her. Im September des vergangenen Jahres krümmte sich die Schauspielerin betrunken auf dem Sofa neben Moderatorin Bettina Tietjen. Kurze Zeit später machte ihr Ehemann und Manager Götz Elbertzhagen die Alkoholabhängigkeit publik.

Mittlerweile hat die Schauspielerin einen Alkoholentzug hinter sich. Über Monate begleitete ein Kamera-Team von RTL die Schauspielerin. Von ihrer Sucht erzählte Elvers-Elbertzhagen im ersten TV-Interview Moderatorin Frauke Ludowig — "Die Alkoholbeichte! Jenny Elvers — Die ungeschminkte Wahrheit".

Party-Queen und Alkoholikerin

Wie die Party-Queen zur Alkoholikerin wurde, wie sie sich durch den Entzug kämpfte und sie nun versucht, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen - es waren private Einblicke, die Elvers-Elbertzhagen dem Zuschauer ermöglichte.

Vor ihrem Alkoholentzug trank sie täglich drei Flaschen Hochprozentiges. In der Branche wurde offenbar bereits länger getuschelt, sie trinke zu viel. "Meine Tagesdosis vorher war vormittags eine Flasche Prosecco, nachmittags eine Flasche Wein und abends eine Flasche Wodka", sagte die 40-Jährige.

Der Auftritt bei der NDR-Sendung war für ihren Mann ein letzter Warnschuss. "Ich war granatenvoll", gestand die Schauspielerin Moderatorin Ludowig. Sie habe es aber erst in dem Moment gemerkt, wie betrunken sie war.

Tiefgründige Liebe

Für ihren Mann war der Schritt an die Öffentlichkeit eine verzweifelte Maßnahme, der nur auf tiefgründiger Liebe zu seiner Frau basierte. Die Sendung beim NDR konnte sie sich selbst nur "in Maßen anschauen". Ihr Auftritt "war nicht zu ertragen".

Während ihres Entzugs in der Betty-Ford-Klinik habe sie fürchterliche Schmerzen gehabt, "vor allem in den Beinen, aber eigentlich am ganzen Körper".

Beim Blick in den Spiegel war sie geschockt von ihrem Aussehen. Die alarmierende Diagnose der Ärzte: Sie hatte nur noch sechs bis acht Wochen zu leben.

"Zum Schluss war es Koma-Saufen"

"Zum Schluss hab ich Koma-Saufen betrieben", sagte die Schauspielerin RTL. Mit Sohn Paul redeten die Eltern Klartext. "Keine Frage, es war sicherlich eine harte Sache für ihn und ich hoffe, dass er keine bleibenden Schäden davon trägt", aber das Offene, Direkte sei eben seine Art, sagte Ehemann Elbertzhagen.

RTL ging auf Spurensuche nach dem Alkohol-Absturz der Schauspielerin. Die Suche führte das Team nach Amelinghausen, einem Heide-Dorf bei Lüneburg.

Hier, in ihrem Geburtstort, in dem sie zur "Heide-Königin" gekürt wurde, liegen nach Ansicht von Star-Designer Michael Michalsky, einem engen Freund von Elvers-Elbertzhagen, die Gründe für die Sucht. Sie habe sich den Karrierestart anders vorgestellt. "Sie hat so viele Geschichten gemacht, aber ihr hat die Anerkennung gefehlt", sagte auch ihr Mann.

Suche nach Anerkennung

Nicht ernst genommen zu werden und stets um Anerkennung kämpfen — ein Problem, das oftmals in die Hilflosigkeit führt. So auch im Fall von Elvers-Elbertzhagen: "Ich musste immer besser sein."

Um ihre Sucht zu vertuschen, wurde sie mit der Zeit immer einfallsreicher. In Hotels habe sie morgens ein Champagner-Frühstück für zwei bestellt — für sich allein. "Das Frühstück selbst war egal, mir ging es um den Alkohol."

Elvers-Elbertzhagen fühlte sich sicher. Und in vielen Situationen ging ihr Mut sogar soweit, dass sie in die Offensive ging. Auf die Frage, was sie aus der Minibar getrunken habe, antwortete sie bei der Begleichung der Rechung. "Alles!"

"Es war ein befreiender Moment"

Der Absturz kam in Etappen. In der Endphase fand sie sich "ganz schrecklich". Es folgte der Zusammenbruch, der gleichzeitig einer Erlösung gleich kam. "Das war in der Klinik. Da war ich ganz unten. Es klingt komisch: Aber es war ein sehr befreiender Moment."

Bis jetzt nehme sie regelmäßig Schlaftabletten und Psychopharmaka. Obwohl sie derzeit trocken sei, halte sie sich noch lange nicht für geheilt. Ihr Kampf gegen die flüssige Sucht ist noch lange nicht beendet: "An Alkohol denke ich jeden Tag."

Jetzt wolle sie Stück für Stück wieder arbeiten, habe unter anderem ein Angebot von einem Theater. Aber sie weiß auch, sagte sie, dass die anderen Sicherheit brauchten. Ihr Wunsch sei es, gefestigt aus der Sache herauszugehen.

Und sie weiß auch, ist, dass ihre Ehe eine enorme Belastungsprobe durchmacht — noch immer. "Wir müssen gucken, dass wir das in den nächsten Monaten und Jahren auf die Reihe bekommen", sagte ihr Mann. "Der Alkohol hat mich in die Knie gezwungen, aber mir nicht die Würde genommen", erklärte sie am Ende der Sendung. Denn "ich bin eine Kämpferin".

(nbe)
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