Streit um Umgestaltung des Magazins Chefredakteur Wolfgang Büchner verlässt den "Spiegel"

Hamburg · "Spiegel"-Chefredakteur Wolfgang Büchner verlässt das Hamburger Nachrichtenmagazin zum 31. Dezember dieses Jahres. Während das Unternehmen zu den Gründen der Trennung schwieg, wurden bereits Pläne für die neue Führung bekannt.

 Wolfgang Büchner

Wolfgang Büchner

Foto: dpa

Das teilte der Verlag am Donnerstag in der Hansestadt mit. Über seine Nachfolge werde "in Kürze" entschieden. Der Abschied erfolge in "gegenseitigem Einvernehmen", hieß es in der Mitteilung des Verlags weiter. Auch der Geschäftsführer des "Spiegel"-Verlags, Ove Saffe, wird demnach sein Amt bis spätestens Mitte 2015 niederlegen. Er stehe allerdings vorerst noch so lange weiter zur Verfügung, bis seine Nachfolge geregelt sei.

Büchner war im Frühjahr vergangenen Jahres als neuer Chefredakteur für den "Spiegel" und die Online-Plattform "Spiegel Online" vorgestellt worden. Medienberichten zufolge entwickelte sich zwischen ihm und der Redaktion aber schnell ein Streit um Führungs- und Personalfragen.

Demnach stieß der 48-Jährige bei den Mitarbeitern mit Entscheidungen zur Neubesetzung wichtiger Posten auf Kritik. So machte er den früheren "Bild"-Journalisten Nikolaus Blome zu seinem Stellvertreter und zum Leiter des Berliner Hauptstadtbüros von "Spiegel" und "Spiegel Online". Daneben soll es aber auch grundsätzlich um die künftige strategische Ausrichtung des Magazins gegangen sein, insbesondere die stärkere Verschmelzung der bisher redaktionell noch getrennten Print- und Onlinebereiche.

Das von Büchner entwickelte Projekt zur Verzahnung der zwei Bereiche firmierte intern unter dem Namen "Spiegel 3.0". Es war nach kontroversen Diskussionen im August von der Gesellschafterversammlung beschlossen worden, wie der Verlag damals mitteilte. Diese nähmen "die Sorgen ernst, die aus Redaktion und Dokumentation des 'Spiegel' in den vergangenen Tagen geäußert wurden".

Beim "Spiegel"-Verlag ist der Einfluss der Mitarbeiter auf alle Personal- und Strategiefragen aufgrund der sehr ungewöhnlichen Besitzverhältnisse groß. Knapp die Hälfte des Unternehmens gehört einer Beteiligungsgesellschaft der Belegschaft, die damit entscheidenden Einfluss nehmen kann.

Der noch amtierende "Spiegel"-Geschäftsführer Saffe dankte Büchner am Donnerstag für seine Arbeit. "Mit 'Spiegel 3.0' hat er ein Digitalisierungskonzept vorgelegt, das die Weichen stellt für notwendige Veränderungen beim 'Spiegel' und bei 'Spiegel Online'."

Bis zur Regelung der Nachfolge an der Redaktionsspitze werden dem Verlag zufolge die beiden stellvertretenden Chefredakteure Klaus Brinkbäumer und Clemens Höges den "Spiegel" leiten. Die Verantwortung für "Spiegel Online" übernehmen kommissarisch dessen stellvertretende Chefredakteure Barbara Hans und Florian Harms.

Büchner arbeitete zunächst bei Nachrichtenagenturen und der "Financial Times Deutschland", bevor er zu "Spiegel Online" wechselte und dort in leitenden Positionen und schließlich als einer von zwei Chefredakteur arbeitete. Von 2010 bis 2013 war er Chefredakteur der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Dann kehrte er als gemeinsamer Chefredakteur zu "Spiegel" und "Spiegel Online" zurück.

(AFP)
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