Spontan-Konzert von Naidoo zugunsten der Flutopfer Hobbypiloten über Hochwassergebiet sorgen für Ärger

Düsseldorf · Der Norden Deutschlands kämpft weiter gegen das Hochwasser an. In Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind Tausende Helfer im Einsatz. Vor allem die Gemeinden Lauenburg und Hitzacker sind betroffen. Wir haben die wichtigsten Vorkommnisse des Mittwochs zusammenfasst.

Angela Merkel besucht Hochwasserhelfer in Lauenburg
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+++19.27 Uhr: Popsänger Xavier Naidoo (41) hat im niederbayerischen Straubing spontan ein Konzert zugunsten der Flutopfer gegeben. Der Auftritt am Mittwoch sollte bis zum Abend dauern - am Nachmittag waren nach ersten Schätzungen etwa 2000 Menschen gekommen. Eintritt wurde nicht verlangt, die Besucher konnten aber freiwillig spenden. Die Initiative ging von dem Popstar selbst aus. Naidoo war mit seinen Musikern in einem Truck samt Equipment ins vom Hochwasser betroffene Straubing gekommen.

+++18.51 Uhr: Wegen schaulustiger Hobbypiloten über den Hochwassergebieten hat das Bundesverkehrsministerium den Flugverkehr eingeschränkt. Im Raum Deggendorf in Bayern sowie im Korridor Dresden/Hamburg seien nur noch Flüge der Einsatzkräfte zugelassen oder solche im öffentlichen Interesse wie beispielsweise für Luftaufnahmen zur Auswertung von Experten, sagte eine Sprecherin von Minister Peter Ramsauer (CSU) am Mittwoch. Die Schaulustigen hätten zu "massiven Störungen in den Einsatzgebieten" geführt. Die Beschränkungen im Luftverkehrstourismus gelten den Angaben zufolge seit Dienstag und sind vorerst bis Freitag, 24.00 Uhr, geplant.

+++18.04 Uhr: Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist zu erheblichen Finanzhilfen für Opfer Hochwasserkatastrophe in Deutschland, Österreich, Tschechien, der Slowakei und Ungarn bereit. Dies könne auch über die im Jahr 2002 bereitgestellte eine Milliarde Euro Hilfskredite für Hochwasser-Opfer hinausgehen, teilte EIB-Präsident Werner Hoyer am Mittwoch in Luxemburg mit. Für die "dringlichste Bewältigung" von Hochwasserschäden könne die Bank die Kosten zu 100 Prozent übernehmen. Ansonsten stelle sie Kredite mit sehr langen Laufzeiten bis zu 30 Jahren zur Verfügung. Vor allem Maßnahmen zur Reparatur von Schäden der Infrastruktur und zur Wiederaufnahme von Unternehmenstätigkeit könnten finanziert werden. Die EU-Kommission hatte hingegen bereits in der vergangenen Woche mitgeteilt, sie habe in diesem Jahr kein Geld mehr in einem Solidaritätsfonds für die Opfer von Naturkatastrophen.

+++17.27 Uhr: Der Zentralrat der Muslime hat zu Spenden, Gebeten und tatkräftiger Hilfe für die Flutopfer aufgerufen. Sein Vorsitzender Aiman A. Mazyek sagte am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa in Köln, es zählten auch Muslime zu den Geschädigten. So sei in Halle die untere Etage einer Moschee überschwemmt. "Diesen Freitag werden in vielen Gemeinden Spenden gesammelt", sagte er. Man könne aber auch bei den Aufräumarbeiten mithelfen oder für die Opfer beten. Hilfe für den Nachbarn sei ein wichtiger Aspekt im Islam. "Es gibt da einen Spruch des Propheten: "Der Beste unter euch ist der, der für die Menschen am Besten ist." Der könne hier gleichsam als Motto dienen, sagte Mazyek.

+++15.38 Uhr: Vom Hochwasser betroffene Hausbesitzer sollten bei der Sanierung den Schutz ihres Gebäudes verbessern. So können Rückstausicherungen in der Abwasserleitung das nächste Mal verhindern, dass Schmutzwasser über die Kanalisation eindringen kann, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin erläutert. Mobile Schutzsysteme verschließen im Notfall Türen, Fenster und Lichtschächte. Diese müssen aber zu Hause auf Lager sein. Und der Hausbesitzer sollte sich mit der Handhabung des Systems vertraut machen.

+++14.45 Uhr: Tausende Hochwasserhelfer an der Elbe sind unermüdlich im Einsatz. Bundeskanzlerin Merkel hat ihnen bei einem Besuch in Lauenburg ihre Anerkennung ausgesprochen und die Hilfszusage des Bundes bekräftigt. "Wir achten und schätzen das ganze Engagement", sagte die Kanzlerin am Mittwoch bei einem Besuch der Elbestadt. Zusammen mit Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) informierte sie sich über die Lage in der Kleinstadt und die Arbeit der Einsatzkräfte. Die Kanzlerin bekräftigte, dass der Bund die betroffenen Menschen nicht alleinlassen werde. "Wir haben vereinbart, es gibt eine Soforthilfe." Zugleich begrüßte sie, die Unterstützung von privater Seite: "Ich freue mich über jede Spendenaktion, das ist ein ganz wichtiges Zeichen."

+++12.07 Uhr: Der geplante Bund-Länder-Hilfsfonds zur Finanzierung der Hochwasserschäden wird nach Angaben aus der schwarz-gelben Regierungskoalition voraussichtlich ein Volumen von rund acht Milliarden Euro haben. Vorgesehen sei, dass Bund und Länder die Kosten je zur Hälfte trügen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch aus Koalitionskreisen. Der Bund werde seinen Beitrag von rund vier Milliarden Euro wohl über einen Nachtragshaushalt für 2013 einbringen.

+++11.57 Uhr: In Mecklenburg-Vorpommern sind angebliche Flutopfer als kriminelle Spendensammler unterwegs: Die Polizei hat fünf Männer ertappt, die ohne Spendenausweis in Groß Trebbow Geld für Hochwassergeschädigte erbeten hatten, wie ein Sprecher am Mittwoch mitteilte. Die Männer im Alter zwischen 28 und 38 Jahren wurden von einem Streifenwagen gestoppt, drei von ihnen waren der Polizei bereits wegen Betrügereien bekannt, wie es hieß.

+++11.40 Uhr: Angesichts weiter auf die Deiche drückender Wassermassen ist die Lage in den Flutgebieten an der Elbe auch am Mittwoch extrem angespannt geblieben. An der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg breitete sich das Hochwasser wegen eines Deichbruchs bei Fischbeck weiter im Hinterland aus, teilten die Krisenstäbe der Regierungen in Magdeburg und Potsdam mit. Die Behörden in Sachsen-Anhalt ordneten die Evakuierungen der letzten verbliebenen Einwohner der Dörfer Klietz, Kamern und Wust im Landkreis Stendal an. Auf Brandenburger Seite begannen Helfer in der Nacht vorsorglich mit dem Bau eines Notdeichs, um das Havelland zu schützen.

+++11.05 Uhr: Das Elbe-Hochwasser hat vielerorts seinen Höhepunkt erreicht, die Pegelstände stagnieren oder sinken zumeist. Die Wassermassen drücken dennoch weiter auf die Deiche. Die Gefahr von Brüchen bleibe groß, sagte der Katastrophenstab des Landkreises Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern am Mittwoch. In Lauenburg in Schleswig-Holstein blieb der Wasserstand seit dem Abendstunden in etwa konstant. Auch in Niedersachsen verharrte die Elbe auf ihrem Höchststand.

+++10.55 Uhr: Der italienische Versicherungskonzern Generali schätzt die Nettokosten durch die Hochwasserschäden auf 100 Millionen Euro. Allein in Tschechien rechnet die Nummer drei in Europa mit 40.000 Schadensfällen. Der Allianz -Rivale ist auch in den übrigen betroffenen Gebieten in Zentraleuropa, Deutschland sowie Österreich vertreten.

+++10.51 Uhr: Eine Fliegerstaffel der Bundespolizei ist in Schleswig-Holstein im Hochwassereinsatz. Sie soll Sandsäcke transportieren und im Notfall Menschen evakuieren.

+++10.03 Uhr: Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) will die Finanzierung der der Fluthilfen durch den Bund über einen Nachtragshaushalt sicherstellen. Die FDP-Bundestagsfraktion wolle einen Nachtragshaushalt einbringen, "damit wir auch möglichst schnell die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen können, um zu helfen", sagte Rösler am Mittwoch dem Bayerischen Rundfunk. Bund und Länder sollten jeweils die Hälfte zur Finanzierung des Flut-Hilfe-Fonds aufbringen. Steuererhöhungen seien dafür nicht notwendig.Nach Informationen unserer Redaktion geht die Bundesregierung bei den geplanten Fluthilfen von Kosten von drei bis vier Milliarden Euro aus.

+++ 08.59 Uhr: Nach einem weiteren Deichbruch bei Fischbeck in Sachsen-Anhalt müssen weitere überflutete Orte evakuiert werden. Wie der Krisenstab der Landesregierung mitteilte, war die Lage am Mittwochmorgen in der Region in einigen Orten dramatisch. Schon in der Nacht wurden die Bewohner von Wust bei Fischbeck aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. Wegen des Hochwassers war die Lebens-Rettungs-Gesellschaft mit Booten vor Ort, um die Einwohner zu retten. Am Morgen wurden auch die Menschen in Klietz und Kamern aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Es bestehe Lebensgefahr. Nach einer Schätzung könnten sich jedoch noch rund 200 Menschen in den drei Orten befinden.

+++ 08.23 Uhr: Beim Auspumpen eines überschwemmten Kellers in Aken in Sachsen-Anhalt ist ein 61-jähriger Mann ums Leben gekommen. Er wurde in der Nacht zum Mittwoch durch einen Stromschlag getötet, wie die Polizei in Halle mitteilte. Der Mann wollte seinen Keller auspumpen, der bei der Flut vollgelaufen war. Den Stromschlag habe er bei Arbeiten an einer elektrischen Anlage bekommen. Seine Ehefrau erlitt einen Schock und kam ins Krankenhaus. In den vergangenen Tagen hatte es im Zusammenhang mit dem Hochwasser in Deutschland bereits mehrere Tote gegeben, drei davon in Sachsen-Anhalt.

+++ 08.01 Uhr: Das Elbehochwasser beginnt in Dömitz in Mecklenburg-Vorpommern leicht zu sinken. Am Mittwochmorgen gegen sechs Uhr wurden 7,17 Meter gemessen, 3 Zentimeter weniger als am Vorabend. Im weiter stromabwärts gelegenen Boizenburg stieg die Flut hingegen in der Nacht weiter von 7,30 auf 7,32 Meter, wie aus dem Internetportal pegelonline hervorging. Normal sind in beiden Städten um die zwei Meter. Die Gefahr von Deichbrüchen bleibe groß, betonte der Katastrophenabwehrstab des Landkreises Ludwigslust-Parchim.

+++ 07.31 Uhr: Am Nachmittag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel in Niedersachsen und Schleswig-Holstein erwartet. In Sachsen-Anhalt müssen erneut Menschen in Sicherheit gebracht werden. Brandenburg scheint hingegen glimpflich davonzukommen. Im Bahnverkehr kommt es weiterhin zu Verzögerungen.

+++07.21 Uhr: Im von den Fluten bedrohten Ort Lauenburg in Schleswig-Holstein sowie in Hitzacker in Niedersachsen will sich im Laufe des Tages Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über die Lage informieren.

+++07.19 Uhr: Im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt wurden am späten Dienstagabend rund 150 Menschen in Sicherheit gebracht. Grund war der bereits gebrochene Deich bei Fischbeck, wie der Krisenstab der Landesregierung mitteilte. "Nach längeren Versuchen, den Ort zur retten, war dies nicht mehr möglich", sagte eine Sprecherin. Helfer wären sonst selbst in Gefahr geraten.

+++ 07.14 Uhr: Die Sperrung einer Elbbrücke wegen Hochwassers bei Schönhausen in Sachsen-Anhalt wird auch am Mittwoch Verspätungen im Fernbahnverkehr verursachen. Freigegeben wurde dagegen nach Angaben der Deutschen Bahn eine bisher gesperrte Elbbrücke in Biederitz bei Magdeburg. Über sie sollen nun die ICE-Züge der Strecke Köln-Berlin fahren. Es komme aber zu Verspätungen; auch auf der Strecke Berlin-Frankfurt am Main sei weiter mit Verzögerungen zu rechnen. Auch im Regionalbahnverkehr gibt es in der Region zahlreiche Einschränkungen. Wie lange die Sperrung der Brücke bei Schönhausen dauern werde, sei noch nicht abzusehen, sagte ein Bahnsprecher.

(csi/rl/jco)
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