Köln Deep Purple spielt einfach immer weiter

Köln · Die Hardrock-Legende gastierte jetzt auf ihrer "Long Goodbye Tour" in der Kölner Lanxess-Arena.

Der erste Eindruck: Zu den Ältesten gehört man hier längst nicht. Nicht einmal zu den Älteren. Wie das eben so ist bei einem Konzert von Deep Purple: Alle sind auf irgendeiner Zeitreise - auf einer, die das Ende zwar im Blick hat, aber es nicht sonderlich ernstnimmt: "The Long Goodbye Tour" heißt ihre Weltreise. Aber was heißt das schon!

Von Howard Carpendale habe sie immerhin drei Abschiedskonzerte erlebt, orakelt die Verkäuferin am Bierstand der Lanxess-Arena. Sie scheint also ziemlich viel zu wissen, nur das nicht: Dass Deep Purple unvergleichlich ist und bleiben wird, diese wohl lauteste Jazz-Band der Welt, wie einst ein recht scharfsinniger Mensch geschrieben hat.

Deep Purple ist ein Urvieh, das das "wunderschöne, hässliche Haupt des Rock'n'Roll" immer wieder erhebt. Das hat Ian Paice mal gesagt, der seit knapp 50 Jahren am Schlagzeug der Band sitzt und der nach wenigen Liedern schon ordentlich pumpen muss, wie es uns die obligaten Leinwände ohne Rücksicht auf den 68-Jährigen verraten.

Dass Deep Purple längst eine Legende ist, wissen die Musiker. Dass es schwer fällt, damit zu leben und zu musizieren, erfahren sie bei jedem Konzert. Und so geben sie sich eben selbstironisch als die Größten aus und zaubern zu Beginn des Konzerts einen Gletscher auf die Leinwand, in den die Köpfe der fantastischen Fünf geschnitzt sind. Wie die monumentalen US-Präsidenten im Mount Rushmore und wie die Köpfe auf dem Album "Deep Purple in Rock" von 1970. Damals in Stein, jetzt in Eis. Auch das eine Botschaft aus dem Reich der unerbittlichen Vergänglichkeit.

Bei aller Nostalgie: Deep Purple, das sind vor allem fünf große Musiker: Ian Gillan, der erstaunlich gut bei Stimme ist, Steve Morse, der seine Gitarre im guten alten Muscle-Shirt beben lässt, Ian Paice, seit geraumer Zeit ohne eigenes Solo, hält an den Drums den lauten Laden zusammen, Roger Glover, zuverlässiger und gut gelaunter Bassmann, schließlich Don Airey, der zwischendurch aus dem Rock- ein Orgelkonzert macht und zur Verzückung der Anwesenden nicht nur die Nationalhymne virtuos adaptiert, sondern auch die FC-Hymne.

Natürlich ist die Band nach wie vor eine Überwältigung, selbst mit den Liedern des neuen Albums "inFinite". Vor allem aber mit den Klassikern "Fireball" und "Strange Kind of woman", mit "Space Truckin'" und dem unglaublichen "Lazy". Das Ende ist dann nur noch große, ewige Rockgeschichte. "Hush", der erste Hit von '68, "Black Night" und das immer noch voller Lust zelebrierte "Smoke on the water" mit dem wahrscheinlich berühmtesten Gitarren-Riff.

Ian Gillan (71) ruft dann noch "Take it easy" in den schon erleuchteten Arena-Saal hinein. Ian Paice hat ein großes weißes Frotteehandtuch geschultert. Und Glover wirft seine überzähligen Plektra fröhlich ins Publikum.

Eigentlich wie früher. Bis man fest zu glauben beginnt, dass Deep Purple einfach und unvermeidlich immer weiter spielen wird. Fast störrisch. Und tröstlich für uns alle.

(los)
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