Kuala Lumpur Vermisste Boeing: "Beispielloses Rätsel"

Kuala Lumpur · Angeblich haben Suchmannschaften erste Trümmerteile gesichtet. Die Kritik an der Sicherheit hält an: Fünf Reisende checkten ein, gingen aber nicht an Bord. Zwei Passagiere schafften es mit gestohlenen Pässen durch die Kontrollen.

Malaysia Airlines: Vermisster Flug MH370 - Chaos nach dem Unglück
Foto: afp, MV/ACW

Vietnamesische, malaysische, amerikanische und chinesische Rettungsmannschaften suchen mit Booten und Flugzeugen das Meer zwischen Malaysia und Vietnam nach Wrackteilen ab. Das Gebiet wurde massiv ausgeweitet, es ist inzwischen Zehntausende Quadratkilometer groß, insgesamt sind neun Nationen an der Suche beteiligt. Gestern Abend wurde angeblich vor der vietnamesischen Küste ein großes Trümmerfeld entdeckt. Von den 239 Passagieren des Fluges MH370, der am Samstag von Kuala Lumpur nach Peking gestartet war, gibt es allerdings kein Lebenszeichen. Die Behörden sprechen von einem "beispiellosen Rätsel".

Inzwischen steht fest: An Bord waren zwei Passagiere mit gestohlenen Pässen. Diese waren ihren Besitzern, einem Italiener und einem Österreicher, 2012 und 2013 in Thailand gestohlen worden und sind seitdem bei Interpol registriert. Die Reisedokumente wurden bei der Passkontrolle aber nicht mit der Datenbank abgeglichen. Weder den Grenzbeamten noch den Mitarbeitern der Fluggesellschaft Malaysia Airlines scheint etwas aufgefallen zu sein. "Mir ist das ein Rätsel. Wie können sie nicht nachgedacht haben? Ein Italiener und ein Österreicher mit asiatischen Gesichtszügen?", zitiert die Nachrichtenagentur Bernama Innenminister Datuk Seri Zahid Hamidi. Wenige Stunden später widerspricht der Chef der Zivilluftfahrtbehörde, Azharuddin Abdul Rahman: "Wir haben die Videos untersucht und noch mal untersucht, und auch die Fotos — wir gehen davon aus, dass die Männer keine asiatischen Gesichtszüge haben." Ein Polizeisprecher bestätigte, dass einer der beiden Passagiere identifiziert sei und dass ein ausländischer Geheimdienst dabei geholfen habe. Der Mann sei weder Malaysier, noch stamme er aus Xinjiang, der autonomen Region in Nordwestchina, in der die muslimische Minderheit der Uiguren lebt, erfuhr die Zeitung "Star". Ob die Ermittler das Verschwinden der Maschine über die Männer klären können, blieb weiter offen.

Das Hin und Her unterstreicht das Chaos nach dem Unglück und lässt die Behörden wenig kompetent erscheinen. Rätsel wirft auch auf, dass offenbar fünf Reisende für den Flug eincheckten, aber nicht an Bord gingen. Ein oder zwei Passagiere können einen Flug verpassen, fünf sind laut Experten jedoch ungewöhnlich. Ihr Gepäck wurde vor Abflug wieder ausgeladen.

Die Ermittlungen gingen "in alle Richtungen", sagte der Direktor der malaysischen Luftverkehrsbehörde, Azharuddin Abdul Rahman. Das schließe auch einen möglichen terroristischen Hintergrund oder eine Entführung nicht aus.

Die Boeing 777 verschwand bei gutem Wetter. Zwei Stunden nach dem Start war die Maschine eigentlich in der sichersten Phase eines Flugs, auf der Reisehöhe von rund 10 000 Metern. Es gab keinen Notruf, und die Bordcomputer sendeten keinen automatischen Alarm an die Bodenkontrolle, wie bei technischen Problemen eigentlich üblich. Im Cockpit saß ein erfahrener Pilot. Der Funkkontakt brach vor der vietnamesischen Küste ab.

China erhöhte den Druck auf Malaysia, die Ermittlungen zur Ursache zu intensivieren. 154 der 239 Insassen waren chinesische Staatsbürger. Vor allem im Interesse der Angehörigen hoffe die Volksrepublik, dass Malaysia die Angelegenheit beschleunige, erklärte das Außenministerium in Peking.

(dpa/leb)
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