Bochum Marienkäfer kündigen Winter an

Bochum · Der November ist rekordverdächtig warm. Einfluss auf Pflanzen hat das kaum.

Der November hat mit einer ungewöhnlich langen Wärmeperiode begonnen. Nach den Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war es in den vergangenen 134 Jahren noch nie so lange so mild zu dieser Jahreszeit. Im Südwesten seien in Emmendingen und Freiburg an fünf Tagen - vom 5. bis zum 9. November - über 20 Grad gemessen worden, sagte Andreas Friedrich vom DWD. "Eine so lange warme Phase gab es im November noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen 1881."

Aber nicht nur tagsüber ist es warm. In der Nacht auf den 7. November fiel das Thermometer nicht unter 15 Grad, berichtet Meteorologe Ronny Büttner vom Wetterdienst Meteo-Group. In der Nacht darauf seien noch um Mitternacht 16 bis 18 Grad gemessen worden. "Wie in einer Sommernacht", sagt Büttner.

Die Landwirtschaft bleibt derweil vom Wetter unbeeindruckt. "Im Winter kann warme und trockene Witterung kaum Schäden anrichten", sagt Josef Peters von der Kreisbauernschaft Kleve. Denn Einfluss auf Pflanzen und Tiere hat nicht die Temperatur, sondern die Tageslänge. So ist es auch für die heimischen Marienkäfer Zeit, sich in den Winterschlaf zu verabschieden. Sie haben sich in Holzschlitze und unter Steine zurückgezogen, berichtet Heinz Mehlhorn, Parasitologe an der Universität Düsseldorf. Auch ihre asiatischen Verwandten ("Harmonia") suchen sich derzeit ein Winterquartier - am liebsten allerdings in deutschen Wohnzimmern.

Die Asiaten sind fast doppelt so groß wie die heimischen Käfer, aber genauso harmlos. Dass sie in Wohnungen eindringen, sei nicht ungewöhnlich, sagt Mehlhorn: "Mit dem derzeitigen Wetter hat das nichts zu tun. Sie finden Wohnungen einfach mollig." Mit Staubsauger oder Besen und Kehrblech seien die Käfer leicht loszuwerden. Nur zerdrücken sollte man sie nicht. "Ihre innere Flüssigkeit kann Augen verätzen", sagt Mehlhorn.

Auch wenn gerade wegen der ungewöhnlich milden Temperaturen gefühlt noch viele Wespen unterwegs sind - faktisch ist die Wespenzeit vorbei. "Die Insekten gehen in den Winterschlaf über", sagt Klaus Mönch vom Amt für kommunale Dienste der Stadt Ratingen, Bereich Natur und Umweltschutz. Dabei sei es ihnen egal, ob draußen 20 Grad sind oder zehn. Denn Wespen leben nur 23 Tage und Männchen sogar nur zehn - unabhängig vom Wetter.

Für Igel ist es allerdings zu warm für diese Jahreszeit. Fünf bis sechs Grad liegen die Temperaturen über dem durchschnittlichen Novemberwetter. "Sie kommen daher nicht in den Winterschlaf", sagt Monika Thomas, Vorsitzende vom Netzwerk Igel in Wuppertal. "Sie schlafen ein, wachen aber wieder auf", sagt sie. Denn die Tiere müssen sich auf etwa vier Grad runterkühlen. Ist die Außentemperatur aber deutlich höher, wie es derzeit der Fall ist, können die Tiere ihren Stoffwechsel nicht herunterfahren. Der Schlaf bleibt aus. "Darum sind noch so ungewöhnlich viele Igel unterwegs", sagt Thomas. Eigentlich würden die ersten Tiere seit Oktober schlafen. Inzwischen seien etliche geschwächt, sagt Thomas: "Das Wetter zehrt an ihrer Substanz."

(emy/dpa)
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