Wladimir Putin erfüllt sich Jugendtraum McCartney spielt auf Rotem Platz auf

Moskau (rpo). Präsident Wladimir Putin hat sich und allen Beatles-Fans in Russland einen Jugendtraum erfüllt. Mit jahrzehntelanger Verspätung spielte Paul McCartney auf dem Roten Platz in Moskau auf und brachte ihn zum Tanzen.

Wo früher steife Generalsekretäre winkten und Soldatenstiefel knallten, feierten am Samstagabend mehr als 20 000 Menschen ein fröhliches Rock'n'Roll-Fest. "Nach so langer Zeit ist es toll, hier in Russland zu sein, in Moskau, auf dem Roten Platz - it's so cool", begrüßte Sir Paul (60) sein Publikum am Fuß des Kremls.

Trotz aller Schelte kommunistischer Ideologen ist auch die sowjetische Jugend mit den Liedern der Beatles aufgewachsen. "Ihre Musik war wie ein Schluck Freiheit", sagte Präsident Wladimir Putin (50) zu McCartney. Ein Empfang für den prominenten Musiker im Kreml unterstrich die historische Bedeutung des Gastspiels. Sir Paul und seine Frau Heather Mills schafften es sogar, dem Chef der zweitgrößten Militärmacht der Welt von ihrer Kampagne gegen Landminen zu erzählen.

"Er scheint ein netter Kerl zu sein", sagte McCartney hinterher über Putin. In dieser guten Stimmung war nicht mehr so wichtig, dass "irgendwelche Gesetze oder Regeln" zu sowjetischen Zeiten ein Konzert in Moskau verhindert hatten. Diesmal gab es erfolglose Proteste kommunistischer und nationalistischer Abgeordneter gegen die angebliche Entweihung des Roten Platzes. McCartney nahm "die 100 Leute, die uns nicht haben wollten", ausdrücklich von seinem Dank aus.

Doch die Fans auf dem Roten Platz wollten McCartney haben, und spätestens mit der dritten Nummer "All My Loving" hatte er sie fest im Griff. "Ich habe 30 Jahre lang darauf gewartet, dass ein Beatle hierher kommt", meinte Sergej Nikonurow (42) begeistert. Er reiste extra 600 Kilometer weit aus der Stadt Pskow an, um sein Idol zu sehen.

Im Geist brachte Paul McCartney auch seine toten Beatles-Kameraden nach Moskau. Ein Song war John Lennon gewidmet, für George Harrison spielte er "Something" auf der Ukulele. Bei ruhigen Liebesliedern wie "Michelle" blickten die strengen Kreml-Türme auf eine große Engtanzfete herab. Breit grinsend und erfolgreicher als andere westliche Popstars mühte sich Sir Paul in seinen Ansagen durch das zungenbrecherische Russisch.

Plötzlich zuckten die Geister der Vergangenheit als Bild über die großen Leinwände - Lenin und Stalin. Die Gräber der Sowjetführer liegen nur 100 Meter von der Bühne entfernt. McCartney in roter Kluft spiegelte sich im roten Marmor des Lenin-Mausoleums. Donnernd stieg die Band in den Song ein, auf den ganz Moskau gewartet hatte: "Back in the USSR", die Hymne auf die Schönheit der Frauen in Russland, der Ukraine oder Georgien. Selbst die Zuhörer auf den teuren Sitzplätzen sprangen auf und rockten mit. "Endlich haben wir das hier spielen können", meinte Sir Paul nach dem Schlussakkord zufrieden.

Dann reihte er weiter Perle an Perle aus dem Repertoire der Beatles, der Wings oder seiner Solokarriere. "Live and Let Die", McCartneys Titelmusik für den Kalten Krieger James Bond, war auch dabei. Doch der Kalte Krieg ist vorbei, und der Kreml-Chef Putin saß mitten im Publikum und applaudierte dem 60-jährigen Briten. Erst am Ende des Konzerts wurde es auf dem Roten Platz wieder militärisch: Sir Paul ließ die bunte Truppe von "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" aufmarschieren.

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