Düsseldorf Mehr Platz für dicke Autos

Düsseldorf · Das Bauministerium will die Mindestbreite von Parkplätzen auf 2,45 Meter anheben. Gerade in Parkhäusern ist es zu eng.

Schon mit einem Golf kann man in manchen Parkhäusern ins Schwitzen geraten oder muss um seinen Lack fürchten - so eng geht es oftmals zu. Das betrifft die Auf- und Abfahrtsrampen, aber vor allem die Parkplätze.

Beim neuen Parkhaustest des ADAC bemängelten die Tester, dass die meisten Stellflächen zu schmal seien. So ist der Golf von 1974 bis heute um 20 Zentimeter in der Breite gewachsen, von 1,61 auf 1,81 Meter. Zu viel für die 2,30 Meter Mindestbreite, die ein Parkplatz laut Garagenverordnungen aufweisen muss.

Autos sind breiter geworden

Nur stammt dieses Regelwerk aus den 70ern und passt nicht mehr zu den Dimensionen aktueller Pkw. In NRW will man das nicht mehr hinnehmen: Gestern hat das Bau- und Verkehrsministerium einen Entwurf vorgelegt, bei Neubauten die Mindestbreite von Parkplätzen auf 2,45 Meter zu vergrößern.

"Der ADAC begrüßt diesen Schritt", erklärte eine Sprecherin des Automobilclubs gestern. Demnach sei NRW das erste Bundesland, das die alte Garagenverordnung kippen will. Allerdings hätten sich die Münchner Tester noch fünf Zentimeter mehr gewünscht. Wie ergibt sich nun das Maß von 2,45 Meter? Das fuße auf Ergebnissen der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, sagte Maik Grimmeck, Sprecher des NRW-Verkehrsministeriums.

Forscher der Westsächsischen Hochschule Zwickau hatten dazu Pkw-Abmessungen von 2000 bis 2010 untersucht. Ergebnis: Fahrzeuge sind durchschnittlich um 19 Zentimeter länger, um 25 Zentimeter höher und eben um 15 Zentimeter breiter geworden. "Daraus ergibt sich dann die Vergrößerung des Mindestmaßes", erklärt Grimmeck.

Tatsächlich ist die Liste der Fahrzeuge, die mit Spiegeln breiter sind als zwei Meter, enorm. Darunter natürlich etliche SUV (Sports Utility Vehicle) wie Audi Q5 (2,09 Meter), BMW X3 (2,09 Meter) oder Mercedes M-Klasse (2,14 Meter), aber auch Mittelklassefahrzeuge wie der Audi A4 (2,04 Meter) und der 3er BMW (2,03 Meter). Schon im Herbst könnte die Sonderbauverordnung für neue Stellplätze entsprechend geändert werden, teilte das Verkehrsministerium mit. Damit würde das Einparken zwar weniger schweißtreibend, aber möglicherweise teurer - weil ein neugebautes Parkhaus entsprechend weniger Stellflächen einrichten kann.

Ein weiteres Thema für die ADAC-Parkhaustester waren auch Flächen für Behinderte. Von 44 untersuchten Häusern hatten zwei Drittel keine oder zu wenig Stellflächen, die für Behinderte ausgewiesen sind. Bei fast ebenso vielen war der Zugang nicht barrierefrei. Insgesamt waren die Tester aber zufrieden. 17 Parkhäuser schnitten "gut" ab, 19 "durchschnittlich". Sieben erhielten ein "Mangelhaft", ein Parkhaus fiel komplett durch. Untersucht wurden Parkgaragen in Aachen, Freiburg im Breisgau, Fürth, Halle an der Saale, Heidelberg, Krefeld, Ludwigshafen, Magdeburg, Oldenburg, Osnabrück, Saarbrücken und Würzburg. Testsieger wurde ein 1991 errichtetes Parkhaus in Osnabrück. Die Prüfer lobten den guten baulichen Zustand, die übersichtliche Beschilderung und die flachen und breiten Rampen. Lob gab es auch für die Aquis-Plaza in Aachen, das die Nutzer mit einem speziellen System zu ihren Autos zurücklotst und Behindertenparkplätze anzeigt. "Sehr mangelhaft" schnitt dagegen eine Anlage in Heidelberg ab.

Der Bundesverband Parken kritisierte das Vorgehen des ADAC, der eine Liste mit Parkhäusern veröffentlicht hatte, die den Testern den Zutritt verwehrt hatten. Bundesverband und Parkhausbetreiber seien nicht im Detail über die Bewertungskriterien informiert worden.

(RP)
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