Berlin Minister für komplettes Tabak-Werbeverbot
Berlin · Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) will Werbung für Tabakprodukte in Deutschland komplett verbieten. Der "Bild"-Zeitung sagte er, künftig solle auch nicht mehr im Kino und auf Plakaten für Zigaretten und Zigarren geworben werden dürfen. "Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass eine allgegenwärtige Werbung in der Öffentlichkeit den Einstieg in das Rauchen aktiv fördert", begründete Schmidt. Die Zigaretten-Hersteller reagierten erzürnt auf die Pläne.
Schmidt erklärte, Deutschland sei neben Bulgarien das einzige Land in der Europäischen Union, in dem die Außenwerbung für Zigaretten noch erlaubt ist. "Dies konterkariert unsere intensiven Bemühungen in der Tabakprävention gerade bei Kindern und Jugendlichen." Das umfassende Werbeverbot solle auch für elektronische Zigaretten gelten. Einen genauen Starttermin nannte Schmidt noch nicht.
Der Deutsche Zigarettenverband kritisierte das Vorhaben des Landwirtschaftsministeriums. "Erstmals dürfte damit in Deutschland für ein legales Produkt nicht mehr geworben werden", sagte Geschäftsführer Jan Mücke. "Damit würde für eine ganze Branche künftig eine beispiellose Wettbewerbsbeschränkung in Kraft treten, die in absehbarer Zeit auch auf andere kritisierte Konsumgüter wie Alkohol oder zucker- oder fettreiche Lebensmittel ausgeweitet werden dürfte."
Dass der Vorstoß mit dem Jugendschutz begründet wird, hält Mücke für abwegig. Es werde ignoriert, dass sich der Anteil jugendlicher Raucher seit 2001 im Sturzflug befinde und 2014 mit weniger als zehn Prozent einen historischen Tiefstand erreicht habe. Der Rückgang der Raucherquote unter Jugendlichen sei seit der Jahrtausendwende in Deutschland zugleich stärker gewesen als in EU-Staaten, in denen bereits seit Jahren ein komplettes Werbeverbot bestehe. "Ein Tabakwerbeverbot hat keinen signifikanten Einfluss auf die Raucherquote und ist als jugendschutzpolitisches Präventionsinstrument offensichtlich ungeeignet", betonte Mücke.
