München Mit 85 immer noch auf Sendung

München · Mit der Schauspielerei hat Marianne Koch lange abgeschlossen - mit der Medizin jedoch nicht. Gerade hat die 85-Jährige "Das Vorsorge Buch" veröffentlicht. Darin gibt sie Tipps, wie man im Alter gesund bleibt. Sie selbst ist das beste Beispiel.

Wer mit Marianne Koch spricht, verliert die Angst vor dem Alter. Auch mit 85 strahlt die ehemalige Schauspielerin und Ärztin noch jugendliche Vitalität aus, ihre Stimme wirkt kaum gealtert. Schon allein deshalb war sie die ideale Autorin für "Das Vorsorge Buch", Untertitel: "Wie Sie Körper und Seele gesund erhalten". Koch weiß, wovon sie redet, nicht nur, weil sie Medizinerin ist, sondern auch, weil sie offenbar die eigenen Ratschläge beherzigt. Oder etwa nicht? "Doch, doch", sagt die Münchnerin. "Ich ernähre mich vernünftig, koche mit frischen Zutaten und bin mit meinem Hund jeden Tag eine Stunde unterwegs. Und ich habe mein ganzes Leben schon auf mich aufgepasst."

Mit ihrem neuen Buch will Koch wie in ihren übrigen Werken aktuelle medizinische Erkenntnisse verständlich präsentieren. Sie habe eine gewisse Gabe, komplexe Fakten für jedermann aufzubereiten, sagt sie. Im "Vorsorge Buch" geht es auf 240 Seiten vor allem um die Frage, wie sich Lebensqualität bis ins hohe Alter erhalten lässt. Gerade angesichts einer ständig steigenden Lebenserwartung. "Man muss eindeutig feststellen: Die Alten sind nicht mehr die Alten", sagt Koch. Die Altersgebrechlichkeit habe sich nach hinten verschoben - mit der Folge, dass die Menschen ihren Ruhestand gestalten müssten. Koch: "Nur zwischen Couch und Balkon zu pendeln, ist der falsche Weg."

Letztendlich geht es darum, sich zu fordern, Neues zu wagen, körperlich und geistig beweglich zu bleiben. Koch ist selbst das beste Beispiel dafür - nach ihrer Schauspielkarriere und der Arbeit als niedergelassene Ärztin hat sie mit knapp 70 Jahren auf Medizinjournalismus umgesattelt und angefangen, Bücher zu schreiben. Bis heute moderiert sie ein wöchentliches "Gesundheitsgespräch" im Bayerischen Rundfunk - live. Koch: "Das heißt, ich muss immer auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand sein und alles präsent haben."

Medizin war immer die große Liebe der Münchnerin. Schon mit elf oder zwölf Jahren habe sie ihrer Mutter gesagt, dass sie einmal Ärztin werde. In der Schule fielen ihr die Naturwissenschaften besonders leicht, mit 17 begann Koch mit dem Medizinstudium. Doch dann kam die Filmwelt dazwischen. Eine Fotografin sprach Koch an, sie stellte sich vor, erhielt die Rolle. Von da an nahmen die Dinge Fahrt auf. Neue Angebote trudelten ein, Hollywood fragte an. "Da war mir klar, dass ich mit der Medizin pausieren musste", erzählt Koch. "Ich dachte damals, das dauert alles vielleicht zwei, drei Jahre - es wurden dann 20. Zum Glück hatte ich vorher noch mein Physikum geschafft."

Koch drehte mit Weltstars, unter anderem mit Clint Eastwood ("Für eine Handvoll Dollar"), mit Gregory Peck ("Das unsichtbare Netz") und mit Curd Jürgens ("Des Teufels General"). Insgesamt 70 Filme kamen so zusammen, und wahrscheinlich wären es noch mehr geworden, wenn Koch nicht die Reißleine gezogen hätte, ganz bewusst, wie sie sagt. "Ich habe mich nie als besonders begabte Schauspielerin gesehen", sagt sie ohne Koketterie, "das war ein Spaß und sicher eine interessante Phase - aber ich wollte zu dem zurück, was mich wirklich begeisterte."

Mit 43 legte Koch ihr Staatsexamen ab, vier Jahre später wurde sie magna cum laude promoviert, mit 55 öffnete sie ihre internistische Praxis in München. Bereut hat sie diesen Schritt nie. "Nicht eine Sekunde. Im Gegenteil: Ich war sauer auf mich, weil ich nicht fünf Jahre früher aufgehört habe." Die Schauspielerei sei nur noch eine vage Erinnerung. Die sie selber auch nicht auffrische, indem sie sich zum Beispiel eigene Filme ansehe. Dieses Kapitel ist abgeschlossen.

Dafür hat sie andere aufgeschlagen. Als Talkshow-Moderatorin in "3nach9" (von 1974 bis 1982) zum Beispiel und eben als Medizin-Autorin. Sechs Bücher gehen mittlerweile auf ihr Konto. Wenn man es so sehen will, hat Marianne Koch damit drei Leben gelebt, eins als Schauspielerin, eins als Ärztin, eins als Journalistin. Ruhestand: Fehlanzeige. "So habe ich mir die geistige Beweglichkeit erhalten", sagt sie. Und eine hohe Lebensqualität im Alter.

(RP)
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