Namika Mit "Lieblingsmensch" zum Popstar

Die 24-jährige Hanan Hamdi startet gerade als Namika musikalisch durch. Am 3. Dezember könnte sie zwei 1Live-Kronen gewinnen. Die Künstlerin mit marokkanischen Wurzeln über den Status Popstar, Heimatgefühle und Durchhaltevermögen.

Namika: Mit "Lieblingsmensch" zum Popstar
Foto: dpa, soc ade

Köln Mit ihrer Hit-Single "Lieblingsmensch" schaffte es die Sängerin aus Frankfurt am Main Anfang September auf Platz eins der deutschen Single-Charts, und auch ihr Debütalbum "Nador" brachte es auf Platz 13. Bei Stefan Raabs "Bundesvision Song Contest" erkämpfte sich Namika trotz harter Konkurrenz Platz sieben. Und weil es gerade so gut läuft, ist sie nun auch noch für die 1Live-Krone in den Kategorien "Beste Künstlerin" und "Beste Single" nominiert. Über ihre Erfolgschancen zerbricht sie sich trotzdem nicht den Kopf.

Du bist im Moment sehr erfolgreich. Was hättest du gesagt, wenn ich das vor einem Jahr vorhergesagt hätte?

Namika Dann hätte ich dich wahrscheinlich umarmt und gesagt: "Danke, dass du so fest daran glaubst. Aber ich denke, du hast einen an der Waffel."

Bei der 1Live-Krone sind sowohl Newcomer als auch gestandene Popstars nominiert. Rechnest du dir Chancen aus, wenn du siehst, wer sonst alles nominiert ist?

Namika Wenn ich gewinne, dann ist das eine schöne Überraschung. Ansonsten konzentriere ich mich auf die wichtigeren Dinge wie meine Familie und meine Arbeit.

Gibt es denn Stars, auf die du dich selbst auch freust?

Namika Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht genau, wer alles mit dabei ist. Aber natürlich ist es immer cool, Gleichgesinnte und Kollegen zu treffen. Cro ist dabei, hab ich gehört, und Motrip, und die Jungs kenne ich ja, von daher wird es sicher wieder ein witziges Zusammentreffen.

Im August, als "Lieblingsmensch" durch die Decke ging, stand in einem Artikel: "Namika auf dem Weg zum Popstar." Fühlst du dich als Popstar?

Namika Ich kann mit dem Begriff irgendwie gar nichts anfangen. Ich weiß nicht, was die Definition davon ist. Letzten Endes mache ich einfach nur Musik, und je erfolgreicher die wird, desto dankbarer bin ich. Denn das ist für mich als Künstlerin eine Wertschätzung - und nicht irgendein Götzenstatus.

Es sieht so aus, als hättest du über Nacht Erfolg gehabt. Dabei bist du musikalisch schon sehr lange aktiv.

Namika Wenn ich meine Hobby- und Schulzeit mit einkalkuliere, bin ich schon acht Jahre dabei. Ich habe immer gerne für mich selbst Musik gemacht in meinem Zimmer und auch selbst produziert, meine eigenen Beats gemacht und darauf gesungen. Ich finde es witzig, wenn Leute sagen "über Nacht". Aber nein, ich bin schon acht Jahre dran und habe es endlich geschafft.

Hätte es für dich denn Alternativen zur Musikkarriere gegeben?

Namika Ich habe immer davon geträumt, mit meiner Kunst und meiner Leidenschaft meine Brötchen zu verdienen. Aber ich habe daraus kein Muss gemacht, sonst hätte ich mich nicht frei gefühlt. Letzten Endes wäre ich auch studieren gegangen, das mache ich vielleicht immer noch. Einen Plan B gibt es immer.

Was hat dich musikalisch beeinflusst?

Namika Auf jeden Fall die US-amerikanischen Hip-Hop-Songs aus den 90ern. Dann natürlich auch viele aktuelle deutsche Künstler, die bereits den Durchbruch geschafft haben. Und obwohl mein Musikgeschmack sehr gemischt ist, schlägt mein Herz für Hip-Hop.

Thematisierst du in deinen Songs das, was du selbst erlebt hast?

Namika Absolut. Ich sammle meinen kreativen Input aus meinem Leben, sonst könnte ich die Songs nicht so schreiben, wie ich sie schreibe. "Lieblingsmensch" ist auf jeden Fall auch autobiografisch, aber ich wollte gezielt offen lassen, wer dieser Mensch ist. Hätte ich den Namen meines Lieblingsmenschen genommen, wäre das doof gewesen. Dann könnte nicht jeder seinen eigenen Lieblingsmenschen in dem Song wiederfinden. Und die Idee fand ich ganz schön.

Dein erstes Album heißt "Nador" - warum nicht "Frankfurt am Main"?

Namika "Nador" heißt mein Album, weil ich mich in den vergangenen Jahren sehr viel mit Selbstfindung auseinandergesetzt habe: Wo komme ich her, wo bin ich eigentlich zu Hause? Nador war für mich ein schönes Synonym für die Selbstfindung, weil meine Großeltern von dort kommen und ich sehr viele Urlaube dort verbracht habe. Ich habe festgestellt, dass ich auch in Marokko fremd bin, da bin ich die Deutsche, und hier bin ich die Deutsche mit marokkanischen Wurzeln. Je älter ich wurde, desto mehr habe ich mich damit auseinandergesetzt und kam zu dem Entschluss, dass Heimat nichts mit einem geografischen Punkt zu tun hat. Heimat ist da, wo die Familie und die Freunde sind.

Deine erste Tour war sofort ausverkauft. Wann sehen wir dich wieder?

Namika Im Februar. Dadurch, dass es eine größere Tour ist, kann man auch viel mit der Bühne arbeiten. Ich habe auf jeden Fall ein paar Ideen, die ich umsetzen möchte.

Wird es 2016 wieder Kooperationen mit anderen Künstlern geben?

Namika Pläne gibt es nicht. Ich finde, es muss in erster Linie immer der Musik dienen. Und wenn es irgendwie eine Thematik ist, die nur ich verstehe oder schreiben kann, dann macht es keinen Sinn, das übers Knie zu brechen. Wenn es aber passt, wie bei Motrip und Cro, die auf meinem aktuellen Album zu hören sind, dann jederzeit gerne.

Bis zur Vergabe der 1Live-Krone ist es noch eine Woche. Bist du vorbereitet?

Namika Ich gehe dahin, um es mal gesehen zu haben. Die 1Live-Aftershowparty soll ganz toll sein. Ich werde da vielleicht später mal meine Runde drehen, um es mir anzuschauen, aber ansonsten - ich bin nicht so der Preisjäger.

DAS INTERVIEW FÜHRTE JESSICA KUSCHNIK.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort