Mohamed "Mo" Abdi Farah Breivik-Opfer will zum Song Contest

Stockholm · Der 21-jährige Mohamed "Mo" Abdi Farah hat den Anschlag des rechtsradikalen Norwegers Anders Behring Breivik 2011 auf Utøya überlebt. Jetzt möchte er Norwegen beim Eurovision Song Contest in Kopenhagen vertreten.

 Mohamed "Mo" Abdi Farah will in diesem Jahr für sein Heimatland Norwegen am SongContest teilnehmen. Er hat bereits eine große Fan-Gemeinde.

Mohamed "Mo" Abdi Farah will in diesem Jahr für sein Heimatland Norwegen am SongContest teilnehmen. Er hat bereits eine große Fan-Gemeinde.

Foto: Facebook, Lars E. Bones

Mohamed "Mo" Abdi Farah hatte Glück. Er sprang ins Wasser und wurde von einem Boot gerettet, als Anders Breivik vor drei Jahren die Insel Utøya systematisch abschritt und 69 meist junge Menschen erschoss, die Teilnehmer eines sozialdemokratischen Ferienlagers waren. Auch Mohameds bester Freund, Ismail Hajoi Ahmed, gehörte zu denjenigen, die das Massaker am 22. Juli 2011 nicht überlebten.

Viele Angehörige der Opfer haben das schreckliche Ereignis des Sommers 2011 bis heute nicht verarbeitet. Sie sind weiter krankgeschrieben. Auch Mo leidet nach eigenen Angaben seitdem an posttraumatischen Belastungsstörungen. Doch möchte der heute 21-Jährige nach vorne blicken, etwas Neues wagen. Er will Norwegen beim Eurovision Song Contest (ESC) in Kopenhagen mit seiner Elektropop-Ballade "Heal" vertreten und damit sich selbst und seinem Land helfen, den Horror zu verarbeiten.

"Heilung braucht Zeit"

Über die Anschläge redet er nicht gern. Aber über den Bewältigungsprozess schon. "In meinem Lied geht es darum, zu akzeptieren, dass Heilung Zeit braucht. Ich will den Menschen sagen, dass sie nicht aufgeben dürfen", sagt der Sänger. Sein ESC-Beitrag und die der anderen norwegischen Bewerber sind in dieser Woche im Internet veröffentlicht worden. Der junge Mann muss sich gegen 14 Mitbewerber durchsetzen, um am 10. Mai zum Finale ins Nachbarland reisen zu dürfen.

Seine Karriere als Sänger hatte bereits vor jenem Sommer begonnen, als er ins Halbfinale der Talentshow "X-Factor" kam. Für den 21-Jährigen mit den himmelblauen Kontaktlinsen war der Weg ins Showgeschäft lang und schwierig. Seine Kindheit verbrachte er mit seiner Mutter in einem Asylbewerberheim für die Bürgerkriegsflüchtlinge aus Somalia.

Traumatische Kindheitserlebnisse

Mit sieben Jahren lernte der Muslim dort seinen späteren Freund Ismail Hajoi Ahmed kennen. "Du hast Freunde. Und dann hast du jemanden, der dein bester Freund ist. Das war er", sagt Mo. Sie malten sich eine Karriere als Tänzer und Sänger aus, verkleideten sich als Stars und übten. Beide hatten einiges zu vergessen. Mohammeds Vater wurde 1994 in der alten Heimat ermordet, Mutter und Sohn flohen mithilfe von Menschenschmugglern, denen sie 3500 Euro gaben, aus Mogadischu nach Norwegen. Ein reiches Land, das vielen Somaliern bekannt war, weil es bereits viele Flüchtlinge aufgenommen hatte und sie gut behandelte.

Der rechtsradikale Norweger Breivik begründete seine Tat damit, dass die Sozialdemokraten so viele Muslime ins Land gelassen hätten. Im Herbst wählte Norwegen eine Regierung, an der die einwanderungsfeindliche Fortschrittspartei beteiligt ist. Breivik war dort einst aktives Mitglied.

Am 15. März ist Landeswahl

Dem Muslim Mo als ESC-Vertreter Norwegens durchzusetzen, würde "die richtigen Leute in Norwegen ärgern", so umschreibt es ein norwegischer Kulturjournalist. Jenseits des rechten Spektrums ist seine Anhängerschaft groß. Ob Mo es zum Eurovision Song Contest schafft, bleibt bis zur Landeswahl am 15. März offen. Nachdem Finnland, Schweden und Dänemark den ESC gewonnen haben, erhofft sich Norwegen auch, wieder einen ersten Platz zu holen.

(RP)
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