Sie tötete mit mehrere Kinder "Moormörderin" Myra Hindley gestorben

London (rpo). Die in den 60er Jahren als "Moormörderin" berüchtigte Myra Hindley ist in einem britischen Gefängnis gestorben. Gemeinsam mit ihrem Freund Ian Brady war sie 1966 wegen Mordes an mehreren Kindern zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Myra Hindley, die wohl berüchtigtste Mörderin der britischen Nachkriegsgeschichte, bleibt auch nach ihrem Tod nach 36 Jahren Haft eine Hassfigur. Die als "Moor-Mörderin" bekannte Hindley war am Freitagabend im Alter von 60 Jahren nach einer Herzkrankheit in einem Krankenhaus in Suffolk (Ostengland) gestorben. Sie und ihr Geliebter Ian Brady hatten mit der grausamen Ermordung von fünf Kindern in den Saddleworth Moors in Yorkshire in den 60er Jahren die Nation erschüttert. Beide bekamen 1966 lebenslang. "Sie ist jetzt da, wo sie hingehört - in der Hölle", schrieb das Massenblatt "The Sun" am Samstag. "Keine Vergebung" titelte der "Daily Mirror".

Polizisten bewachten den Sarg Hindleys am Samstag im Krankenhaus von Bury St. Edmunds, um nach Angaben der Behörden "Sensationsfotos" der Presse oder gar mögliche Leichenfledderei zu verhindern. Die Katholikin Hindley, deren Haftzeit ein Rekord für weibliche britische Gefangene ist, hatte vor ihrem Tod ihre Einäscherung bestimmt.

Sie und Brady hatten in Großbritannien als die "ersten Serienmörder der Fernsehgeneration" (BBC) einen besonderen Stellenwert. Millionen von Briten konnten damals an ihren Bildschirmen erstmals die Aufklärung der grausamen Morde miterleben. "Hindley wurde im Nachkriegsengland eine Hassfigur, die Adolf Hitler noch übertraf", schrieb der "Mirror". Spätere Serienmörder, wie etwa Fred und Rosemary West, die in den 90er Jahren doppelt so viele Opfer umbrachten, hätten "irgendwie weniger schockiert".

Hindley und Brady lockten ihre Opfer - Mädchen und Jungen zwischen 10 und 17 Jahren - aus Wohnblocks, Spielplätzen oder von der Straße in ihre Wohnung oder in das berüchtigte Moor unweit von Manchester. Dort wurden die Kinder sexuell misshandelt, qualvoll gefoltert und umgebracht. Die Leichen verscharrte das Paar im Moor.

Nach Angaben ihrer Anwälte hat Hindley ihre Taten bereut. "Sie wusste, welchen Hass und welches Leid ihre furchtbaren Verbrechen hervorgerufen haben. Sie wusste auch, dass nur wenige ihr vergeben würden", hieß es in einer Erklärung. Winnie Johnson, die Mutter des damals 12 Jahre alten Opfers Keith Bennett, dessen Leiche bis heute nicht gefunden wurde, sagte dem "Daily Express": "Ich hoffe, sie verrottet in der Hölle."

Methodistenpfarrer Peter Timms, der Hindley lange betreute, sieht in der Behandlung der Mörderin "Anzeichen von Rache und Ungerechtigkeit". Nach seiner Ansicht sind Boulevardpresse und Politiker dafür verantwortlich, dass Hindley keine Gnade fand. Sie habe "im Bann" von Brady gestanden und ihre "schockierenden Taten" bereut. "Die Art und Weise, wie sie (Hindley) in der Presse dargestellt wurde, sagt mehr über uns aus als über sie", fügte der Geistliche hinzu.

Anders als Brady, der heute 64 Jahre alt ist und in einem Gefängnis bei Liverpool einsitzt, hatte Hindley unermüdlich für ihre vorzeitige Haftentlassung gekämpft. Ihr Fall wurde zum Symbol des Streits um das gesetzlich verankerte Recht eines britischen Innenministers, bei Mordverurteilungen das Strafmaß zu bestimmen.

Dieses Recht war in den vergangenen Jahren in Urteilen britischer Gerichte und des Europäischen Gerichtshofs als mit der Menschenrechtskonvention unvereinbar bezeichnet worden. Schon im kommenden Monat wollen die Lordrichter des britischen Oberhauses über den Fall eines verurteilten Mörders entscheiden, der gegen eine Verlängerung seiner Strafe klagt. Auch Hindley wäre nach Einschätzung britischer Rechtsexperten nach dem erwarteten Spruch der obersten Richter wahrscheinlich frei gekommen.

(RPO Archiv)
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