Prozess am Landgericht Flensburg Mutter lässt Vierjährigen drei Wochen lang alleine in Wohnung

Flensburg · Eine Mutter soll ihren damals vierjährigen Sohn rund drei Wochen lang in der abgeschlossenen Wohnung allein gelassen haben. Die Frau steht seit Montag wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht Flensburg in Schleswig-Holstein.

Die Mutter hat vor Gericht gestanden, ihren vierjährigen Sohn rund drei Wochen lang in einer abgeschlossenen Wohnung allein gelassen zu haben. Sie bereue zutiefst, hieß es in einer Erklärung, die ihr Verteidiger am Montag zum Auftakt des Prozesses vor dem Landgericht Flensburg verlas.

Die Angeklagte muss sich wegen versuchten Totschlags verantworten. Die Frau habe ihren Sohn vernachlässigt, ihre Fürsorgepflicht verletzt und die seelische und körperliche Entwicklung des Jungen gefährdet, sagte Oberstaatsanwältin Ulrike Stahlmann-Liebelt.

In der Erklärung der Angeklagten hieß es, sie habe ihr Kind im Jahr 2012 allein gelassen, um zu einer Party zu gehen. Sie habe eigentlich in der Nacht oder am nächsten Morgen zurückkommen wollen. Aber auf dem Heimweg habe sie in einer Kneipe einen Mann kennengelernt und sei mit ihm in seine Wohnung gegangen. Während der Feier und auch in den Wochen danach sei Alkohol und Rauschgift konsumiert worden.

Heilpädagogin und Erzieherin entdeckten das Kind

Der Junge war entdeckt worden, als eine Heilpädagogin und eine Erzieherin seines Kindergartens nach dem Rechten sehen wollten. In der Zwischenzeit hatte der Junge gegessen, was er in seinem Zuhause fand. Polizisten, die zum Öffnen der Wohnung gerufen worden waren, schilderten vor Gericht, dass der Junge eingekotet gewesen sei.

Während dieser Zeit aß der Junge den Angaben zufolge das, was er in seinem "völlig verwahrlosten" Zuhause fand, und trank Leitungswasser.

Es ist bereits der zweite Prozessanlauf. Die Frau war im Dezember 2015 zu den ersten zwei Verhandlungsterminen nicht erschienen. Gegen die Angeklagte, die mittlerweile in Nordrhein-Westfalen lebt, wurde Haftbefehl erlassen. Ein Urteil wurde für Montag noch nicht erwartet.

(tak/dpa)
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