Mitglied in Eliteeinheit "Totenkopf" Neue Details über Horst Tappert in der SS

Düsseldorf · Bis April dieses Jahres war Horst Tappert ein TV-Denkmal. Die Deutschen liebten den Schauspieler, der 25 Jahre als "Derrick" im ZDF ermittelt hatte. Und in mehr als 100 Ländern auf der Erde war die Serie mit 281 Episoden auch deshalb so erfolgreich, weil er deutsche Tugendhaftigkeit, Gediegenheit, Korrektheit, Schläue verkörperte; seine Fälle ohne jeglichen Einsatz von Gewalt löste.

Mitglied in Eliteeinheit "Totenkopf": Neue Details über Horst Tappert in der SS
Foto: dpa, tba cul

Seitdem der Solinger Soziologe Jörg Becker im April dieses Jahres aber herausgefunden hat, dass der 2008 im Alter von 85 Jahren gestorbene Schauspieler Tappert Mitglied der Waffen-SS war, taugt er als deutscher TV-Exportartikel in die Welt nicht mehr. Die Serie wurde in vielen Ländern aus dem Programm genommen. Das ZDF verzichtet seither ebenfalls auf Wiederholungen, und in naher Zukunft sind derzeit auch keine Ausstrahlungen geplant.

Nun geben neue angebliche Funde aus Tapperts SS-Zeit, die die "Bild"-Zeitung gestern veröffentlichte, nur vage Einblicke in seine Rolle in der Eliteeinheit "Totenkopf". Ein Sammler aus Bad Arolsen will dem Bericht zufolge in einer Truhe diese persönlichen Nazi-Habseligkeiten gefunden haben: ein abgewetztes Messer mit einer 35 Zentimeter langen Klinge, das als Bajonett auf dem Gewehr diente, das SS-Buch "Frei gemachtes Grenzland" mit einer persönlichen Widmung ("Im Felde 30. März 1943.

An unseren Kameraden Tappert gute Besserung"), ein schwarzes Verwundetenabzeichen erster Klasse mit Hakenkreuz und eingeritztem Namen Tapperts auf der Rückseite, das er im März 1943 für Schussverletzungen an Arm und Bauch erhalten haben soll, und eine Erkennungsmarke der SS-Flak-Ersatzabteilung mit der Nummer 3409 — die SS-Runen sind herausgekratzt, vermutlich aus Angst vor einer Hinrichtung im Falle einer Gefangennahme. Eine Trophäe aus einem Schießwettbewerb, bei dem Tappert den dritten Platz belegt hatte, war schon zuvor bekannt geworden. Es handelt sich um Stücke, wie sie nach dem Krieg millionenfach in deutschen Kellern und Dachböden verstaut und wie die Erinnerungen zahlreicher Alt-Nazis verdrängt wurden.

Tappert traf alte Kriegskameraden

Ob die Funde authentisch sind, dazu legt die Zeitung keine Belege vor. Der Sammler erklärt in dem Bericht die Herkunft der Stücke so: "Ich habe sie vom Sohn eines SS-Kameraden von Horst Tappert. Tappert kam oft noch zu Kameradschaftstreffen. Sogar, als er bereits fürs Fernsehen arbeitete. Bis zum Jahr 1971. Da hat er seinem Freund all diese Dinge anvertraut." Zwei Jahre später beginnt Tapperts Arbeit als Oberkommissar Stephan Derrick im ZDF.

Auch wenn seine genaue Rolle als SS-Mann weiter im Dunkeln bleibt, gewähren die Funde doch Einblicke in Tapperts Leben als Grenadier und wie Tappert nach Kriegsende damit umging. Seit Anfang 1943 wurde er auf der Mannschaftsliste der 14. Kompanie des SS-Panzergrenadierregiments 1 "Totenkopf" als Grenadier geführt. Er war offenbar in März 1943 zur Ausbildung in Bad Arolsen, wurde dann am 22. März im ukrainischen Charkow bei Gefechten verletzt und ins Lazarett gebracht. Bei den Kämpfen sind auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit dokumentiert. Ob Tappert als rangniederer Soldat daran beteiligt gewesen ist, bleibt weiter offen. Danach ist er Eintragungen in seiner Personalakte zufolge noch in Polen eingesetzt. Zuletzt leistet er Innendienst in der Standortkommandantur in Wien. Mehr ist bisher nicht bekannt zu Tapperts SS-Zeit. Anders als "Derrick"-Erfinder Herbert Reinecker sprach Tappert kaum darüber.

Geht es nach seiner Witwe, bleibt es auch dabei. "Wieso zieht man sein Andenken mit dieser Kampagne dermaßen in den Schmutz?", klagte die 92-jährige Ursula Tappert im Mai nach den ersten Enthüllungen in der Illustrierten "Bunte". Das bayerische Innenministerium kündigte Überprüfungen an, ob Tappert der Titel des Ehrenkommissars der bayerischen Polizei entzogen werden solle. Das Ministerium gab dazu gestern auf Anfrage keine Auskunft.

(RP)
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