Serie: Der RRX kommt (2) Neue Gleise, schnelle Züge

Der neue Zug soll pünktlich im 15-Minuten-Takt fahren. Dafür braucht es neue Gleise, die Bahn wird künftig langsamen und schnellen Verkehr öfter trennen.

Serie: Der RRX kommt (2): Neue Gleise, schnelle Züge
Foto: Ferl

Düsseldorf Ein Überholvorgang ist schon in einem Auto nicht unbedingt die leichteste Übung, für einen Zug ist es aber eine logistische Leistung. Schließlich braucht er dafür ein eigenes Gleis. In der Regel lässt ein langsamer Zug den schnelleren in einem Bahnhof oder an einer anderen so genannten Betriebsstelle auf offener Strecke passieren.

Langsame Züge, wie Güterverkehr oder S-Bahnen mit häufigen Haltepunkten, bremsen schnellere Züge aus, weil sich Fern- und Nahverkehr vielerorts in NRW die Gleise teilen - das führt auch zu Verspätungen. Auf vielen Streckenabschnitten im Land gibt es vier Gleise. "Davon sind zwei für die S-Bahn vorgesehen für je eine Richtung, die zwei anderen teilen sich Fernzüge und Regionalexpress", sagt Rebecca Hardt, stellvertretende Teamleiterin für Personenverkehr im Netzfahrplan bei der DB Netz AG. Überholen ist schwer: Vorm Bahnhof Düsseldorf-Flughafen zum Beispiel gibt es sechs Gleise, dort kann der Fernverkehr überholen.

Wer wann wen durchlassen muss, ist durch Dispositionsrichtlinien geregelt und wird von der Bundesnetzagentur überwacht. "Die Mitarbeiter in den Betriebszentralen treffen die Entscheidung nach den Dispositionsregeln", sagt Hardt. Demnach haben dringliche Hilfszüge immer Vorfahrt - sie reparieren zum Beispiel nach einem Sturm die Oberleitung oder bringen Mitarbeiter bei anderen technischen Störungen vor Ort. Danach kommen Züge auf Expresstrassen, die von Verkehrsunternehmen gebucht werden können. Im Bahnjargon bedeutet eine Trasse die planmäßige zeitliche und räumliche Belegung eines Streckenabschnitts durch einen Zug. Auf einem Gleis kann es in der Stunde - abhängig von Haltepunkten und Zugeigenschaften wie der Höchstgeschwindigkeit - bis zu 15 Trassen geben. "Diese Expresszüge können auch Güterzüge sein, zum Beispiel, wenn ein Unternehmen seine Güter besonders pünktlich an einen Ort bringen muss", sagt Hardt. An dritter Stelle kommt der gleichrangige Verkehr, zu dem alle anderen Züge gehören. Und hierbei gilt: Der Schnelle hat Priorität vorm Langsamen.

Nordrhein-Westfalens neues Großprojekt, der Rhein-Ruhr-Express (RRX), soll nach seiner Fertigstellung in einem 15-Minuten-Takt zwischen Köln und Dortmund verkehren. Das könnte nach Einschätzung des Fahrgastverbandes Pro Bahn zwar erst 2030 der Fall sein, doch das Ziel ist klar formuliert. Dafür braucht es neue Infrastruktur, damit so genannte Systemtrassen für den RRX reserviert werden, auf denen langsame Züge von schnellen getrennt fahren. Das soll zur versprochenen Pünktlichkeit führen.

Damit der RRX nicht ausgebremst wird, investieren Land und Bund auch in den Gleisausbau. Im Fokus steht dabei der Korridor Köln-Dortmund, besonders der Abschnitt Köln-Duisburg. So soll die Strecke zwischen Köln-Mülheim und Düsseldorf-Benrath unter anderem für den Personenverkehr viergleisig ausgebaut werden. "Noch haben wir dort in Leverkusen und Langenfeld Bereiche, die für die S-Bahn nur eingleisig sind", sagt Artur Wiatowski, Teilprojektleiter für den RRX bei der DB Netz AG. Auch habe der Bahnhof in Leverkusen-Mitte nur eine Bahnsteigkante für die S-Bahn.

Zwischen Düsseldorf-Benrath und Duisburg soll die Strecke sechsspurig werden. Dann bekämen IC und ICE zwei Gleise, die S-Bahnen zwei Gleise und der RRX zwei Gleise. "Durch die Trennung von langsamem und schnellem Verkehr harmonisieren wir die Geschwindigkeit auf dem Gleis", sagt Wiatowski. Dabei kommt dem RRX zugute, dass er die Spitzengeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern in 72,5 Sekunden erreicht. Die Durchschnittsgeschwindigkeit steigt, das Überholen fällt weg - das soll die höhere Pünktlichkeit bringen.

Damit die Bahnhöfe nicht zum Flaschenhals werden, werden auch sie ausgebaut. So sollen unter anderem der Düsseldorfer Hauptbahnhof, der Flughafen-Halt und der Bahnhof Leverkusen einen zusätzlichen Bahnsteig bekommen. So sieht zumindest die Planung aus.

Was für die Bauer von Modelleisenbahn-Anlagen so einfach ist, bleibt für die Lenker des großen Zugverkehrs ein Traum. "Ideal wäre es natürlich, wenn wir durchgängig im ganzen Netz sechs Gleise hätten", sagt Wiatowski und muss selbst ein wenig über diese Vorstellung schmunzeln. Das sei wegen der Innenstadtlage vieler Hauptbahnhöfe und der dicht besiedelten Region gar nicht möglich. Deshalb sollen so viele Einzelmaßnahmen wie möglich den RRX so schnell machen wie möglich.

(mso)
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