Oldenburg Neuer Prozess: Pfleger gesteht 30 weitere Morde

Oldenburg · Dem wegen Mordes angeklagten früheren Krankenpfleger droht nach seinem Eingeständnis einer ganzen Tatserie ein weiterer Mordprozess. Zunächst einmal muss der 38-Jährige vor dem Gericht in Oldenburg bestätigen, was er bisher nur dem psychiatrischen Gutachter gesagt hat, damit es auch juristisch als Geständnis gewertet werden kann. Einen Einfluss auf das laufende Verfahren, in dem der 38-Jährige wegen dreifachen Mordes und zweifachen Mordversuchs angeklagt ist, hätten die weiteren Taten aber zunächst nicht, sagte Staatsanwalt Martin Rüppell.

Nach einer vom Gutachter verlesenen Stellungnahme hat der Angeklagte am Klinikum Delmenhorst zwischen 2003 und 2005 insgesamt 90 Patienten eigenmächtig ein Herzmedikament gespritzt und damit schwere Komplikationen verursacht, an denen 30 Menschen starben. Die zugegebenen Taten könnten auch noch nicht alle sein, für die der ehemalige Pfleger verantwortlich ist. Die Polizei ermittelt in mehr als 170 Verdachtsfällen - auch an anderen Arbeitsstätten des Mannes. Erst seit Ende November ermittelt eine Sonderkommission der Polizei. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert deshalb politische Konsequenzen. "Es geht nicht nur darum, die strafrechtlichen Fakten zu bewerten, sondern die gesamte Dimension in diesem deutschlandweit einzigartig historischen Fall", sagt Eugen Brysch.

Die Anklagebehörde ist davon überzeugt, dass der Ex-Pfleger die Taten begangen hat, um sein Können beim Wiederbeleben von Patienten zu beweisen. Später habe er aus Langeweile weitergemacht. 2005 erwischte ihn eine Kollegin auf der Intensivstation des Klinikums Delmenhorst auf frischer Tat. 2008 verurteilte ihn das Landgericht Oldenburg wegen Mordversuchs zu siebeneinhalb Jahren Haft. Bereits damals gab es Hinweise auf eine größere Zahl von Taten. Der Prozess wird am 22. Januar fortgesetzt.

(dpa)
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