"Newtopia" TV-Trash mit einer Prise Unterhaltungswert

Berlin · Die erste Folge der neuen Sat.1-Show "Newtopia" ist gelaufen und hat genau das geliefert, was man erwarten konnte: feinsten TV-Trash. Die Kandidatenauswahl verspricht hohes Konfliktpotenzial. Candy und Steffen sind schon jetzt die heimlichen Stars der Show.

Newtopia auf Sat.1: Erste Kandidaten und Teilnehmer der Show
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"Newtopia": Das waren die ersten Kandidaten

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Zu Beginn der neuesten Unterhaltungsshow der privaten Fernsehmacher von Sat. 1 wird erst einmal zusammengefasst, worum es im kommenden Jahr eigentlich gehen wird. Der obligatorische Sprecher aus dem Off erklärt, dass die 15 "Pioniere" genannten Kandidaten im kommenden Jahr die Gelegenheit bekommen sollen, aus dem Nichts eine neue Gesellschaft zu formen.

Das klingt grundsätzlich erst einmal nach einem interessanten Ansatz. Doch gleich das nächste Versprechen der Stimme lässt den halbwegs intelligenten Fernsehzuschauer auf der Couch zusammenzucken. "Eine neue Gesellschaft ohne Regeln und ohne Gesetze, außer denen die sich die Pioniere selbst erschaffen", verspricht sie vollmundig. "Klar, eigene Gesetze. Mitten in Brandenburg", möchte man dem Fernseher am liebsten zuschreien. "Der deutsche Staat versteht in solchen Angelegenheiten ja auch so viel Spaß."

Candy aus Berlin

Weiter geht es mit der Vorstellung der Kandidaten. Den Auftakt macht der 44-jährige Candy aus Berlin, von Beruf Politikwissenschaftler, seit fünf Jahren wohnungslos und glühender Anhänger der Polygamie. Sein erster Satz: "Ich bin den ganzen Vormittag nackt." Die Show ist noch keine zwei Minuten alt und der Fremdschämpegel steigt schon ins Unermessliche. Man muss seine Hand beinahe krampfhaft davon abhalten, nach der Fernbedienung zu greifen. Doch als langjähriger Dschungel-Zuschauer hat man schon Erfahrung darin, den Selbsterhaltungstrieb des Körpers zu regulieren — die Sendung bleibt also eingeschaltet.

Der nächste Kandidat, der in Erinnerung bleibt, ist Steffen: Ein Hartz-IV-Empfänger aus Gelbesande bei Rostock, der in Ledermantel und mit Cowboyhut aussieht wie eine Karikatur des wohl bekanntesten US-Wrestlers: des Undertakers.

Alle Stereotype sind vertreten

Die anderen Teilnehmer sind vergleichsweise normal, besetzen aber alle für ein solches Format notwendigen Stereotype. Schülerin Tatjana aus Norderstedt ist das Krawallmäuschen mit der großen Klappe, Student Lenny der Mann mit Gefühl zum Anlehnen, Model Diellza das affektierte Modepüppchen mit Dreckphobie und Handwerker Lennert und Bauer Christian besetzten die Rollen der Macher. Letzterem möchte man nach Vorstellung der Kandidatenrunde beinahe mitleidig auf die Schulter klopfen und fragen: "Mensch, wieso tust du dir das eigentlich an?

Nachdem klar ist, wer da eigentlich mitmacht, lässt Sat1 die Teilnehmer zum ersten Mal aufeinander los. Eine halbe Stunde haben sie Zeit, um sich miteinander bekannt zu machen und zu besprechen, wer was zum gemeinsamen Überleben beitragen kann. Die Regeln: Die Kandidaten bekommen 5000 Euro, zwei Kühe, 25 Hühner und jeweils eine Kiste, die sie in 15 Minuten zu Hause zusammenpacken sollen.

"Hasse Zahnseide"

Nach einigen Minuten mehr oder weniger sinnvollen Dialogs Marke "Hasse Zahnseide?" oder "Ich will aber Turnschuhe und Jogginganzug mitnehmen", brechen die Kandidaten nach Hause auf. An ihren jeweiligen Wohnorten angekommen wird deutlich, dass die 30-minütige Unterredung keinerlei Mehrwert hatte. Panikartig packen die Kandidaten jedweden Krempel zusammen, der sich vielleicht irgendwie gebrauchen lässt. Mindestens drei Bohrmaschinen finden den Weg in die Kisten und Alkoholika aller Couleur, dafür aber nicht eine einzige Flasche Wasser.

Steffen und Candy, die sich jetzt schon zu den heimlichen Stars der Show gemausert haben, sorgen auch bei ihren Packaktionen dafür, dass man seinen Kopf als Zuschauer am liebsten gegen die nächste Wand donnern möchte.

Steffen, wohlgemerkt Hartz-IV Empfänger, fährt zuerst an seiner Gartenlaube vorbei, um teures Werkzeug einzupacken. Danach geht es zu ihm nach Hause, schließlich kann ja kein Jahr ohne seine geliebten Zigarren überleben.

Alt-68er Candy schaut dagegen gleich bei seiner Mutter vorbei, weil er selbst ja keine Wohnung hat und scheucht die Seniorin durch das gesamte Haus. "Mami, haste Nudeln? Mami darf ich das Brot mitnehmen?", fragt er. Als Zuschauer versinkt man immer tiefer im Sessel.

Hans spricht von "Pack"

Fitnesstrainer Hans (der mit der Jogginghose) bringt seinen Eindruck von den anderen Kandidaten gleich mal auf den Punkt: "So wie ich das sehe, ist da drinnen ja Pack". Hoffnung keimt auf: Ist da tatsächlich ein vernünftiger Kandidat dabei?

Die Sendung endet mit der erneuten Zusammenkunft der "Pioniere" in "Newtopia". Sekt, Wein und Bier werden geköpft und es wird erst einmal gefeiert. Wo man eigentlich schläft, scheint ja nicht so wichtig zu sein. Während der Abspann läuft, stellt sich einem dann die entscheidende Frage: "Wieso habe ich eigentlich nicht abgeschaltet?" Die Antwort: "Irgendwie hat mich der Unsinn ja dann doch unterhalten."

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