NSU-Prozess Zschäpe fühlt sich von Gerichtspsychiater bedrängt
München · Ein neuer Nebenkriegsschauplatz im Münchner NSU-Prozess: Die Verteidigung der Hauptangeklagten Beate Zschäpe hat Vorwürfe gegen den Gerichtspsychiater Henning Saß erhoben.
Dieser beobachte Zschäpe auch in Verhandlungspausen und mache sich darüber Notizen, sagte Rechtsanwalt Wolfgang Heer zu Beginn des 204. Verhandlungstags am Dienstag. Das verstoße gegen Grundrechte. Der Anwalt beantragte, Saß im Gerichtssaal umzusetzen, damit er nicht mehr in Hörweite sei.
Der Aachener Universitätsprofessor Saß hatte vor Prozessbeginn ein Gutachten über Zschäpe verfasst. Darin bescheinigt er ihr - trotz ihrer schwierigen Kindheit - Schuldfähigkeit. Zschäpe hatte sich geweigert, mit Saß zu sprechen. Das Gericht beauftragte ihn darum, die Angeklagte im Gerichtssaal zu beobachten und ihr Verhalten zu beurteilen. Zschäpe ist als Mittäterin von zehn überwiegend rassistisch motivierten Morden angeklagt.
Die Vernehmung eines Zeugen, der aus der Schweiz anreiste und über die Tatwaffe vom Typ "Ceska" aussagen sollte, verzögerte sich wegen des Antrags. Ab dem Mittag wollte das Gericht den inhaftierten hessischen Neonazi Bernd T. vernehmen.