NSU-Prozess Kripo beschränkte Bomben-Ermittlungen auf Köln

München · Beim ersten Sprengstoff-Anschlag der NSU-Terroristen haben die Fahnder laut einer Zeugin nicht alle möglichen Spuren verfolgt. Nach der Explosion in dem Lebensmittelladen einer deutsch-iranischen Familie 2001 in Köln habe die Polizei allein bei Geschäften und Baumärkten in Köln nach der Herkunft der Bomben-Bauteile gefahndet, nicht aber an anderen Orten, sagte eine Polizeibeamtin am Donnerstag als Zeugin im NSU-Prozess in München.

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Foto: dpa, Frank Doebert

Diesen Umkreis habe die Ermittlungskommission so festgelegt. Entsprechend habe sie Großhändler, die die bei dem Sprengstoff-Anschlag verwendete Druckflasche an den Einzelhandel geliefert hatten, nur nach Abnehmern im Kölner Raum befragt.

Ein Sprengstoffexperte des bayerischen Landeskriminalamtes sagte, der Sprengsatz in der Druckflasche sei lebensgefährlich gewesen. Hätte das Opfer, die damals 19-jährige Tochter, während der Explosion den Zündsatz noch in der Hand gehalten, "hätte es keine Überlebenschance gegeben", sagte der Gutachter. Der Sprengsatz war aber erst wenige Sekunden später explodiert, nachdem sie um einen Tisch herumgegangen war. Die junge Frau hatte den Anschlag schwer verletzt überlebt.

Die Mitglieder der rechtsextremen Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) sollen zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen umgebracht und bei zwei Sprengstoffanschlägen 23 Menschen verletzt haben.

(dpa)
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