Prozess in München Sohn von NSU-Opfer verlangt hohe Strafe für Zschäpe

München · Der Sohn des ersten NSU-Mordopfers Enver Simsek hat vor dem Oberlandesgericht München gefordert, die Angeklagten im NSU-Prozess "in höchstem Maß" zu bestrafen.

 Abdulkerim Simsek und seine Mutter Adile Simsek mit ihrer Anwältin Seda Basay-Yildiz.

Abdulkerim Simsek und seine Mutter Adile Simsek mit ihrer Anwältin Seda Basay-Yildiz.

Foto: Christof Stache/rtr

Allein dem mutmaßlichen Waffenbeschaffer Carsten S. nehme er Reue ab, sagte Abdulkerim Simsek in seinem Plädoyer. "Ich nehme Ihre Entschuldigung an", sagte er zu Carsten S.

Simsek schilderte, wie er als 13-Jähriger von einem Lehrer im Internat in Saarbrücken am Morgen des 10. September 2000 von einem Lehrer aufgefordert worden sei, sofort nach Nürnberg zu fahren. Dort war sein Vater am Vortag mit acht Schüssen an einer viel befahrenen Nürnberger Straße niedergeschossen worden.

In Nürnberg sei er zu einer Klinik gefahren. Als er am Krankenbett seinen noch lebenden Vater sah, habe er als erstes bemerkt, "dass sein linkes Auge zerfetzt" gewesen sei. Seine Mutter sei weinend zusammengebrochen.

"Das war das letzte Mal, dass ich meinen Vater lebend gesehen habe"

Dann hätten "die Geräte gepiept" und Pfleger hätten die Familie hinausgedrängt. "Das war das letzte Mal, dass ich meinen Vater lebend gesehen habe." Inzwischen habe er selber eine zweijährige Tochter, sagte Simsek. "Ich werde ihr erzählen müssen, dass ihr Opa von Nazis umgebracht wurde."

Simsek war der erste von neun Gewerbetreibenden mit Migrationshintergrund, die die beiden Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt erschossen haben sollen.

Als einziges noch lebendes Mitglied des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) ist Beate Zschäpe wegen Mittäterschaft angeklagt. Die Bundesanwaltschaft hat lebenslange Haft für sie beantragt.

(das/dpa)
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