Zweiter Tag der Plädoyers im NSU-Prozess Bundesanwaltschaft betont Zschäpes Rolle bei Tarnung der NSU

München · Am zweiten Tag der Plädoyers im NSU-Prozess hat die Bundesstaatsanwaltschaft Beate Zschäpes Bedeutung als gleichberechtigtes Mitglied der rechtsextremen Terrorzelle hervorgehoben. Zschäpe habe bei der Tarnung des "Nationalsozialistischen Untergrunds" eine zentrale Rolle gespielt.

 Die Angeklagte Beate Zschäpe sitzt neben ihrem Anwalt Mathias Grasel im Gerichtssaal in München.

Die Angeklagte Beate Zschäpe sitzt neben ihrem Anwalt Mathias Grasel im Gerichtssaal in München.

Foto: dpa, kne hpl

"Zschäpe ist es stets darum gegangen, ihre beiden Freunde Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sorgfältigst abzusichern", sagte Oberstaatsanwältin Anette Greger bei der Fortsetzung des für mehrere Verhandlungstage geplanten Plädoyers vor dem Oberlandesgericht München. Sogar untereinander hätten sich die drei mit ihren Tarnnamen angeredet.

Die Anklage sieht das NSU-Trio als eingeschworene Gemeinschaft: "Alle drei schweißte ein unbedingtes Vertrauen zusammen", sagte Greger und sprach von einer "sehr engen, vertrauensvollen Bindung". Nur wegen dieses engen Zusammenspiels hätten die drei die Morde und Anschläge so lange unentdeckt begehen können. "Jedem kamen bestimmte Aufgaben im Sinne der gemeinsamen Sache zu."

Damit bekräftigte Greger den Anklagevorwurf, Zschäpe sei gleichberechtigtes NSU-Mitglied gewesen. "Alle drei Mitglieder arbeiteten für ihre Sache ganz bewusst einvernehmlich Hand in Hand zusammen", sagte die Oberstaatsanwältin.

Als Beleg für die Bedeutung Zschäpes nannte Greger die im NSU-Prozess gewonnenen Erkenntnisse zum Besitz von Computern und Handys. Die Ausstattung des NSU mit Sim-Karten für Mobiltelefone sei "ausschließlich" über Zschäpe erfolgt. Sie habe auch über das Haupthandy, den Hauptcomputer und das Hauptlaptop des NSU die Verantwortung gehabt.

In ihrer eigenen Aussage hatte Zschäpe erklärt, kein NSU-Mitglied gewesen zu sein und sich als abhängig von Mundlos und Böhnhardt bezeichnet. Mit den Verbrechen des NSU will sie nichts zu tun gehabt haben.

Mit dem Plädoyer, das voraussichtlich erst kommende Woche abgeschlossen wird, befindet sich der seit Mai 2013 andauernde NSU-Prozess in der Schlussphase. Zschäpe und vier mutmaßliche NSU-Helfer sind wegen der zehn Morde, zwei Bombenanschläge und fünfzehn Raubüberfälle angeklagt, die dem NSU angelastet werden.

Das rechtsextreme Terrortrio soll die Taten im Untergrund begangen haben. 1998 waren Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe untergetaucht und begingen laut Anklage aus dem Untergrund heraus unerkannt die Taten. Bekannt geworden war der NSU erst, nachdem sich im November 2011 nach einem Raubüberfall Böhnhardt und Mundlos bei einem Polizeieinsatz mutmaßlich das Leben nahmen und Zschäpe sich wenige Tage später bei der Polizei stellte.

(beaw/dpa/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort