Düsseldorf Paris Hilton: "Ich habe ein großes Herz"

Düsseldorf · Model und Unternehmerin Paris Hilton bewarb gestern auf der Düsseldorfer Messe "Beauty" einen neuen Nagellack der Firma Alessandro International. Im Gespräch präsentierte sich die 33-Jährige bemerkenswert aufgeschlossen.

Es ist ein Auftritt wie aus dem Barbie-Bilderbuch. Paris Hilton trägt ein Minikleid in zartrosa, einen Hauch von Nichts, das ihre leichte kalifornische Bräune betont. Ihre Nägel schimmern abwechselnd in den Tönen Bubblegum und Hawaii Dreams. Hilton weiß, was sie ihrem Auftraggeber schuldig ist, dem Kosmetik-Unternehmen Alessandro International, dessen Nagellack-Reiseset "Striplac mobile" sie auf der Düsseldorfer Messe "Beauty" bewirbt. "You're so beautiful", "Du bist so schön", ruft ein weiblicher Fan entzückt. Hilton lächelt, klimpert mit den künstlichen Wimpern und posiert gekonnt im Blitzlichtgewitter der Fotografenmeute. Der erste Eindruck: Diese blonde Barbie ist ein Supergirl, typisch amerikanisch, ein absoluter Profi. Und sie hat unzweifelhaft das gewisse Etwas.

"In der Öffentlichkeit verstecke ich mich gerne hinter der Rolle des naiven Dummchens, weil ich sehr schüchtern bin", erzählt die 33-Jährige später, "aber im wirklichen Leben bin ich eine smarte Geschäftsfrau." Ein Blick in ihre erstaunlich blauen Augen lässt erahnen, dass sie es ernst meint. Überhaupt erscheint Hilton aus der Nähe betrachtet weit weniger künstlich als aus der Distanz. Ihr Körper ist durchtrainiert. Ihre Stimmlage wirkt plötzlich tiefer, ohne dieses babyhafte Kieksen, das sie bei Auftritten pflegt. Hilton wirkt verbindlich, freundlich, aufmerksam, hält Blickkontakt. Was ist das Geheimnis ihres anhaltenden Erfolgs? "Ich habe ein großes Herz für meine Fans, ich arbeite aber auch sehr hart, und ich weiß, wie man Produkte optimal vermarktet." Wieder diese amerikanischen Tugenden: große Gefühle, hohes Arbeitsethos. Jeder kann es schaffen. Der zweite Eindruck: Paris Hilton ist sympathischer als erwartet, eine Persönlichkeit.

Kleiner Exkurs in Sachen Pop-Prominenz. Einem großen Publikum bekannt wurde Hilton, Urenkelin des Hotelgründers Conrad Hilton, im Jahr 2003 durch die TV-Reality-Soap "The Simple Life", in der sie an der Seite ihrer Freundin Nicole Richie hysterisch am Landleben scheitert. Ein von ihrem Ex-Freund ohne ihre Zustimmung veröffentliches Sex-Video mit ihr ("1 Night in Paris") erhöhte schlagartig die weltweite Aufmerksamkeit. In den folgenden Jahren machte Hilton durch diverse Eskapaden von sich reden, musste etwa wegen wiederholten Fahrens ohne Führerschein ein paar Tage ins Gefängnis. Mit ihrer Schwester Nicky baute sie aber auch ein kleines Firmenimperium auf, das mittlerweile 17 Produktlinien unter ihrem Namen vermarktet, darunter Sonnenbrillen, Handtaschen, Parfüm, Unterwäsche. Nebenher spielt Hilton kleinere Filmrollen, hat ein Album eingesungen und legt als DJ nachts Platten in Clubs auf, wird weltweit gebucht. Sie hat es geschafft, ihren Namen zu einer internationalen Marke aufzubauen.

"Ich bin eine leidenschaftliche Unternehmerin", sagt sie, "die es außerdem liebt, Musik zu machen." Es sei doch die ideale Kombination, am Tag das Unternehmen voranzutreiben und nachts in den Clubs eine gute Zeit zu haben. Profit und Party, warum nicht. Ihr neues Geschäftsfeld hört sich eher wenig unterhaltsam an: Immobilienprojekte. Auf den Philippinen werde gerade das erste verwirklicht. Weitere sollen folgen, weltweit natürlich.

Bei so viel Tamtam auf allen Kanälen, bleibt da überhaupt noch Platz für Träume? "Alles, was ich tun wollte im Leben, habe ich getan", sagt sie. "Ich weiß nicht so recht, was da noch kommen sollte." Bei den letzten Worten muss sie allerdings über sich selbst kichern. Vielleicht kommt es ihr ein wenig komisch vor, schon mit 33 keine Träume mehr zu haben. "Nein", schiebt sie nach, "eines Tages möchte ich heiraten und Kinder bekommen. Aber noch nicht jetzt."

Das klingt danach, als würde sie es selbst nicht ganz glauben. Vielleicht ist Paris Hilton noch ehrgeiziger als gedacht. Viele Menschen würden denken, sie sei so reich geboren, dass ihr alles in den Schoß gefallen sei, sagt sie auf die Frage, was ihre am meisten unterschätzte Eigenschaft sei. "Das genaue Gegenteil ist wahr. Seit ich ein Teenager bin, habe ich von meiner Familie keine Unterstützung mehr akzeptiert. Das ist alles selbst geschaffen." Selfmade. Das ist ihr Credo. Ihr Aussehen steht dazu nicht im Widerspruch. Auch das ist "selfmade", und zwar mit reichlich Aufwand. Mit der Antwort auf die Frage, ob nicht das Alter ihrer Rolle als It-Girl, also als mondänes Aushängeschild einer Generation, irgendwann ein Ende setzt, offenbart sie einen leicht vermessenen Anspruch. Sie bewundere Frauen wie Elizabeth Taylor oder Audrey Hepburn, die Zeit ihres Lebens als Ikonen verehrt wurden. "Dem würde ich gerne nacheifern." Der Eindruck, der bleibt: Paris Hilton ist eine Frau, die weit mehr zu bieten hat als den Ruf, der ihr vorauseilt; sie lässt aber wenig unversucht, diesem Ruf gerecht zu werden. Heute geht es für Super-Barbie bereits zurück nach Los Angeles. Sie muss noch 148 Mails checken und kurz die Marke pflegen. Mit perfekt lackierten Nägeln natürlich.

(RP)
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