Paris Pariser Brücke ächzt unter den Liebesschlössern

Paris · 12 Tonnen romantisches Metall gefährden die Statik des weltberühmten "Pont des arts".

Paris: Pariser Brücke ächzt unter den Liebesschlössern
Foto: Utrecht, Robin

Nicht grundlos wird Frankreichs Hauptstadt "Stadt der Liebe" genannt. Vor allem die holzgetäfelte Fußgängerbrücke "Pont des Arts" hat es jungen Paaren angetan. Am Abend, wenn die Sonne über der Seine untergeht, wird es dort besonders romantisch. Tagtäglich spielt sich dort auch ein ungewöhnliches Liebeszeremoniell ab.

Mit einem Vorhängeschloss spazieren Pärchen über den Fußgängersteg, bleiben stehen, befestigen das Schloss an dem metallenen Gitter, beschwören ihre Liebe mit einem Kuss und werfen den Schlüssel rücklings in die Seine. "Eva & Carlos" steht dann etwa auf so einem Schloss oder "Anna & Valery: Kiev-Paris", dazu oft auch ein Hochzeitsdatum, oder ganz einfach nur zwei Initialen und ein Herz – eingraviert oder mit Nagellack draufgepinselt.

Der vor etwa fünf Jahren in Paris aufgekommene Brauch der Liebesschlösser ("Love Locks") zieht Besucher aus aller Welt an. Die Tradition ist so beliebt, dass an den Brückengittern kein Plätzchen mehr frei ist. Abertausende dieser kleinen Liebesbeweise hängen auf dem "Pont des Arts" – neben-, über- und inzwischen auch ineinander, insgesamt rund 12 Tonnen Metall, zu einem dichten Teppich verflochten.

Doch der bizarre Ritus wird zunehmend Opfer seines Erfolgs. Denn inzwischen ächzt die Brücke so sehr unter dem Gewicht der Liebe, dass sich die 150 Meter lange Brüstung an manchen Stellen biegt. Die Behörden schlagen Alarm und machen Sicherheitsrisiken geltend: "Es gibt immer mehr dieser Vorhängeschlösser. Sie wiegen zusammengenommen so schwer, dass es für die Menschen unter der Brücke tatsächlich gefährlich werden könnte", sagt die stellvertretende Pariser Bürgermeisterin Daniele Pourtaud.

Unter den Seine-Brücken fahren immerhin täglich Touristenschiffe mit Hunderten Besuchern. Vielfach wurde der Zaun bereits repariert, durch neue Gitter ersetzt und sogar mit Holztafeln verstärkt. Das aber tue der Schönheit der Brücke keinen Gefallen und versperre zudem den Blick, sagt ein Bezirkspolitiker. Er plädiert dafür, die Schlösser alle sechs Monate zu entfernen. Davon will man im Pariser Rathaus aber nichts wissen. Schließlich könnte diese Entscheidung das romantische Image von Paris ankratzen.

(RP)
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