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Weeze · 80.000 Fans feierten beim Parookaville-Festival auf dem Flughafengelände. Ein Verkehrschaos sorgte für Probleme. Die Besucher waren dennoch begeistert.

Parookaville 2017: Die schönsten Bilder vom Sonntag
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Parookaville 2017: Das war der dritte Tag

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Foto: Antje Seemann

Die Gemeinde Weeze im Kreis Kleve hat nicht ganz 11.000 Bürger. Aber allein der "Ortsteil" Parookaville kam am Wochenende auf 80.000 Einwohner. Parookaville, so haben es sich die Veranstalter um Bernd Dicks ausgedacht, ist eben nicht nur ein Elektro- und House-Festival auf dem Flughafengelände in Weeze, sondern eine eigene Stadt mit Supermarkt, Rathaus, Gefängnis und Kirche, einst gegründet von Bill Parooka. Jeder Besucher erhält einen Parookaville-Pass und wird als neuer "Bürger" willkommen geheißen. Sogar geheiratet wurde dort am Samstag: Als einziges Pärchen durften sich Oliver und Julia Korbach aus Velbert das Ja-Wort auf dem Festival geben - vor der echten Standesbeamtin Birgit Tönnesen. Während die anderen Ehen, die in der Kirche von Parookaville in Vegas-Manier geschlossen werden, bloß ein Spaß sind, ist ihre Verbindung nun rechtskräftig. Das Pärchen hatte die Hochzeit vorher bei einer Verlosung gewonnen.

Vor allem ist Parookaville aber eine verrückte Riesenparty mit teilweise bunt verkleideten Gästen, 200 DJs auf über zehn Bühnen - mit Weltstars wie Felix Jaehn, Don Diablo, Martin Solveig, Paul Kalkbrenner und David Guetta. Einer der Höhepunkte: Steve Aoki ließ sich Sahnetorten auf die Bühne bringen. Zehn Stück davon nahm der amerikanische DJ nach und nach in die Hand, um sie ins Publikum zu werfen. "Cake me, cake me", brüllten die Zuschauer. Aoki ist bekannt dafür, seine Fans mit Torten zu bewerfen, und wer an diesem Abend eine davon abbekam, der hat es geschafft.

Den meisten Besuchern wird wohl ein Gänsehaut-Moment in Erinnerung bleiben: Das Lied "In The End", das das niederländische DJ-Duo Showtek in Gedenken an Linkin-Park-Frontmann Chester Bennington am Freitagabend anstimmte, sangen 40.000 Menschen im Chor mit.

Parookaville ist besonders. "Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen. Das Gefühl, hier zu sein, ist unbeschreiblich", sagte Lena Werning (23) aus Wuppertal. Mit fünf Freundinnen war sie zum ersten Mal in Weeze. "Ich bin Bürger dieser Stadt und will hier nicht mehr weg."

Das Festival, das vor drei Jahren mit 25.000 Gästen startete und dann im Vorjahr 50.000 Besucher lockte, stößt aber auch spürbar an seine Grenzen. Weezes Infrastruktur ist dem Ansturm nicht gewachsen. Seit Donnerstag herrschte Verkehrschaos rund um die Gemeinde. Massiv betroffen war der Flughafen, auf dessen weiträumigen Gelände - es handelt sich um einen früheren britischen Militärflughafen - auch die Kunststadt aufgebaut wird. Mitten in der Ferienzeit schafften viele Reisende nicht den Weg zum Flughafen und verpassten ihren Flug. "Wir sind schon drei Stunden vor Abflug vor Ort gewesen und sind nicht näher als fünf Kilometer an den Flughafen herangekommen", schilderte Urlauber Christoph Pohl. "Daher haben wir unseren Flug verpasst und bleiben nun auf den Kosten für Flug, Mietwagen und Hotel sitzen." Der Flughafen hat sich dazu nicht geäußert. Und auch das aufwendig organisierte System mit Shuttlebussen zu den Parkplätzen oder zum Bahnhof, von dem aus viele Sonderzüge die ganze Nacht lang Richtung Düsseldorf und Kleve fuhren, brach im strömenden Regen in der Nacht zu Sonntag zeitweise zusammen, nachdem ein Bus auf den sandigen Wegen steckengeblieben war.

(RP)
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