Recklinghausen: Ursache für Explosion an Tankstelle gefunden Pkw war falsch umgerüstet

Recklinghausen (dpa/lnw). Die Explosion an einer Autogastankstelle in Recklingshausen mit einem Toten und fünf Verletzten ist geklärt: Der 54 Jahre alte Fahrer des Wagens, der beim dem Unglück ums Leben kam, hatte nach dem Einbau einer Gasanlage am Tank gebastelt, berichtete die Polizei am Freitag. Der vor vier Wochen in Italien eingebaute Flüssiggastank sei nur für einen Druck von 20 Bar geeignet gewesen, nicht aber für die 200 Bar bei Erdgas, das an der Tankstelle in Recklinghausen zur Verfügung stand. Beide Gassorten können in Deutschland und vielen europäischen Ländern getankt werden.

Am Unglückstag hatte der 54-Jährige aus Herten, selbst Kfz- Meister, noch einen Adapter (Reduzierstück) für Erdgas eingebaut. Diese Gasform ist wegen des zehnfach höheren Tankdrucks nicht für dünnwandige Flüssiggastanks geeignet. "Ein weiterer Hertener, dessen Wagen auf ähnliche Weise manipuliert wurde, konnte noch rechtzeitig gewarnt werden", sagte ein Polizeisprecher.

Als der Unglücksfahrer am Donnerstag Erdgas mit 200 Bar Druck tanken wollte, war der zwei Millimeter starke Tank des Wagens infolge des zu hohen Drucks in die Luft geflogen. Dabei wurde eine 47 Jahre alte Tankstellen-Angestellte aus Castrop-Rauxel lebensgefährlich verletzt worden. Sie hatte dem Fahrer beim Tanken helfen wollen. Vier Kunden erlitten leichte Verletzungen.

Die Aral AG betonte in Bochum, dass Besitzer von Gas-betriebenen Fahrzeugen sich keine Sorgen machen müssten, wenn die Umrüstung auf Gas von einem Fachbetrieb vorgenommen worden sei. Bei fachgerechtem Einbau einer Gasanlage ohne weitere Manipulation könne nur die vorgesehene Gassorte getankt werden. An der Tankanlage selbst hätten keine Mängel bestanden. Sie sei seit 1998 problemlos in Betrieb.

Das Netz mit Gastankstellen ist in Deutschland derzeit im Ausbau. Zurzeit gibt es rund 170 Flüssiggastankstellen und 120 Erdgastankstellen. In Deutschland fahren nach Angaben des Deutschen Verbandes Flüssiggas (Kronberg/Taunus) mehrere tausend Gas-betriebene Wagen. In den Niederlanden sei fast jedes zehnte Fahrzeug auf eine Gasform umgerüstet. Aber auch in Italien (eine Million Fahrzeuge), Frankreich, Belgien, Polen, Russland oder Belgien werde Autogas verstärkt eingesetzt.

Die Kosten für die Umrüstung eines Pkw in Höhe von 3 600 Mark amortisieren sich nach Angaben der Knauber Energie in Bonn bei einer Jahresfahrleistung von 30 000 Kilometern innerhalb von eineinhalb Jahren. Zwar liege der Verbrauch rund 20 Prozent höher. Mit rund einer Mark koste der Liter Gas aber nur die Hälfte von Superbenzin. Weitere Vorteile liegen nach im geringen Schadstoffausstoß und der Möglichkeit, umgerüstete Wagen per Knopfdruck während der Fahrt auf Benzin umzustellen.

Während Erdgas gasförmig ist und aus Methan besteht, setzt sich Flüssiggas aus einem flüssigen Propan-Butan-Gemisch zusammen. Dem Erdgasdruck ist eine Flüssiggasanlage nicht gewachsen.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort