TV-Nachlese Der "Polizeiruf" ist einfach der bessere "Tatort"

Düsseldorf · Viele Fans sehen in der Reihe "Polizeiruf" mittlerweile den besseren "Tatort". Wer den neuen Rostocker Krimi sieht, wird das sofort unterschreiben. Er hat alles: Action, Spannung, Blut, Intrigen. Unsere TV-Nachlese.

"Polizeiruf 110 - Sturm im Kopf"
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Szenenbilder aus dem "Polizeiruf 110 - Sturm im Kopf"

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90 Minuten in 90 Zeichen

Alle Kommissare haben Liebesleid, Kommissarin König besiegt in dem Fall die Vergangenheit.

Was den "Polizeiruf — Sturm im Kopf" besonders stark gemacht hat

Der Krimi kommt anfangs ein wenig schwer in Gang: viele Personen, viele Konflikte, vieles unklar. Der ermordete Chef der Wilgro Wind AG hatte viele Feinde. Dann aber entwirren sich alle Fäden, und der Zuschauer hat so viel zu verfolgen und zu bestaunen, dass für Ablenkung kein Grund mehr besteht. Katrin König (Anneke Kim Sarnau) hat als ehemalige LKA-Beamtin eine alte Verbindung zum Fall, die Machenschaften des Windunternehmers reichen bis in höchste Regierungskreise. Und die Szene im Hafen, in der der Hauptverdächtige erschossen wird, ist ganz stark von Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner (als Kommissar Alexander Bukow) gespielt.

Spannendste Schauspiel-Entdeckung

Christian Friedel spielt den Hauptverdächtigen Max Schwarz überzeugend. Der Gedächtnisverlust des angeblichen Mörders bringt eine neue Ebene in den Krimi, die die Ermittlungen erschwert. Und Friedel, auch bekannt aus Michael Hanekes "Das weiße Band", findet als Identitätssucher eine gute Mischung aus ein wenig Wahnsinn und Normalität.

Rührendste Szene

Auch ein Damenklo kann Trost spenden — zumindest, wenn sich dort nach und nach alle Kollegen versammeln: Katrin König hat sich im Moment ihrer Niederlage versteckt; erst kommt Bukow, dann auch Anton Pöschel (Andreas Guenther), und zusammen finden die drei schließlich eine Lösung. Überhaupt: Selten wurden Männer in einem Krimi so verletzlich dargestellt. Kommissar Bukow hat ein zerrüttetes Privatleben. Anton Pöschel macht die Erfahrung, wie es sich anfühlt, ausgenutzt zu werden. Killer Brock (Hilmar Eichhorn) hat Probleme, zum Abschluss zu kommen, und vergießt literweise Schweiß. Sebastian Lehm (Ole Schloßhauer) hat als Geschäftsführer des Windparks seine Nerven nicht im Griff. Unter Druck muss er sich übergeben, er übt für Interviews auf dem Klo, sein Hemd ist zum Auswringen, und zwei gerade Sätze bringt er selten heraus.

Absturz des Krimis

Kommissar Alexander Bukow hat mit Eheproblemen zu kämpfen. Seine Frau Vivian hatte ein Verhältnis mit seinem Kollegen Volker Thiesler (Josef Heynert), mit dem er auch dann noch die Wohnung des Mordopfers durchsuchen darf. Es gibt einfachere Situationen für einen betrogenen Mann. Stark aber, als Bukow seinem Rivalen einen Kinnhaken verpasst und dieser dann zu Boden geht. Zum Glück, denn so entdeckt er in der Lampenschale einen Schlüssel, der zumindest das Rätsel um den Mann mit Gedächtnisverlust zu lösen hilft. Als seine Frau Bukow dann später noch den Laufpass gibt, rutscht er ab und muss sogar verkatert und obdachlos in seinem Kombi schlafen.

Wie es mit ihm weitergeht, bleibt eine der spannenden Fragen für den nächsten "Polizeiruf 110" aus Rostock. Touristischer Faktor Der "Polizeiruf" macht keine Werbung für die Hansestadt an der Ostsee. Ein bekanntes Bauwerk, auf das allerdings gewiss kein Einheimischer stolz ist, sind die Sonnenblumenhäuser. Sie sind in einer Szene zu sehen und erinnern an die Krawalle und Übergriffe 1992 gegen Asylbewerber im Stadtteil Lichtenhagen. Schönster Dialog Katrin König: "Wir müssen in die Psychiatrie" Alexander Bukow: "Na, endlich!" Satz zum Mitreden "Der Polizeiruf 110 — besonders der aus Rostock — ist einfach der bessere Tatort."

(mso)
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