Lindlar Provokantes Schild könnte Wirtin den Job kosten

Lindlar · Ein humorvoll gemeintes Schild hat einer Gastronomin die Kündigung ihres Pachtvertrages eingebracht. Die Wirtin des "Lingenbacher Hofs", dem Restaurant im "Freilichtmuseum Lindlar", schrieb "Erzogene Kinder sind herzlich willkommen. Aus dem Rest machen wir Hackfleisch!" auf ein Klappschild vor ihrem Lokal. Der Verpächter und Träger des Museums, der Landschaftsverband Rheinland (LVR), schickte ihr daraufhin eine Mahnung. Das Schild kam weg, die Wirtin entschuldigte sich, trotzdem folgte zwei Wochen später die fristlose Kündigung.

"Ich habe das witzig gemeint", sagt Gitta Quercia-Naumann, die den "Lingenbacher Hof" seit 2008 führt. Wie ihre Mitarbeiter liebe sie Kinder, das Schild sollte lediglich eine humorvolle Ermahnung sein. Im Schreiben des LVR, das sie Ende Oktober erhielt, heißt es dagegen, dass die Aufschrift in keiner Weise dem Leitbild des Verbandes entspreche und sogar dessen "Ruf beschädigt" habe. Im Kündigungsbrief, der Quercia-Naumann Mitte November erreichte, ist vom mittlerweile geänderten Schild schon nicht mehr die Rede. Stattdessen habe es "Beschwerden über die Leistungen des Lokals" gegeben. "Deswegen kann man mir nicht kündigen", sagt die 61-Jährige. Sie habe bereits Kontakt mit einem Anwalt aufgenommen, hoffe aber weiter auf eine außergerichtliche Einigung. "Ich habe für die kommenden drei Jahre in das Restaurant investiert", betont Quercia-Naumann.

"Das Schild ist daneben gewesen", sagt Thomas Trapp, LVR-Sprecher für das "Freilichtmuseum Lindlar". Dennoch sei es lediglich das "letzte Glied in einer langen Kette" gewesen. Mehr als 100 Beschwerden über die fehlende Freundlichkeit, den Service und das Preis-Leistungs-Verhältnis habe es in den vergangenen zwei Jahren seit der Verlängerung des Pachtvertrags gegeben, die Mehrzahl im vergangenen Jahr. Quercia-Naumann winkt ab: "Wir haben 120.000 Gäste im Jahr. Natürlich gibt es da auch Beschwerden." Auch will sie das Schild als Stein des Anstoßes nicht gelten lassen, da auch ähnliche Aufschriften in der Vergangenheit nie für Beschwerden gesorgt hätten. Trapp sieht das anders: "Humor ist eine subjektive Sache." Beim Betrieb eines Familienrestaurants sei aber "political correctness" gefragt.

(bur)
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