Düsseldorf Prozess gegen Entführer von 12-jährigem Paul hat begonnen

Düsseldorf · In Düsseldorf hat der Prozess gegen den 35-jährigen Koch aus Düsseldorf begonnen, der einen zwölfjährigen Jungen aus der Schweiz nach Düsseldorf gelockt haben soll. Hier soll er ihn in seiner Wohnung merere Tage lang sexuell missbraucht haben. Der Prozess findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

SEK stürmt Wohnung in Düsseldorf-Hassels
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Vermisster Junge: SEK stürmt Wohnung in Düsseldorf

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Foto: Daniel Bothe

Vornüber gebeugt auf der Anklagebank, das Gesicht hinter einem vorgehaltenen Aktenordner zusätzlich gegen Kameraaufnahmen geschützt - so ließ ein 35-jähriger Koch gestern den Prozessbeginn vor dem Düsseldorfer Landgericht über sich ergehen. Laut Anklage soll er im Juni einen Zwölfjährigen aus der Schweiz in seine Wohnung gelockt und das Kind über Tage hinweg vielfach sexuell missbraucht haben - bis es der Polizei gelang, den Jungen aufzuspüren und zu befreien.

Bei Gericht vertritt ein Opferanwalt die Interessen des Zwölfjährigen. Ob der Junge zur Verhandlung anreist, ist ungewiss. Sein Anwalt sagte am Rande der Verhandlung, dass das Opfer "sehr zu leiden" habe, in der Schweiz vor allem von Mitschülern gemobbt werde und deshalb wohl gar die Schule wechseln müsse.

Vom Prozessverlauf werden Zuschauer wohl weitgehend ausgeschlossen sein - teils, weil der Verteidiger das so beantragt hat, teils aber auch mit Rücksicht auf die schutzwürdigen Interessen des Kindes. Sogar bei der Verlesung der Anklage war Publikum nicht zugelassen. Nach Informationen unserer Zeitung wird dem Koch darin vorgeworfen, den Jungen Anfang 2016 über das Online-Spiel "Minecraft" kennengelernt und sich das Vertrauen des Kindes erschlichen zu haben. Mitte Juni sei der 35-Jährige in die Schweiz gereist, um den Schüler zu treffen und per Bus und Bahn nach Düsseldorf zu bringen. In seiner Wohnung habe er den Jungen dann tagelang versteckt und in mindestens 15 Fällen sexuell missbraucht. Als die Polizei die Wohnung stürmte, sollen Beamte Tausende kinderpornografische Fotos und Videos gefunden haben.

In einer mehrstündigen Vernehmung, aufgezeichnet auf Video, soll der 35-Jährige schwere sexuelle Übergriffe auf den Schweizer Schüler gestanden habe. Ob der Koch das im Prozess wiederholt, soll nicht öffentlich bekannt werden. Zu viele Umstände aus seinem Sexualleben, seinen Neigungen und Praktiken würden dabei erörtert, fürchtet sein Anwalt und setzte daher den Ausschluss der Öffentlichkeit durch.

An der Verhandlung beteiligt ist auch ein psychiatrischer Gutachter, der die Schuldfähigkeit des Angeklagten beurteilen soll. Nach Informationen unserer Zeitung könnte das dazu führen, dass der 35-Jährige für seine Taten nicht in Haft kommt, sondern mit der dauerhaften Unterbringung in einer geschlossenen Psychiatrie-Klinik rechnen muss. Für die Verhandlung sind bisher drei Prozesstage eingeplant, ein Urteil wird für den 9. Dezember erwartet.

(wuk)
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