Fraktionsvorsitzender in Rheurdt Grünen-Politiker Hoffmann lobt Schweinemast

Geldern · Der Fraktionsvorsitzende der Grünen in Rheurdt hat ein zweitägiges Praktikum in einem konventionellen Schweinestall gemacht. Er fällt ein positives Urteil über die Haltung der Tiere. Nicht viele Grüne vertreten diese Meinung.

 Schweinebauer Hellmanns (links) mit seinem Praktikanten Frank Hoffmann.

Schweinebauer Hellmanns (links) mit seinem Praktikanten Frank Hoffmann.

Foto: Frank Hoffmann

Frank Hoffmann ist jemand, der sich gerne erst selbst ein Bild macht, bevor er ein Urteil fällt. Das trifft auf den Fraktionsvorsitzenden der Grünen im niederrheinischen Rheurdt auch in der aktuellen Diskussion um die konventionelle Schweinehaltung zu, die nach der Veröffentlichung von heimlich aufgenommenen Bildern von verletzten Tieren im Familienbetrieb von NRW-Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking (CDU) entfacht worden ist. "Deshalb habe ich einen Schweinebauern besucht und dort gearbeitet", sagt der Grünen-Politiker.

Zwei Tage lang packte Hoffmann auf dem Hof von Wilhelm Hellmanns, dem Vorsitzenden der Kreisbauernschaft Geldern, an und verschaffte sich so ein Bild von den Bedingungen der Schweinehaltung. Sein Tag auf dem Hof begann um sieben Uhr mit Ausziehen. Bevor er zu den Schweinen in den Stall durfte, musste er sich bis auf die Unterhose entkleiden und dann duschen. Anschließend gab es frische Unterwäsche, einen Overall und Gummistiefel. "Es dürfen keine fremden Keime von draußen in den Stall gelangen", erklärte Hofchef Hellmanns die strengen Hygienevorschriften, die von der der Europäischen Union verordnet sind.

Zunächst schaute der Grünen-Politiker sich alle Schweine im Stall an, um sich einen Überblick zu verschaffen. Er blickte dem Tierarzt bei einer Untersuchung über die Schulter und war bei der Geburt von Ferkeln dabei. Eines durfte er anschließend auf den Arm nehmen. Ein tolles Erlebnis sei das gewesen. "Zu sehen, wie ein Ferkel zur Welt kommt und schon eine Stunde später an den Zitzen der Sau hängt, ist beeindruckend." Hoffmann musste aber auch richtig mitanpacken und Mist schaufeln, was richtig anstrengend gewesen sei.

"Ich habe kein Tier gesehen, dem es schlecht ging oder das verletzt war"

Sein Urteil nach seinem zweitägigen Praktikum fällt positiv für die konventionelle Schweinemast aus. Den Vorwurf der Tierquälerei, den manche Tierschutzorganisationen erheben, kann er nach seinem Praktikum nicht bestätigen. "Ich habe kein Tier gesehen, dem es schlecht ging oder das verletzt war. Nur ein Schwein wurde von den anderen gemobbt und musste deshalb separiert werden." Er sei beeindruckt gewesen, wie fürsorglich mit den Tieren umgegangen werde. "Die werden sehr intensiv betreut."

Natürlich, sagt er, gebe es Alternativen für eine noch tierfreundlichere Haltung. Aber im Rahmen der Möglichkeiten der Schweinebauern sei das, was er auf dem Hellmanns-Hof gesehen habe, schon sehr tiergerecht und gut. "Man kann ja nicht hingehen zu einem Schweinebauern und ihm sagen: Bewirtschafte deinen Hof jetzt mal nur noch mit der Hälfte an Tieren, damit diese dann mehr Platz haben. Die Folge davon wäre, dass der Landwirt seinen Hof schließen müsste, weil er davon nicht mehr leben könnte", betont Hoffmann. Er appelliert stattdessen an die Verbraucher: "Es muss ein gesellschaftlicher Wandel her. Wir müssen dahin kommen, dass uns ein Stück Fleisch wieder etwas wert ist. Nicht nur immer billig, billig, billig." Auch für die Familie von Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking bringt Hoffmann jetzt mehr Verständnis auf.

Hofbesitzer Hellmanns wünscht sich, dass mehr Menschen - nicht nur Politiker - zu ihm und den anderen Schweinebauern kommen, um sich selbst ein Bild von der Tierhaltung zu machen. "Jeder, der kommen möchte, ist willkommen. Wir haben nichts zu verbergen."

(csh)
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