London Robbie Williams - ein Superstar wird 40

London · Nach Höhenflügen und Abstürzen scheint der britische Sänger Robbie Williams angekommen zu sein – dank Frau und Kind. Der wechselhaften Popbranche begegnet er mit reichlich Ironie.

Robbie Williams präsentiert Modekollektion im KadeWe
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Nach Höhenflügen und Abstürzen scheint der britische Sänger Robbie Williams angekommen zu sein — dank Frau und Kind. Der wechselhaften Popbranche begegnet er mit reichlich Ironie.

Der Schweiß steht ihm auf der Stirn, der Smoking zwickt ein wenig, doch der Blick ist beseelt. Robbie Williams steht auf der Bühne des Londoner Palladium Theatre und stellt die Songs seines neuen Albums "Swings Both Ways" vor. Er schäkert, tanzt und singt Lieder, die "Go Gentle" oder auch "No One Likes A Fat Popstar" heißen. In den Pausen des Konzerts, das Ende vergangenen Jahres im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde, machen sich die beiden bösen Opas aus der Muppet-Show über das Spektakel und vor allem den Sänger lustig. Selbstironie als Showelement. Robbie Williams weiß inzwischen, dass es sich als Superstar einfacher lebt, wenn man den Wahnsinn um sich herum nicht so ernst nimmt. Dazu hat der Mann, der heute 40 Jahre alt wird, zu viel erlebt.

Der erste Höhenflug kam 1992 mit Take That. Liebling der Fans war nicht Songschreiber Gary Barlow, sondern Robbie, das Bandküken (18). Doch Robbie war es auch, der am wenigsten mit dem rasanten Aufstieg vom Nobody in der tristen Industriestadt Stoke-on-Trent zum Weltstar klarkam. Als das Management seine Alkohol-Eskapaden leid war, flog er raus. Rund ein halbes Jahr später gaben Take That ihre Auflösung bekannt — es fehlte der Robbie-Faktor.

Es sollte ein paar Jahre dauern, bis Williams den Frühstart verkraftet hatte. Mit dem kongenialen Songschreiber Guy Chambers an seiner Seite und dem Song "Angels" meldete er sich 2007 zurück — zur zweiten Weltkarriere. Es folgten fünf Erfolgsalben, ein Plattenvertrag über 127 Millionen Euro, 70 Millionen verkaufte Platten und 17 Brit-Awards. Er spielte drei Tage hintereinander vor insgesamt 375 000 Menschen im englischen Knebworth (2003) und stellte einen Weltrekord auf, als er in 24 Stunden 1,6 Millionen Tour-Tickets verkaufte.

Die Maschine lief jahrelang heiß, doch irgendwann geriet sie ins Stocken. Die Alben "Intensive Care" (2005) und vor allem "Rudebox" (2006), das von der Kritik wegen seiner simplen Synthie-Pop-Rhythmen verrissen wurde, verkauften sich nicht mehr ganz so gut. Verbunden mit dem einsetzenden Liebesentzug von Fans und Kritikern geriet Robbie Williams wieder in die Abhängigkeit und musste sich wegen Drogen- und Alkoholproblemen behandeln lassen. "Der typische Robbie-Williams-Kreislauf: Album rausbringen, total begeistert davon sein, gesund aussehen, gesund sein, das Album promoten, anfangen zu essen, mit dem Album auf Tour gehen, durchdrehen, Tour beenden, Nervenzusammenbruch kriegen, in der Entzugsklinik landen. Das kann auf Dauer einfach nicht gutgehen", sagte er einmal.

"Total begeistert sein", "Nervenzusammenbruch kriegen" — es sind diese Pole, zwischen denen sich Robbie Williams permanent bewegte. Entweder er hielt sich für den Größten oder für den größten Versager. Auf Euphorie folgte tiefe Depression. Es endete erst, als er, so kitschig das klingt, die richtige Frau kennenlernte. Im August 2010 heiratete er die US-Schauspielerin Ayda Field, rund zwei Jahre später kam Tochter Theodora Rose, genannt Teddy, zur Welt. Seitdem ist Robbie Williams, der längst genug Geld verdient hat, um den ganzen Tag in der Hängematte zu liegen, vor allem Daddy. Er ist nicht mehr getrieben von Erfolgshunger, von der Sucht nach Anerkennung, er bekommt sie, so sagt er selbst, wenn er morgens seine Tochter weckt. Die Single "Go Gentle" ist seiner Tochter gewidmet. "Sie hat mich in die echte Welt zurückgebracht", sagt er. "Jetzt ist mein Leben so, wie ich es immer wollte."

(RP)
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