Große Resonanz auf kleinen Waffenschein Rückgabe-Aktion für Waffen enttäuschend

Berlin/Hamburg (rpo). Verbotene Waffen wie Butterfly-Messer, Wurfsterne und Pumpguns konnten bis zum gestrigen Sonntag straffrei bei der Polizei abgegeben werden. Seit dem 1. April sind sie bereits verboten und der Besitz steht unter Strafe. Die Rückgabe-Aktion verlief jedoch enttäuschend.

<P>Berlin/Hamburg (rpo). Verbotene Waffen wie Butterfly-Messer, Wurfsterne und Pumpguns konnten bis zum gestrigen Sonntag straffrei bei der Polizei abgegeben werden. Seit dem 1. April sind sie bereits verboten und der Besitz steht unter Strafe. Die Rückgabe-Aktion verlief jedoch enttäuschend.

Vor allem Jugendliche hätten sich unzureichend beteiligt. "Das was abgegeben wurde, ist nicht der Rede wert", sagte der Chef der Ordnungsbehörde Flensburg, Ulrich Mahler, am Montag. Ähnlich äußerten sich auch andere Behördensprecher.

"Das Ziel, nach dem Schulmassaker von Erfurt vor allem die Jugend zu entwaffnen, ist nicht erreicht worden", sagte Wilfried Albishausen vom Vorstand des Bundes Deutscher Kriminalbeamter dem Bielefelder "Westfalen-Blatt" (Montag). Tausende von Schülern gingen weiterhin mit verbotenen Butterfly-Messern in der Hosentasche zum Unterricht.

Das Bundesinnenministerium will nun zusammen mit den Ländern auf Jugendliche einwirken, verbotene Waffen abzugeben. Dies soll unter anderem durch Aufklärungsarbeit in den Schulen und Ausbildungsstätten erreicht werden, sagte Ministeriumssprecher Daniel Höltgen in Berlin.

Seit dem 1. April ist der Besitz beispielsweise von Pump-Guns, Butterfly-Messern und Wurfsternen verboten. Bis zum Sonntag konnten diese und andere illegale Waffen straffrei bei der Polizei abgegeben werden. Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, bedauerte im Inforadio Berlin, dass die Aktion wegen der "zögerlichen" Rückgabe nicht so erfolgreich war.

Große Resonanz auf kleinen Waffenschein

"Das Ergebnis ist nicht so überwältigend", sagte Olaf Kuch, Abteilungsleiter des Ordnungsamtes Nürnberg, bei einer dpa-Umfrage am Montag. Seit dem 1. April seien in Nürnberg lediglich knapp hundert Waffen abgegeben worden. "Wir haben mit wesentlich mehr Waffen gerechnet." Enorm sei hingegen die Resonanz auf den kleinen Waffenschein, der nach dem neuen Gesetz für den Gebrauch von Schreckschusspistolen notwendig ist. Dafür seien allein in Nürnberg mehr als 600 Anträge gestellt worden.

In Nordrhein-Westfalen sind nach Polizeiangaben viele Bürger unsicher, was das neue Waffenrecht für sie bedeutet. So seien in Düsseldorf zu 80 Prozent Gas- und Schreckschusspistolen abgegeben worden. "Solche Waffen müssen gar nicht abgegeben werden, wenn man einen kleinen Waffenschein hat. Trotzdem bekommen wir sie waschkörbeweise", sagte Polizeisprecher André Hartwich.

In Essen wurden rund 230 Waffen abgegeben. Gleichzeitig seien rund 1000 Anträge auf den kleinen Waffenschein eingegangen, 300 seien bewilligt worden, teilte die Polizei mit. Erfolgreich sei die Rückgabe-Aktion in Münster und Mönchengladbach verlaufen.

In Bremen präsentierte die Polizei am Montag einen Berg von Gewehren, Pistolen, Messern, Wurfsternen und Schlagringen. Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) ging allerdings davon aus, dass es sich nur um einen "Bruchteil" aller vorhandenen Waffen handelt. "Wir bilden uns nicht ein, dass wir alles eingesammelt haben, was da ist."

Nur wenige nutzen Amnestieregelung

In Niedersachsen nutzten nur wenige Bürger die Amnestieregelung. "Stichproben haben ergeben, dass die Resonanz sehr zurückhaltend war", sagte Michael Knaps vom Innenministerium in Hannover. Eine recht magere Ausbeute - lediglich einige Gaspistolen - zeichnete sich auch in Kiel und Lübeck ab. In Flensburg waren es den Angaben zufolge sogar nur zwei Messer.

Bei den Ordnungsämtern in Mecklenburg-Vorpommern seien ebenfalls kaum illegale Waffen abgegeben worden, ergab die dpa-Umfrage. In Schwerin gaben laut Stadtverwaltung vier Männer ihre Schreckschusspistolen ab - aus Angst, gegen das Gesetz zu verstoßen.

Das Waffengesetz war vom Bundestag novelliert und nach dem Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium im April 2002 verschärft worden. In Erfurt hatte ein Ex-Schüler 16 Menschen und schließlich sich selbst getötet.

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