Deutschlandpremiere in Köln "Rush": Daniel Brühl spielt Formel-1-Star Niki Lauda

Berlin · Der 35-Jährige erntet für seine Rolle in "Rush" international Beifall. Bei der Deutschlandpremiere in Köln kam er gemeinsam mit Niki Lauda über den Roten Teppich. Außerdem dabei: Alexandra Maria Lara und Chris Hemsworth.

Für Niki Lauda war der 1. August 1976 ein Tag, der sein weiteres Leben prägen sollte. Nicht, weil der fürchterliche Unfall auf der Nordschleife des Nürburgrings seine Karriere als Formel-1-Pilot beendet hätte. Sondern weil er seither die Spuren seiner Kompromisslosigkeit für jeden sichtbar im Gesicht trägt.

Nur 42 Tage nach dem Crash, bei dem Lauda schwerste Gesichtsverbrennungen erlitten hatte, saß er wieder am Steuer eines Rennwagens. Der Österreicher gilt als extrem ehrgeizig, unerschütterlich und absolut angstfrei — ein Ruf, der es dem deutschen Schauspieler Daniel Brühl nicht gerade leicht machte, Lauda im Film zu verkörpern. Brühl selbst erzählte, er habe nicht damit gerechnet, die Rolle zu bekommen, und wohl auch deshalb das Vorsprechen für sich entschieden. Nun spielt der Jungstar aus "Good Bye Lenin" in "Rush" den knochenharten Rennfahrer. Und überzeugt damit selbst den kritischsten Zuschauer: Lauda selbst.

Nervös vor dem ersten Treffen

Tatsächlich haben sich der Schauspieler und der Formel-1-Weltmeister sogar kennen- und respektieren gelernt. Er sei sehr nervös vor dem Treffen gewesen, erzählte Brühl in einem Interview, zumal Lauda ihm am Telefon gesagt habe, er solle nur Handgepäck mitbringen — wenn sie sich nicht verstehen sollten, könne er gleich wieder abhauen. Am Ende flog das ungleiche Gespann in Laudas Privatjet nach Sao Paulo, um dort bei einem Rennen zuzusehen. Brühl scheint vieles richtig gemacht zu haben bei seiner Lauda-Interpretation, hat sich wochenlang den österreichischen Akzent angeeignet und die abgehackte, befehlsartig knappe Sprechweise des heute 64-jährigen Ex-Rennfahrers und erfolgreichen Flugunternehmers.

Dabei scheint Brühl eine zumindest unorthodoxe Besetzung für die Rolle des todesverachtenden Motorsportlers. Der 35-Jährige spielte bislang eher sensible Charmebolzen auf der Suche nach Sinn, Liebe oder zumindest einer bewusstseinsverändernden Erfahrung. "Good Bye Lenin" brachte ihm einen Europäischen Filmpreis und ebnete ihm den Weg zu weiteren Erfolgsprojekten wie "Was nützt die Liebe in Gedanken" oder "Die fetten Jahre sind vorbei".

Brühl, durch seine spanische Mutter zweisprachig aufgewachsen, verlor dabei nie den internationalen Markt aus den Augen. US-Regisseur Quentin Tarantino engagierte ihn für seine Nazi-Groteske "Inglourious Basterds", auch spanische Produktionen setzen auf den weltläufigen Deutschen. In diesem Jahr tritt er mit Hauptrollen in "The Fifth Estate" und in "Rush" gleich in zwei US-Produktionen auf. Von einem Ruf nach Hollywood, von einer möglichen Oscar-Nominierung gar, will der bescheiden auftretene Schauspieler dennoch nichts wissen. In solchen Kategorien denke er nicht, sagte er.

Lauda gegen Hunt

"Rush" beschäftigt sich vor allem mit dem Duell zwischen Lauda und seinem größten Rivalen James Hunt, gespielt von Chris Hemsworth. Während es Hunt neben der Rennstrecke von Party zu Party zog, war der Österreicher permanent damit beschäftigt, seinen Wagen und seine Fahrkünste zu optimieren, vollkommen fixiert zu siegen. In der Unfallsaison 1976, in der Lauda krankheitsbedingt zwei Rennen verpasste, musste er sich Hunt am Ende mit einem Punkt in der Weltmeisterschaftswertung geschlagen geben. Für den erfolgsorientierten Österreicher war das ein schwerer Schlag. Regisseur Ron Howard ("Backdraft", "Apollo 13", "Illuminati") liefert mit seinem Film ein spannendes Psychogramm eines Getriebenen, das Brühl mühelos trägt. Er habe sich sogar angewöhnt, erzählt der Schauspieler, am Set scharfe Kommandos im Lauda-Stil zu geben, wenn er etwas dringend wollte — mit Erfolg.

Auf eines allerdings hat Brühl verzichtet: das Steuern eines Formel-1-Boliden. Um sich wie ein Rennfahrer zu fühlen, trainierte er in einem Formel-3-Wagen. Selbst das habe ihm Respekt abgenötigt, sagte Brühl. Seither fährt er nicht mehr schnell. Das überlässt er den Profis.

(RP)
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