Dresden Sachsen gibt Problemwolf zum Abschuss frei

Dresden · Das Tier hat sich auffällig verhalten und wiederholt Menschen genähert. Das Ministerium hat deshalb einen Jäger beauftragt.

In Sachsen darf erstmals ein Wolf geschossen werden. Der knapp zweijährige Rüde habe sich im Landkreis Görlitz zuletzt auffällig verhalten, gab das Umweltministerium in Dresden bekannt. Das Tier sei immer wieder in Siedlungsgebieten aufgetaucht und habe nach Futter gesucht. Eine erste legale Tötung hatte es im vergangenen Jahr in Niedersachsen gegeben: Der Wolf MT6 hatte sich auffällig verhalten, die natürliche Fluchtdistanz nicht eingehalten und sich wiederholt Menschen genähert.

Prinzipiell sind Wölfe in Deutschland streng geschützt. Ein einzelnes Tier darf nur getötet werden, wenn von ihm entweder eine Gefahr für den Menschen ausgeht oder wenn ein großer wirtschaftlicher Schaden zu erwarten ist. "Wegen des auffälligen Verhaltens des Wolfes besteht die Gefahr einer weiteren Eskalation. Die Sicherheit von Menschen hat Vorrang vor dem Artenschutz", hieß es vom Ministerium. Das Landratsamt Görlitz erteilte für die als "Entnahme" bezeichnete Aktion eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung. Mit dem Abschuss wird ein Jäger beauftragt.

Nach Angaben des Ministeriums wurde durch genetische Untersuchungen von gefundenen Haaren die Identität des Wolfes ermittelt. Er stammt aus dem polnischen Ruszow-Rudel, dessen Territorium direkt an Sachsen grenzt. Durch den DNA-Abgleich konnte nachgewiesen werden, dass es sich um denselben Wolf handelt, der Anfang Juni 2016 beobachtet wurde, wie er von einem Grundstück das Fell eines gerade zerlegten Wildschweins in ein Waldstück zerrte. Polnische Wissenschaftler informierten darüber, dass der Wolf als Welpe von Menschen gefüttert worden war.

Bislang waren in Sachsen bereits zwei verletzte Wölfe eingeschläfert worden. Einen Abschuss gab es aber noch nicht. Der ist per Gesetz geregelt und in einem Managementplan festgeschrieben. Nach offiziellen Angaben gibt es in Sachsen derzeit 15 Wolfsrudel, drei Paare und ein Einzeltier. Bundesweit gab es im abgelaufenen Monitoring-Jahr 2015/2016 laut Bundesamt für Naturschutz 46 Rudel, 15 Paare und vier sesshafte Einzeltiere. Insgesamt streifen damit rund 120 bis 130 erwachsene Wölfe in Deutschland durch die Landschaft. Das gilt als Erfolg für den Artenschutz, denn lange Zeit gab es in Deutschland gar keine Wölfe.

(dpa)
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