Moskau Italienerin bringt "ISSpresso" auf Raumstation

Moskau · Samantha Cristoforetti soll im Weltall viele Experimente des Deutschen Alexander Gerst fortsetzen.

Erstmals seit 13 Jahren arbeitet wieder eine europäische Astronautin auf der Internationalen Raumstation ISS. Die Italienerin Samantha Cristoforetti dockte in der Nacht zu gestern mit einer Sojus-Kapsel am Außenposten der Menschheit an - gemeinsam mit dem Russen Anton Schkaplerow und dem US-Amerikaner Terry Virts, wie die Flugleitzentrale bei Moskau der Agentur Tass mitteilte. Die 37-Jährige habe unter anderem eine Kaffeemaschine mit dem Spitznamen "ISSpresso" mitgebracht, hieß es.

Auch 15 Dosen mit je 30 Gramm schwarzem Kaviar für die Silvesterfeier im All waren an Bord. Als bisher letzte Astronautin der Europäischen Raumfahrtagentur Esa betreute 2001 die Französin Claudie Haigneré zahlreiche Experimente auf der ISS rund 400 Kilometer über der Erde. Die Bomberpilotin Cristoforetti hat in München an der Bundeswehruniversität Luft- und Raumfahrttechnik sowie Ingenieurwissenschaften studiert und spricht fließend Deutsch. 2001 war sie in die italienische Luftwaffe eingetreten und als eine der erste Frauen zur Kampfpilotin ausgebildet worden. Als Astronautin setzte sie sich gegen 8400 Mitbewerber durch.

Die Raumkapsel hatte knapp sechs Stunden vor dem Andocken vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan abgehoben. "Gratuliere. Ich habe euren fantastischen Start verfolgt", schrieb der deutsche Astronaut Alexander Gerst bei Twitter. Er war am 10. November nach einem halben Jahr aus dem Kosmos zurückgekehrt. Cristoforetti, die insgesamt 59. Frau im All, soll Experimente von Gerst fortführen.

Die Neuankömmlinge brachten auch Äpfel, Tomaten und schwarzen Tee mit und sollen bis Mitte Mai auf der ISS bleiben. Dort arbeiten bereits der US-Amerikaner Barry Wilmore sowie die Russen Alexander Samokutjajew und Jelena Serowa, die aus dem asiatischen Teil Russlands stammt. Sie sollen Anfang März zur Erde zurückkehren. Bis dahin arbeiten zum zweiten Mal in der 16-jährigen Geschichte der ISS zwei Frauen gleichzeitig an Bord der Raumstation.

"Ich mag Herausforderungen und möchte diese Mission so intensiv erleben, wie es geht", hatte Cristoforetti vor dem Start gesagt. Mit ihrem Flug wolle sie die Raumfahrt voranbringen. "Wenn das Leben im All in 500 Jahren normal sein soll, müssen wir heute damit beginnen."

Seit die US-Raumfahrtbehörde Nasa ihre Space-Shuttle-Flotte 2011 einmottete, stellen die Sojus-Schiffe das einzige Transportmittel zur ISS dar. Vor kurzem gab die Nasa bekannt, wieder in die bemannte Raumfahrt zurückkehren zu wollen.

(dpa)
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