Schiff gehörte wohl Freibeuter Henry Morgan Schatzsucher entdecken englisches Piratenschiff in Karibik

Köln (rpo). 350 Jahre war die letzte Ruhestätte des Piratenschiffs "Merchant Jamaica" im Karibischen Meer ungestört. Nun hat ein internationales Expeditions-Team das Seeräuberschiff entdeckt. "Es handelt sich mit 98-prozentiger Sicherheit um das Schiff des Freibeuters Henry Morgan", sagte Expeditions-Chef Klaus Keppler (62) am Freitag. Der Fund des englischen Schiffs bringt der modernen Schatzsuche damit einen neuen großen Erfolg.

Mit ausgefeilter Technik und Abenteuerlust suchen Teams weltweit nach Tausenden versunkenen Schiffen. Experten kritisieren den Goldrausch - sie fürchten zumindest bei einigen der Expeditionen Vandalismus und Verlust historischer Schätze.

Bereits 1999 sorgte Kepplers Firma Sea Explorer AG (Köln und Sasbach bei Freiburg, Baden) für Aufsehen. Auf dem Grund des Golfs von Biscaya entdeckte der Taucher, Ingenieur und Unternehmer den holländischen Luxusliner "Prins Frederik", der vor rund 100 Jahren gesunken ist. Im Mai nun startete ein zwölfköpfiges Team aus Historikern, Tauchern und Kameraleuten zur Suche vor Haiti. Moderne Sonartechnik tastete den Meeresboden ab. Schließlich fanden die Entdecker das Piratenschiff am Außenriff der Insel Ile à Vache.

Henry Morgans englisches Handelsschiff "Merchant Jamaica" war in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vor Haiti gesunken. Morgan (1635 - 1688) kämpfte als englischer Seeräuber gegen die spanischen Kolonien in Amerika. Seinen berüchtigten Beutezügen fiel 1671 die Stadt Panama zum Opfer. Keppler glaubt fest, dass es sich bei dem Wrack um das Morgan-Schiff handelt: "Identifiziert haben wir einen Topfdeckel, der eindeutig aus England zwischen 1650 und 1670 stammt." Auch Schiffsbeschläge und andere Artefakte kämen aus dem England des 17. Jahrhunderts. Nur der allerletzte Beweis fehle noch. Nach weiteren Forschungen und Bergungsarbeiten plant Keppler eine große Wanderausstellung mit Fundstücken und Erklärungen.

Wissenschaftler sind skeptisch

Bei Wissenschaftlern sorgt die moderne Schatzsuche mit hochmoderner Ortungstechnik für Skepsis. "Vor allem im angelsächsischen Raum tummeln sich auch viele reine Abenteurer ohne Rücksicht auf Verluste", sagt der Historiker Albrecht Sauer vom Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven. "Uns schmerzt, dass Objekte und Erkenntnisse oft unwiderbringlich verloren gehen."

Vor allem die Rücksichtslosigkeit, mit der sich Schatzjäger in den letzten Jahren über historische Wracks in der Karibik hergemacht hatten, riefen Archäologen und Politiker auf den Plan. Die UN- Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) will den Schutz der Schiffe nun verbessern.

"Wir sind keine Abenteurer", versichert Keppler. Im eigenen Archiv hat die Sea Explorer AG Daten zu rund 28 000 versunkenen Schiffen. Spanische, englische und niederländische Archäologen forschen im Auftrag des Unternehmens. "Wir arbeiten auch mit den Behörden zusammen." Mit der auf historische Bergungen spezialisierten Sea Explorer will Keppler im kommenden Jahr an die Börse gehen. "Wenn man sich vornimmt, etwas zu finden, Zeit, Geld und Leute einsetzt, dann findet man es auch", erklärt der Expeditionschef.

Sechs Wochen dauerte die eine halbe Millionen Mark teure Suche nach dem Piratenschiff "Merchant Jamaica". "Große Gold- oder Silbermengen hat dieses Schiff nicht an Bord", räumt Keppler ein. Im kommenden Jahr will er die auf bis zu 60 Millionen Mark geschätzte Goldladung der "Prins Frederik" bergen. Mit den Eignern der Rechte an den Schiffen arrangiert sich Keppler vor der Vermarktung oder Versteigerung der Funde.

(RPO Archiv)
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