Köln Schifffahrt auf Rhein eingestellt

Köln · Feuerwehr und Anwohner wappneten sich, Häuser und Straßen wurden überschwemmt: Das Hochwasser am Rhein und in anderen Regionen hat am Wochenende viele Menschen in Atem gehalten. Größere Schäden blieben bislang aus.

Auf dem Rhein ist am Wochenende der Schiffsverkehr zwischen Duisburg und Koblenz auf einem Abschnitt von rund 180 Kilometern wegen Hochwassers weitestgehend zum Erliegen gekommen. In Köln überschritt der Pegelstand in der Nacht zu gestern die kritische Marke von 8,30 Metern, für Schiffe ging daher nichts mehr.

Die meisten Schiffsführer haben nach Auskunft der Wasserschutzpolizei Duisburg die Häfen entlang des Rheins flussaufwärts Richtung Köln angelaufen, weil es keinen Sinn mache weiterzufahren. "Im Ruhrorter Hafen ist derzeit alles voll", sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei Duisburg. Auf der Mosel waren bereits seit Samstagmittag keine Schiffe mehr unterwegs, der komplette Fluss war gesperrt. Die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt rechnete zu Wochenbeginn mit einer Entspannung der Lage.

Die besonders betroffenen Metropolen Köln und Düsseldorf sahen sich für den bevorstehenden Höhepunkt des Hochwassers gut gerüstet. "Alles im grünen Bereich", sagte gestern Michael Buch, Sprecher der Stadt Düsseldorf. Gerhard Nauroth von der Kölner Hochwasserschutzzentrale sprach von einem "entspannten Pegelanstieg von ein bis zwei Zentimetern pro Stunde". Wie lange der Schiffsverkehr in Köln eingestellt bleibt, hängt vom Fallen des Pegelstands ab. Die Hochwasserschutzzentrale erwartet für heute den Höchststand bei etwa neun Metern.

In Köln bekam man an der Rheinpromenade zwischen Severinsbrücke und Hohenzollernbrücke gestern Vormittag nasse Füße, weil der Rhein bei einem Pegel um 8,50 Meter über die Ufer trat. Zum Schutz der Altstadt waren bereits Tore aufgestellt worden. Im südlichen Stadtteil Rodenkirchen stehen bereits Stege, falls Wasser in den Bereich von Wohn- und Geschäftsgebäuden einläuft. Zudem waren im Stadtgebiet zwölf Hochwasserpumpwerke in Betrieb. In Düsseldorf sollten ab gestern Abend 40.000 Sandsäcke zur Verfügung stehen. Bei 7,91 lag der Pegelstand gestern Mittag, der Scheitelpunkt mit etwa 8,30 Meter wird nach Angaben der Stadt bereits für heute Abend erwartet.

Die Feuerwehr Neuss musste am Samstagnachmittag zwei Männer im Bereich der Hammer Eisenbahnbrücke vor dem steigenden Hochwasser retten. Die beiden Männer im Alter von 44 und 57 Jahren hatten auf einem gut zugänglichen Areal in Ufernähe übernachtet. Als sie aufwachten, stellten sie fest, dass sie durch das Hochwasser vom Festland abgeschnitten waren und sich plötzlich auf einer "Insel" befanden. Neben ihren beiden Hunden hatten die Männer ihr gesamtes Hab und Gut bei sich. Die Feuerwehr rückte an und brachte die beiden Männer, die Hunde sowie die Habseligkeiten mit einem Wasserrettungsboot in Sicherheit. "Insgesamt dauerte der Einsatz rund drei Stunden", sagte ein Sprecher der Feuerwehr Neuss. "Die Rettung an sich war allerdings in einer guten Dreiviertelstunde erledigt." Verletzt wurde niemand.

Auch in Rheinland-Pfalz blieb die Lage gestern angespannt. Stark betroffen waren Orte wie Pünderich und Ürzig. Wie Bürgermeister Arno Simon sagte, wurden Keller, Wohnungen und Straßen in Ürzig überschwemmt. "Die Menschen stapeln Sandsäcke auf, pumpen Keller leer und räumen Wohnungen aus. Wir hoffen, dass sich die Lage bald wieder entspannt." Das Hochwassermeldezentrum ging davon aus, dass die Pegelstände sowohl am Ober- und Mittelrhein als auch an der Mosel von heute an zurückgehen. Denn mit dem Dauerregen dürfte es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erst einmal vorbei sein: Niederschläge seien kaum noch zu erwarten.

In Bayern entspannte sich die Situation vielfach bereits. Entlang des Mains, der Iller und der westlichen Donau sanken die Pegelstände, wie der Hochwassernachrichtendienst meldete. Größere Überflutungen blieben aus. Für die östliche Donau blieb die Überschwemmungsgefahr bestehen. Kritisch sollte es in Hofkirchen und Vilshofen werden, wo gestern der Scheitel der Hochwasserwelle erwartet wurde.

Entwarnung gaben die Behörden in Baden-Württemberg. "Das Hochwasser in kleineren Gewässern ist weiter abklingend, die Scheitelwerte in größeren Flüssen sind größtenteils erreicht", schrieb die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz auf ihrer Internetseite.

Profiteure gibt es beim Hochwasser auch: Den Organisatoren der Wassersportmesse "Boot" kommt die Situation fast gelegen. ",Big Willi' muss nicht so tief ins Wasser", sagte Tania Vellen von der Messe Düsseldorf. Bei "Willi" handelt es sich um einen Schiffshebekran, der auf Schienen ins Wasser läuft und Ausstellungsboote aus dem Rhein vis-à-vis der Messe hievt.

(dpa/RP)
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