Stockholm Schweden führen neutrales Pronomen "hen" ein

Stockholm · Wie beschreibt man einen Menschen, der sich weder als Mann noch als Frau versteht? "Er" oder "sie" scheiden schließlich aus. Die Schweden haben für dieses Dilemma eine Lösung gefunden: Wer ein schwedisches Wörterbuch aufschlägt, findet irgendwo zwischen den Einträgen "han" für "er" und "hon" für "sie" seit gestern das geschlechtsneutrale "hen". Darüber, ob das Wörtchen dort hingehört, streiten die Skandinavier seit vielen Jahren.

In Deutschland ist das bislang kaum ein Thema. Dabei gibt es durchaus Vorschläge. "Wir könnten x als Pronomen einführen", meint Lann Hornscheidt, am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien der Berliner Humboldt-Uni mit Gender Studies und Sprachanalyse beschäftigt. Im Kampf gegen Klischees und Diskriminierung möchte Hornscheidt selbst gern mit "Professx" statt "Professor" oder "Professorin" angesprochen werden. Auch bei Facebook können deutsche Nutzer ihr Geschlecht seit vergangenem Herbst auch als "Inter*" oder "transsexuell" angeben. Im vergangenen Jahr hatte ein junger Mensch aus Niedersachsen außerdem - vergeblich - versucht, vor Gericht einen dritten Geschlechtseintrag im Ausweis durchzusetzen.

In einem sind sich die Sprachforscher einig: Das grammatisch neutrale deutsche Wort "es" kommt als geschlechtsneutrales Pronomen nicht infrage. Auch viele Transsexuelle lehnen das ab. "Das würden die Menschen als Objektifizierung verstehen. Das ,Es' hat ja etwas sehr stark Sächliches", meint Professx Hornscheidt. "Ich glaube, es muss eine neue Form sein."

Im Sprachgebrauch der Schweden ist "hen" schon verbreitet. Das Fürwort wird aber nicht nur benutzt, um eine transsexuelle Person zu beschreiben. Es kommt vor allem auch zum Einsatz, wenn das Geschlecht egal oder unbekannt ist.

(dpa)
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