Köln Sechsjähriger ertrinkt beim Baden im Rhein

Köln · Die Hitzewelle hat in NRW bislang mindestens acht Badetote gefordert. Trotz der Sahara-Hitze wurde die 40-Grad-Marke nicht geknackt. Unwetter sorgten örtlich für Chaos. In Hattingen wurden zwei Männer von einem Blitz getroffen.

Um kurz nach 15 Uhr geht der Notruf bei der Feuerwehr ein. Ein Sechsjähriger drohe im Rhein zwischen Langel und Feldkassel bei Köln zu ertrinken, meldet ein Anrufer. Als die Rettungskräfte am Ufer bei Rheinkilometer 703 eintreffen, ist der Junge längst von der Strömung weggerissen worden. Mit Tauchern, Hubschraubern und Booten wird nach dem Kind gesucht. Doch erst gegen 16.40 Uhr können sie den leblosen Jungen im Wasser finden. Ein Notarzt versucht noch vergeblich, das Kind wieder zu beleben.

Der Junge, der aus Wuppertal kam, war am Samstag mit seinem Vater ans Rheinufer gegangen. Nach Angaben der Polizei war der Sechsjährige beim Spielen in Ufernähe wohl von einer Strömung erfasst und unter Wasser gezogen worden. Der Vater hatte selbst vergeblich versucht, seinen Sohn zu retten.

Mindestens neun Badetote gab es in NRW seit Beginn der Hitzewelle am vergangenen Donnerstag. Bundesweit waren es bis gestern Abend sogar schon 13 Tote. In NRW ertranken allein an diesem Wochenende fünf Menschen, unter ihnen auch der sechsjährige Junge. Am Samstag starben in der Nähe von Aachen zwei Männer bei Badeunfällen. Im Naturfreibad von Siegen kam ein 17 Jahre alter Jugendlicher ums Leben. In einem See in Greven (Kreis Steinfurt) ging eine 38-jährige Frau beim Schwimmen unter und tauchte nicht wieder auf.

Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) rät deshalb, nur in bewachten Bewässern schwimmen zu gehen und auch nur in Seen und Flüssen, wo das Baden erlaubt ist. Denn besonders an Badeseen gebe es Gefahren, da im Wasser meist große Temperaturunterschiede herrschten und das Gewässer abrupt tiefer werden könne. Oftmals sei auch der Grund bewachsen, so dass man ausrutschen könnte. Man könne sich zudem in Schlingpflanzen verheddern. Darüber hinaus warnt der DLRG besonders vor Leichtsinn. "Oft überschätzten Menschen ihr Können", sagte ein DLRG-Sprecher. Im vergangenen jahr starben 392 Menschen beim Baden in Deutschland, meist in Flüssen und Seen.

Trotz der Hitze zog es aber nicht alle Menschen zum Baden an die Seen und in die Schwimmbäder. Viele nutzten das Wochenende auch für Ausflüge. Doch auch da gab es Einschränkungen durch die extreme Wärme. So wurde etwa die Reichstagskuppel in Berlin für Besucher geschlossen. Bei 44 Grad Innentemperatur hatten mehrere Besucher Kreislaufprobleme bekommen. Auch Bahnreisende hatten unter hohen Temperaturen zu leiden. In mindestens 19 Intercitys (IC) fielen die Klimaanlagen aus.

Wegen Verdachts auf Hitzekollaps wurden mindestens sechs Teilnehmer des Deutschen Chorfestivals in Trier ins Krankenhaus gebracht. In Schwagstorf bei Osnabrück kollabierten 25 Erntehelfer auf einem Erdbeerfeld. In Rostock klappte ein Lkw-Fahrer am Steuer zusammen und raste in eine Kleingartenanlage. Zudem löste ein Hitze-Brand einen stundenlangen Komplettausfall der Sendungen des deutsch-französischen Fernsehsenders Arte aus. Und erneut musste die Polizei Kinder und Hunde aus aufgeheizten Autos befreien. Bundesweit gab es deshalb Notrufe. Die hohen Temperaturen ließen zudem vielerorts die Ozonbelastung steigen. Wer an die Strände der Nord- und Ostsee wollte, musste sich in Geduld üben: Rund um Hamburg gab es wegen Baustellen kilometerlange Staus.

Der Temperaturrekord in Deutschland wurde jedoch nicht geknackt. Am heißesten war es laut Deutschem Wetterdienst (DWD) am Samstag im rheinland-pfälzischen Bad Dürkheim mit 39,2 Grad. Die bisher höchste jemals gemessene Temperatur in Deutschland beträgt 40,2 Grad. Doch mit den Sahara-Temperaturen ist es erst einmal vorbei. Ab heute soll eine Kaltfront für etwas Abkühlung sorgen, bevor morgen die Temperaturen wieder auf mehr als 30 Grad klettern.

Schwere Unwetter sorgten in einigen Teilen Nordrhein-Westfalens gestern für Chaos. So wurden in Hattingen zwei Menschen vom Blitz getroffen und schwer verletzt. Einer der beiden musste von einem Arzt reanimiert werden. Die beiden waren gestern Morgen auf freiem Feld unterwegs, als sie vom Gewitter überrascht wurden. In anderen Bundesländern brannten Häuser nach Blitzeinschlägen. Bäume stürzten auf Straßen, Keller liefen durch Starkregen voll.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort