Dicke Luft in Frankreichs Hauptstadt Unerträglicher Smog — Fahrverbote in Paris

Paris · Im Kampf gegen den unerträglichen Smog in Paris sind am Montag fast die Hälfte der Autofahrer dazu verdonnert worden, ihr Fahrzeug stehen zu lassen. Bis zum Mittag wurden fast 4000 Strafzettel ausgestellt. Die Luft hat sich derart verbessert, dass das Vebot am Montag endet.

2014 - Fahrverbot wegen Smog: Szenen aus Paris
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2014 - Fahrverbot wegen Smog: Szenen aus Paris

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Foto: ap

Wie eine Glocke hing die Staubwolke über der französischen Hauptstadt und ihren Wahrzeichen. Eiffelturm, Notre Dame, Sacré Coeur — sie alle waren von einem merkwürdig gelblich-grauen Schleier umgeben. Seit Tagen schon herrschte in Paris sowie in weiten Teilen des Landes sprichwörtlich dicke Luft: Die Feinstaub-Belastung hatte nach Behördenangaben mehrmals infolge die zulässigen Höchstwerte überschritten. Während zahlreiche Menschen husteten und über Atembeschwerden klagen, entschloss sich die Regierung zu drastischen Maßnahmen.

Den ganzen Montag über galt im Pariser Großraum ein Fahrverbot - das erste seit fast zwei Jahrzehnten. Rund die Hälfte aller Autos, Lastwagen und Motorräder wurde von den Straßen verbannt: Betroffen waren alle Fahrzeuge, deren Kennzeichen mit einer geraden Zahl enden. Ausnahmen bestanden lediglich für öffentliche Busse, Taxis und Rettungsfahrzeuge sowie Elektroautos oder Fahrzeuge mit mindestens drei Insassen. Verstöße wurden mit einem Bußgeld von 22 Euro geahndet. Auf den Straßen galten zudem Geschwindigkeitsbegrenzungen, öffentliche Verkehrsmittel waren umsonst.

Giftiger Smog

Mit den Maßnahmen sollte der giftige Smog reduziert werden, der neben dem Pariser Großraum dreißig weitere Departements umnebelt. Die Europäische Umweltbehörde sprach von der schlimmsten Luftverschmutzung seit 2007. Vergangene Woche sei das Verschmutzungsniveau durch die Feinstaub-Partikel zeitweise sogar höher gewesen, als in Peking, das für seine schlechte Luft berühmt ist. Schon warnten Politiker vor "chinesischen Verhältnissen" in Frankreich.

Grund für den Extrem-Smog war das hohe Verkehrsaufkommen sowie die Zahl der Dieselbetriebenen Autos in Frankreich, die über zwei Drittel der zugelassenen Fahrzeuge ausmachen. Kaminfeuer, Ölheizungen und Industriebetriebe tragen ihrerseits zur Verschmutzung bei. Verstärkt wurde das Phänomen durch die Wetterlage: Ein Hochdruckgebiet über Frankreich mit vergleichsweise milden Temperaturen bremste den Austausch der Luftschichten, so dass die gesundheitsschädlichen Feinstaub-Partikel wie unter einer Glocke gefangen gehalten wurden.

Die nach dem englischen "particulate matters" kurz PM genannten Teilchen können in die Atemwege eindringen und Krebs, Asthma, Allergien sowie Herzkrankheiten hervorrufen. Kleinkindern und Älteren Menschen rieten die französischen Behörden daher seit Tagen schon, möglichst nicht auf die Straße zu gehen und sportliche Aktivitäten im Freien zu vermeiden. Frankreichs Umweltminister Philippe Martin bezeichnete die Luftqualität als "Dringlichkeit und Priorität für die Regierung”.

"Ich akzeptiere die Auflage"

Die Pariser reagierten wie so oft mit einer Mischung aus Stoizismus und Geringschätzung auf das verhängte Fahrverbot. "Ich akzeptiere die Auflage, wir müssen Bürgerlichkeitssinn an den Tag legen, auch wenn es länger dauert, in die Arbeit zu fahren", sagte ein Mann, der sein Auto gegen die Metro getauscht hatte. Andere dagegen schimpften über eine als "Zwang" empfundene Maßnahme, die die Fahrtzeit zur Arbeit verlängere. "Wer sein Auto braucht, nützt es, den schrecken auch die 22 Euro Bußgeld nicht ab", erklärte ein Pendler, der auf sein Fahrzeug partout nicht verzichten wollte.

Die meisten Autofahrer hielten sich allerdings an die Auflage. Die Behörden meldeten deutlich weniger Staus im Pariser Großraum. Dem Umweltministerium zufolge ging das Verkehrsaufkommen um 25 bis 30 Prozent zurück. Rund 850 Polizisten waren im Einsatz, um das Fahrverbot zu kontrollieren. Bis zum Nachmittag wurden mehr als 4000 Bußgelder verhängt. Am frühen Abend sprach Umweltminister Martin bereits von einer "deutlichen Besserung" der Luftqualität. Dies, verbunden mit entspannten meteorologischen Aussichten, bewege ihn dazu, das Fahrverbot nicht auf Dienstag zu verlängern.

(RP)
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