Sieben Fälle in Düsseldorfer Uniklinik So gefährlich sind resistente Bakterien

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Universitätsklinik hat am Dienstag mitgeteilt, dass sie in diesem Jahr bislang sieben Patienten behandelt hat, bei denen der VRE-Keim nachgewiesen werden konnte.

Hierbei handelt es sich um sogenannte Vancomycin-resistente Enterokokken, die schwer kranken Menschen gefährlich werden können. Der VRE-Keim ist gegen viele Antibiotika resistent, selbst gegen das hochpotente Vancomycin. Ob die Patienten den Erreger mitgebracht oder ob sie sich im Krankenhaus angesteckt haben, ist nicht bekannt.

Alle Patienten haben in der Uniklinik offenbar die derzeit noch wirksamen Reserve-Antibiotika bekommen, trotzdem seien zwei von ihnen an ihren Grundkrankheiten gestorben. "Uniklinik und Stadt haben sich vorbildlich verhalten", sagte Andreas Meyer-Falcke, Gesundheitsdezernent im Rathaus und selbst Mediziner.

Sind Enterokokken gefährlich? Normalerweise sind die kugelförmigen Bakterien gesund, vor allem für unser Verdauungssystem. In probiotischen Lebensmitteln sind sie sogar eigens zur Förderung der Mikroflora des Darms eingesetzt. Bei Lebensmitteln tragen sie zum Reifungsprozess etwa bei verschiedenen Käsesorten bei. Trotzdem besitzen die Keime latent negative Eigenschaften, denn sie können bei einigen besonders kranken Menschengruppen Infektionen auslösen.

Für wen genau sind sie gefährlich? Vor allem für Patienten mit geschwächtem oder absichtlich gedämpftem Immunsystem auf Intensiv- und onkologischen Stationen sowie Transplantationsabteilungen.

Was können die Keime bei Erkrankten anrichten? Harnwegsinfekte, eine Entzündung der Herzinnenhaut und im schlimmsten Fall eine Sepsis (eine den Körper erfassende Entzündung). Wenn sie nur die Haut besiedeln, sind sie harmlos.

Wie verbreiten sich die VRE-Keime? Vor allem über Hände, über verschmutzte Gegenstände oder über Flächen in der Nähe des Patienten. Deshalb sind die üblichen Desinfektionsmaßnahmen zwingend erforderlich. Vor allem: Hände nicht nur waschen, sondern desinfizieren.

Warum ist die Behandlung dieser Infektionen so schwierig? Viele Menschen haben schon oft Breitband-Antibiotika gegen Infekte genommen. Von diesen massiven Attacken waren auch unbeteiligte Bakterien, häufig im Darmtrakt, betroffen, die daraufhin mit einem raffinierten Trick geantwortet haben: Unter dem antibiotischen Druck haben sie eine Art genetische Hornhaut entwickelt, die sie unempfindlich macht gegen Antibiotika. Und so gibt es nun seit einiger Zeit eben Enterokokken, an denen die meisten Antibiotika abprallen, sogar das kraftvolle Vancomycin.

Wie wird der Erreger festgestellt? Ein gesunder Träger bemerkt ihn gar nicht. Bei ihm kann er nur im Stuhl nachgewiesen werden. Bei Kranken ist er im Stuhl, im Urin und im Blut zu finden.

Wie muss man sich bei einem VRE-Fall verhalten? Für gesunde Personen hat der Nachweis von VRE im Darm keine Konsequenz, er gefährdet sie nicht, besondere Hygienemaßnahmen sind nicht zwingend. Dass gesunde Menschen den Keim an Patienten im Krankenhaus übertragen, gilt als unwahrscheinlich; aus Schutzgründen müssen sie beim Besuch trotzdem Schutzkleidung (mit Kittel und Handschuhen) tragen und ihre Hände desinfizieren. Die Hygienebestimmungen achten eher darauf, dass nicht der eine Patient den anderen ansteckt.

Sind der Düsseldorfer Uniklinik Vorwürfe zu machen? Im Gegenteil, sie hat sich nach bisherigen Erkenntnissen offenbar vorbildlich verhalten — in der Befolgung der Meldepflicht wie auch in der antibiotischen Behandlung der Patienten.

Warum hat sie überhaupt sieben VRE-Fälle gehabt? Weil Unikliniken oft (auch von kleineren Krankenhäusern überwiesen) die schweren und kritischen Fälle bekommen. Die Keime werden in kleineren Häusern auch deshalb nicht so häufig nachgewiesen, weil nicht immer nach ihnen gesucht wird. Als sicher darf gelten, dass die allermeisten Krankenhäuser in den vergangenen Jahren VRE-Fälle auf ihren Stationen gehabt haben. Das Gesetz sieht ihre Meldung ans Gesundheitsamt aber nur vor, wenn sie an einer Klinik gehäuft auftreten.

(RP)
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