Naturschauspiel So nah war uns der Mond selten

Bonn · Der Vollmond kommt der Erde so nah wie seit 1948 nicht mehr. Der Himmelskörper erscheint dadurch besonders groß und hell. Dichte Wolkenfelder dürften den Blick auf das Naturschauspiel allerdings vielerorts behindern.

Spektakulärer "Supermond 2016" weltweit
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Spektakulärer "Supermond" weltweit

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Foto: rtr, TM/jv

Wer Freude an Naturschauspielen hat, sollte heute Abend den Kopf in den Nacken legen und die Objektive gen Himmel richten. Denn heute geht über Deutschland ein sogenannter Supermond auf, der sich so groß und so hell zeigt wie seit fast 70 Jahren nicht mehr. Der Erdtrabant wird rund 14 Prozent größer und 30 Prozent heller zu sehen sein als gewöhnlich. Das entspricht etwa dem Unterschied einer Zwei- zu einer Ein-Euro-Münze.

Grund für das Naturschauspiel sind zwei Ereignisse am Himmel, die zusammenfallen. Erstens: Der Erdtrabant befindet sich sehr nah an der Erde. "Der Mond bewegt sich ja nicht auf einer perfekten Kreisbahn um die Erde, sondern auf einer Ellipse", erklärt Ulrich Klein vom Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn. Dadurch variiert seine Distanz zur Erde zwischen mehr als 400.000 Kilometern im Apogäum (Erdferne) und rund 356.400 Kilometern im Perigäum (Erdnähe). Der Mond stehe der Erde alle 27,55 Tage nahe, sagt Manfred Gaida vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), "allerdings ist dann nicht immer Vollmondzeit".

Heute schon - was das zweite Himmelsereignis darstellt. Die Mondphasen hängen von der Konstellation zwischen Erde, Mond und der Sonne ab. "Bei Vollmond steht der Mond der Sonne gegenüber", sagt Jürgen Kerp vom Argelander-Institut für Astronomie. Dazwischen befindet sich leicht versetzt die Erde. So fällt das Sonnenlicht senkrecht auf die Oberfläche des Mondes, was ihm seine reflektierende Leuchtkraft verleiht.

"Das Besondere ist die Verbindung von Vollmond und Erdnähe", verdeutlicht Kerp. Umgangssprachlich nennt man dies einen Supermond. So nah wie heute hat der Vollmond der Erde zuletzt 1948 gestanden. Noch näher war er am 4. Januar 1912, als er bis auf 356.375 Kilometer an die Erde herankam.

Die echte Vollmondphase beginnt heute um 14.52 Uhr. Nur drei Stunden zuvor kommt der Trabant mit "nur" 356.509 Kilometern Distanz in extreme Erdnähe. Ein derartiges Schauspiel wird es erst 2034 wieder zu sehen geben.

Der Supermond im August 2014
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Der Supermond im August 2014

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Foto: dpa, ppl wst

Kerp rät daher zum Blick in den Himmel. Vor allem der Helligkeitsunterschied sei beachtlich. "Je größer die reflektierende Fläche ist, desto heller erscheint sie uns auch", erklärt der Professor. Laut Angaben des Deutschen Wetterdienstes könnten in Deutschland allerdings Nebelfelder und eine Wolkendecke die Sicht auf den Erdsatelliten verderben. Voraussichtlich können nur die Menschen in Brandenburg, Sachsen und der Osthälfte Bayerns den ungewöhnlich großen Vollmond beobachten.

Gaida zweifelt deshalb daran, dass dem ungeübten Beobachter eine starke Abweichung auffällt: Die Mondscheibe sei im Perigäum zwar rund ein Drittel größer, sagt er. "Da der Mond aber für das bloße Auge insgesamt nur ein recht kleines Scheibchen am Firmament ist und sich dem Auge auch kein 'Vergleichsmond' in Erdferne bietet, dürfte es schwierig sein, tatsächlich einen 'überwältigenden' Unterschied auszumachen."

Der Supermond im Juni 2013
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Der Supermond im Juni 2013

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Foto: dpa, Sergey Dolzhenko

Nicht zu verwechseln ist der "Supermond" übrigens mit einem anderen Effekt, bei dem der Himmelskörper riesig erscheint und den man als "Mondtäuschung" bezeichnet. "Ein Vollmond wirkt auch dann besonders groß, wenn er nah am Horizont ist und man ihn neben Häusern, Bäumen oder anderen Objekten betrachtet", erklärt Klein. Die Erdnähe spielt bei diesem Phänomen keine Rolle. Aus physikalischer oder astronomischer Sicht ist es noch nicht geklärt.

(beaw)
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