Kopenhagen Song Contest: Vorentscheid am Donnerstag

Kopenhagen · Während der deutsche Act für den Eurovision Song Contest noch ermittelt wird, stehen etliche Teilnehmer schon fest.

Egal welcher deutsche Kandidat sich für den Eurovision Song Contest in Kopenhagen qualifiziert, die Österreicher werden die bessere Show liefern. Denn mit Conchita Wurst alias Tom Neuwirth schickt die Alpenrepublik einen Travestiekünstler ins Rennen, dessen bizarrer Auftritt mit Vollbart und Glitzerkleid auf jeden Fall eines bleiben wird: in Erinnerung. Das muss man angesichts des deutschen Bewerberfelds zumindest bezweifeln. Allzu brav präsentieren sich die acht Künstler respektive Bands, die am 13. März in der Kölner Lanxess-Arena um den Einzug ins ESC-Finale am 10. Mai ringen. Einem breiteren Publikum bekannt ist gerade mal Unheilig um den Sänger Der Graf ("Geboren um zu leben") — aber ob dessen Pathos-Pop im Erfolgsfall europaweit funktioniert, sei noch dahingestellt.

Dabei geht es darum, die Schlappe von Malmö im vergangenen Jahr wettzumachen. Cascada belegte für Deutschland damals nur einen enttäuschenden 21. Platz. Das Fernsehpublikum entscheidet nun in der Live-Show, wer den nächsten Anlauf auf die Popkrone wagt. Zur Auswahl stehen neben Unheilig: Die Sängerin Oceana, die 2012 mit dem Fußball-EM-Song "Endless Summer" von sich reden machte; die Band Santiano, die von sich behauptet, Shanty-Rock zu spielen; der etwas larmoyante Sänger namens Das Gezeichnete Ich; die Rock'n'Roll-Band The Baseballs sowie die Newcomer MarieMarie und Madeline Juno, beide mit zarten Folk-Stimmen, und gerade per Wildcard nominiert, das Trio Elaiza, das auf balkanlastige Folklore setzt, was beim traditionell osteuropäisch dominierten ESC zumindest nie verkehrt sein kann.

Dennoch mutet die Auswahl schwierig an. Es fehlen sowohl ein charmant-charismatischer Überflieger wie Lena als auch ein echtes musikalisches Schwergewicht — von Showspaß gar nicht zu reden. Den Deutschen geht es ums Gewinnen, nicht ums Vergnügen. Dafür sind die anderen da: neben Conchita Wurst die isländischen Spaßpunks von Pollapönk zum Beispiel. Andere Nationen wiederum setzen auf Sexappeal. Italien und Spanien beispielsweise spekulieren mit Emma Marrone und Ruth Lorenzo auf mediterrane Schönheiten. Auch alte Bekannte treten wieder an. So soll Valentina Monetta zum dritten Mal mit einem Lied des Produzenten Ralph Siegel ("Ein bisschen Frieden") für den Zwergstaat San Marino singen — obwohl sie schon 2012 und 2013 im Halbfinale gescheitert war. Deutschland ist als eine der fünf Geldgeber-Nationen (neben Italien, Frankreich, Großbritannien und Spanien) direkt fürs ESC-Finale qualifiziert. Noch hat sich das Teilnehmerfeld nicht komplett formiert. Die dänischen Gastgeber etwa entscheiden sich heute, das restliche Skandinavien folgt. Insgesamt konkurrieren 37 Nationen, 20 entscheiden das Finale unter sich. Die Deutschen aber dürfen sogar im Halbfinale Daumen drücken: Für Lettland tritt der Bochumer Sänger Jöran Steinhauer mit seiner Band Aarzemnieki an.

(RP)
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