Düsseldorf Riesen-Sternschnuppe sorgt für Wirbel

Düsseldorf · Hunderte Anrufe sind bei der Polizei in Süddeutschland wegen eines Feuerballs am Himmel eingegangen. Es könnte sich um einen Meteoriten gehandelt haben. Ein Schweizer will Gesteinsreste in seinem Garten gefunden haben.

2015: Meteoritenverdacht löst Aufregung im Netz aus
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Foto: Screenshot Youtube

Ein Lichtschweif am Firmament erhellt die Nacht - Sekunden später ist das Naturereignis schon wieder vorbei. Dutzende Videofilme aber dokumentieren den brennenden Himmelskörper, der am Sonntagabend Hunderte Augenzeugen verunsichert. Schnell scheint klar: Das kann keine gewöhnliche Sternschnuppe sein. Dazu ist sie zu groß. Erreichte das Weltraumgestein womöglich den Erdboden? Dieser Frage gehen seit gestern Wissenschaftler in der Schweiz und Deutschland nach.

Etwa sechs Sekunden illuminierte der grell-grüne Feuerball am Sonntagabend um 20.44 Uhr den Abendhimmel über Süddeutschland und der Schweiz. Der Lichtschweif ist nach Einschätzung von deutschen Astronomen ein Meteor. "Er zog über den Bodensee und über die Schweiz", sagte der Meteoriten-Experte Dieter Heinlein von der Vereinigung der Sternfreunde in Heppenheim. Hunderte Anrufe erreichten gegen neun Uhr die Polizeipräsidien in Süddeutschland.

Zeitgleich war im Schweizer Kanton Aargau ein lauter Knall zu hören, berichten Zeugen. Der Boden habe gebebt. Das deutet darauf hin, dass der Himmelskörper nicht in der Erdatmosphäre verglüht, sondern auf der Erde eingeschlagen sein könnte. Also doch ein Meteorit? Noch fehlen für die Theorie Beweise. Alexander Bangert (19) aus Schöftland im Schweizer Kanton Aargau will vier Überreste des Gesteins in seinem Garten gefunden haben. "Sie lagen auf der Terrasse und im Rasen", sagte er der Schweizer Zeitung "20 Minuten". "Ich weiß nicht, wie diese Objekte sonst dahin gekommen sein sollen. Ich habe so etwas noch nie gesehen", sagte er über die Fundstücke, die glasig glänzen sollen.

Fotos, die seinen Fund dokumentieren sollen, lassen Experten aber an der Echtheit zweifeln. Meteoritensammler Beat Booz spricht von "merkwürdigen Linien" auf den Steinen. Auch der technische Leiter der Schweizer Sternwarte Academia Samedan ist von einem Einschlag nicht restlos überzeugt. "Es kann sein, dass der Meteor nur die Erdatmosphäre gestreift hat. Bei dem lauten Knall könne es sich nämlich auch um einen sogenannten Überschallknall handeln. "Dieser entsteht, sobald ein Objekt schneller ist als der Schall", sagt der Wissenschaftler.

Also doch kein Einschlag? Das wollen Experten jetzt überprüfen. Bisher gehen sie davon aus, dass das Gestein aus dem Weltall zum Zeitpunkt des Eintritts in die Erdumlaufbahn faustgroß gewesen ist. Normalerweise verglühen diese Objekte in einer Höhe von 100 bis 70 Kilometern. Sollte der Meteor aber bis in einer Höhe von 20 Kilometern nicht verdampft sein, ist er wohl doch auf der Erde eingeschlagen. Nur wo? Die Astronomen der Sternwarte Mirasteilas haben mit einer Spezialkamera den Lichtschweif auf Video festgehalten. Ein Glücksfall: "Wir gehen davon aus, dass wir berechnen können, wo der Meteor heruntergekommen ist", sagte der Leiter José de Queiroz dem "Blick". Schon heute sollen Ergebnisse vorliegen.

(RP)
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