Seoul Südkorea: Kapitän nach Fährunglück verhaftet

Seoul · Die gesunkene südkoreanische Fähre "Sewol" ist zum Unglückszeitpunkt nicht vom Kapitän, sondern von einer wenig erfahrenen Offizierin gesteuert worden. Der 68 Jahre alte Lee Jun Seok habe die Schiffsführung an die 26-jährige Dritte Offizierin übergeben, bevor das Schiff mit 475 Menschen an Bord zu sinken begann, teilten die Ermittler mit. Ein Gericht erließ Haftbefehle gegen den Kapitän, die Offizierin sowie gegen ein weiteres Besatzungsmitglied. Gestern Abend wurde der Kapitän festgenommen. Fast 270 Menschen gelten noch immer als vermisst. An Bord waren 325 Schüler auf dem Weg zu einem Ausflug.

Lee wird beschuldigt, das sinkende Schiff im Stich gelassen zu haben. Das Verhalten des Kapitäns und der Crew wurde schon unmittelbar nach dem Untergang stark kritisiert. Überlebende berichteten, der Kapitän habe das Schiff als einer der ersten verlassen. Zudem war den Passagieren zunächst über Lautsprecher mitgeteilt worden, sich nicht zu rühren - da war das Schiff bereits in starke Seitenlage geraten. Als Ursache gilt ein scharfer Kurswechsel. Es wird vermutet, dass dadurch Autos und Container verrutschten und so das Schiff in Schieflage geraten sein könnte.

Nach Ansicht von Experten ist durch die späte Evakuierung kostbare Zeit verloren gegangen. Die Küstenwache befürchtet, dass viele der insgesamt 475 Menschen im Innern des Schiffes eingeschlossen wurden. Bisher wurden 28 Leichen aus dem Wasser gezogen. Fast 180 Menschen waren gerettet worden. Der Rest gilt als vermisst.

Erschüttert zeigte sich Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier: "Wir trauern um die vielen Menschen, die beim Untergang der "Sewol" umgekommen sind und wünschen uns, dass unter den Vermissten noch Überlebende geborgen werden können", sagte der SPD-Politiker.

Viele Angehörige harren in der Nähe der Unglücksstelle auf der Insel Chindo aus. Dort soll sich ein Lehrer erhängt haben. Offensichtlich habe er Schuldgefühle gehabt, weil er gerettet wurde, während viele mitreisende Schüler vermisst werden, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap.

(dpa)
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