Düsseldorf/Zahlé Syrien-Flüchtlinge sterben bei Eis und Schnee

Düsseldorf/Zahlé · Hunderttausende Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien sind in ihren provisorischen Siedlungen und Lagern im Libanon Opfer eines heftigen Kälteeinbruchs geworden. Zelte brechen unter den Schneemassen zusammen; mindestens sieben Menschen sind bereits erfroren. Unter den Toten sind fünf Kinder, darunter Zwillinge im Alter von erst zwei Tagen.

"Vergangene Nacht gab es noch einmal mehr als zehn Zentimeter Neuschnee. In den Lagern fehlt es vor allem an Heizöl und Holz, aber auch Nahrungsmittel sind knapp geworden", berichtete Susanne Carl. Sie koordiniert für die deutsche Hilfsorganisation Humedica in Zahlé die medizinische Betreuung im Bekaa-Tal an der syrischen Grenze. Es ist besonders betroffen.

Große Flüchtlingslager wie in den Nachbarstaaten sieht man im Libanon nicht. Die Syrer werden vom Staat nur geduldet und zelten daher auf Äckern, die sie von Bauern gemietet haben. 800 dieser Camps gibt es im Bekaa-Tal. Obwohl die Hilfsorganisationen Tausende Öfen, Decken, Mützen und Schuhe verteilt haben, besitzen viele Kinder nur Sandalen. Die Ärzteteams, die verstärkt mit Grippe und Lungenentzündungen konfrontiert sind, kommen nicht mehr zu allen durch.

"Die Flüchtlinge sind nicht nur durch den Schnee abgeschnitten, es fehlt auch an Geld", sagte Carl. Dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen ist angesichts des nicht enden wollenden Flüchtlingsstroms das Geld ausgegangen. Allein im Libanon leben bis zu 1,5 Millionen Syrer. "In diesem Monat wurden pro Person 19 Dollar ausgezahlt statt wie bisher 30 Dollar für Lebensmittel. Das Geld, das sonst zum Heizen verwendet würde, muss für Essen ausgegeben werden."

Das Schlimmste stehe aber noch bevor, befürchtet Carl: "Die nächste Sorge sind jetzt steigende Temperaturen. Hier liegt bis zu einem halben Meter Schnee." Wenn er schmilzt, sind die Zeltsiedlungen sehr schnell überflutet. "Dann wird das allgemeine Elend noch größer."

(RP)
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