Düsseldorf Tief "Ludger" flutet Städte in NRW

Düsseldorf · Zwei Tage nach dem Unwetter mit Starkregen und Gewitter sind die Straßen in den betroffenen Gebieten wieder weitgehend frei. Nun aber beginnen die Aufräumarbeiten in den Wohnhäusern. Das Wetter bleibt erst mal beständig.

Tiefdruckgebiet "Ludger" wird vielen Menschen nicht in guter Erinnerung bleiben - wütete es an Fronleichnam doch schwer über Teilen von NRW. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte das Tage vorher angekündigt und vor heftigen Sturmböen, schweren Gewittern und Starkregen mit bis zu 20 Litern pro Quadratmeter gewarnt. Vielerorts bestätigte sich genau das: Gegen 17 Uhr zog am Donnerstag ein Gewitter über Mönchengladbach hinweg. Die Folgen: Blitzeinschläge, vollgelaufene Keller und Wasserfontänen aus überlasteten Gullis. Allein bis 19.30 Uhr musste die Feuerwehr Mönchengladbach rund 160 Mal ausrücken. "Die letzten Einsätze waren erst gegen Mitternacht beendet", sagte ein Sprecher der Feuerwehr. In Mönchengladbach gingen die Aufräumarbeiten relativ zügig voran. Bereits gestern Morgen wurden die Straßen wieder freigegeben. Anders sah das in vielen Privathäusern aus, deren Bewohner noch mitten im Chaos sitzen. Die Bahn kämpft ebenfalls mit den Folgen: Die Strecke der S 9 zwischen Haltern am See und Wuppertal bleibt heute vorerst gesperrt.

Welche Regionen waren besonders betroffen? Die Unwetter wüteten sehr kleinräumig. In Mönchengladbach fielen Regenmengen, die die Kanalisation in den Stadtteilen Stadtmitte, Neuwerk, Lürrip und Hardterbroich nicht aufnehmen konnte. Verletzte hat es laut Feuerwehr nicht gegeben. Die A 57 stand zwischen dem Kreuz Kaarst und der Anschlussstelle Holzbüttgen zeitweise unter Wasser. Mehrere Wagen prallten aufeinander, es blieb aber bei Blechschäden. Besonders hart hat es das Ruhrgebiet und das südliche Westfalen getroffen. In Gladbeck, Herten und Gelsenkirchen entwurzelte der Sturm Bäume und überschwemmte Straßen. Die Ruhr Games in Dortmund mussten unterbrochen werden. Binnen weniger Stunden fielen in Duisburg zwölf Liter Regen pro Quadratmeter. Misst eine DWD-Wetterstation für einen Tag mehr als 30 Liter Regen pro Quadratmeter, wird das als Starkregen bezeichnet. "Ludger" aber hatte sich die Gebiete förmlich herausgepickt. Denn in 90 Prozent des Landes blieb es bei normalen Gewittern. "Das liegt in der Natur der Sache: In einem Stadtteil kann die Welt untergehen, während es nebenan nur nieselt", sagt DWD-Meteorologe Bernd Hussing.

Müssen wir in Zukunft häufiger mit Unwettern rechnen? In den vergangenen Jahrzehnten konnten die Experten des DWD keine signifikante Häufung von Unwettern feststellen. Und sie rechnen auch nicht damit, dass die Zahl und Schwere der Unwetter in Deutschland steigen wird. "Das ist eine gestörte Wahrnehmung, weil wir besser vernetzt sind und jeden Sturm mitbekommen. Solche Stürme gab und gibt es immer mal, auch in dem Ausmaß", sagt Hussing. Im Sommer sei das der Fall, weil bei warmer Temperatur mehr potenzielle Energie vorhanden sei, aus der Unwetter entstehen können.

Was zahlt welche Versicherung? Der Sturm zieht vorüber, aber der Schaden bleibt. Standardmäßige Gebäudeversicherungen decken Unwetterschäden an Haus oder Wohnung nur teilweise ab. Immobilienbesitzer sollten die Vertragsbedingungen prüfen, Schäden dokumentieren und zeitnah melden. Sturm- und Hagelschäden sowie Blitzeinschläge deckt die Wohngebäudeversicherung in der Regel ab. Schäden durch Überschwemmungen trägt sie, wenn zudem eine Elementarschadenversicherung vereinbart wurde. Schäden an geparkten oder stehenden Autos deckt die Teilkaskoversicherung ab. Das gilt auch für Beulen, die durch umstürzende Bäume oder Hagel entstanden sind.

Wie wird das Wetter? Für morgen erwarten die Meteorologen des DWD sonniges Wetter ohne Regen. Die Temperatur steigt der Prognose nach auf 26 bis 28 Grad in Westfalen. Auch am Montag wird es sonnig, trocken und heiß, mit Höchsttemperaturen zwischen 29 und 34 Grad. "Frühestens am Dienstag kann es wieder leichte Gewitter geben, über Regenfälle können wir noch keine genaue Aussage treffen", sagt Bernd Hussing. Die Wahrscheinlichkeit für Starkregen sei aber gering.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort